Oberhausen-Rheinhausen / Hockenheim. Es sind aufregende Monate, die hinter der Familie Streibel liegen. Vor allem für den siebenjährigen Noel, der seit September in die Schule geht. „Er fühlt sich dort sehr wohl“, berichtet die 30-jährige Mutter Rebecca Streibel. Gemeinsam mit einer Schulbegleiterin geht es für den Jungen, der an einer speziellen Form der Epilepsie leidet, in den Unterricht. Noel besucht eine Schule in Kronau – ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Jeden Morgen wird er von einem Fahrservice abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht.
„Die Schulbegleiterin und Noel sind ein Herz und eine Seele“, erzählt die junge Mutter, dass sie selbst viel Angst und Panik vor der Schulzeit ihres Zweitgeborenen hatte. Es kam so viel Neues auf die Familie zu und vor allem auf Noel. Doch er hat den Schulstart gut angenommen. „Er geht gerne in die Schule und kommt auch immer gut gelaunt zurück“, freut sich seine Mutter. Der morgendliche Singkreis, der Gebärdenkreis und Sportunterricht gefallen ihm gut. Auch im Deutsch- und Matheunterricht fühle er sich wohl, wobei es da auch immer auf die Spiele ankomme, die gespielt werden.
Epilepsiehund „Chap“ als Helfer für Noel: Verständnis wird besser
Die Schulbegleiterin ist für Noel ein Orientierungspunkt im Schulalltag. „Sie berichtet immer, wie sehr Noel mit seinen Mitschülern interagiert und andere auch mit ihm“, verrät Rebecca Streibel, dass sie sehr glücklich darüber ist, da sich Noel in den vergangenen Monaten sehr gut entwickle – in allen Punkten. Er fange an zu zeigen, was er haben will, schafft es, Buchstaben auszusprechen und versteht viel besser, was die Menschen ihm sagen. „Die Schule bringt ihn auf jeden Fall voran. Er versteht alles, was man sagt und tut“, freut sich Streibel.
Doch einen Punkt vermisse die junge Mutter – die Regelmäßigkeit, die es gab, als Noel den Kindergarten in Hockenheim besucht hat. „Wenn seine Schulbegleiterin krank ist, kann er nicht in die Schule. Wenn sein Schulbus aus irgendwelchen Gründen früher fahren muss, wird er früher aus dem Unterricht genommen“, berichtet Streibel, dass dies für sie und ihre ganze Familie zu Stress führt.
Noel und „Chap“
Noel (7) leidet an Epilepsie – einer Genmutation, die sehr selten und spontan ist. Er geht seit September 2022 in eine Schule in Kronau. Zuvor war er im Kindergarten Sonnenblume in Hockenheim.
Noels anfängliche kurze Anfälle veränderten sich zu ständigen „status epilepticus“ (andauernde Anfälle, die bis zu zwei Stunden am Stück in Folge auftreten können).
Seinen ersten Anfall hatte Noel mit sieben Wochen in den Armen seiner Mutter.
Ein Assistenzhund wie „Chap“ dient der Familie als Erleichterung und ist Freund und Helfer für Noel. Er kann vor Krampfanfällen warnen, Hilfe holen, durch Auflegen bei einem Anfall für Wärmeerhalt sorgen und Noel dabei schützen, Begleiter im Alltag, Straßenverkehr und öffentlichen Veranstaltungen sein.
Rebecca Streibel muss noch eine Prüfung ablegen, damit „Chap“ als Assistenzhund offiziell anerkannt wird. vas
Denn die Familie, die in Oberhausen-Rheinhausen lebt, besteht nicht mehr nur aus Vater Etienne, Mutter Rebecca, den Söhnen Leon (9), Noel (7), Valentin (4) und Epilepsiehund „Chap“. Seit Mitte Februar bereichert Nicolai das Leben der Familie und macht sie komplett. Die Schwangerschaft von Rebecca Streibel lief aber nicht so komplikationslos wie die drei vorherigen. Sie brauchte viel Ruhe, Unterstützung von der Familie – vor allem in der Zeit von Dezember bis Februar. Nicolai musste letztlich ein paar Wochen vor dem Entbindungstermin per Kaiserschnitt geholt werden. „Das war alles sehr viel in der Zeit“, berichtet die vierfache Mutter, die selbst auf dem Weg der Besserung ist und ein gesundes und aufgewecktes Kind in den Armen hält.
Epilepsiehund „Chap“ als Helfer für Noel: Training mit „Chap“ ruhte
Angesprochen auf das Verhältnis zwischen Noel und dem Australian Shepherd lächelt Streibel, zeigt sich glücklich und zufrieden, da „sich die beiden lieben und sehr aufeinander achten“. Eben so, wie es sein soll. Doch durch die Komplikationen in der Schwangerschaft ruhte das Training mit „Chap“, das für das Tier, Noel und Rebecca Streibel essenziell wichtig ist. „Ich hatte einige Monate eine Haushaltshilfe wegen der Probleme durch meine Schwangerschaft. Ich konnte mit ,Chap‘ nicht selbst spazieren gehen. So mussten er und die Haushaltshilfe sich aneinander gewöhnen, da mein Mann ja wegen der Arbeit auch nicht immer da sein konnte“, erzählt die 30-Jährige offen und ehrlich.
Sie versuchte in dieser Zeit, und auch jetzt noch, so viel wie möglich, das Training mit „Chap“ zu Hause zu absolvieren. Die Prüfung zum Assistenzhund steht noch immer aus. „Das hat aktuell nicht die oberste Priorität. Am wichtigsten ist derzeit, dass es allen gut geht und das Verhältnis zwischen Noel und ,Chap‘ immer weiter gestärkt wird“, betont sie, dass die Bindung, Nähe und Liebe zwischen den beiden immer stärker wird.
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