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Sitzt Schwimmverein Hockenheim ohne Aquadrom auf Trockenem?

Seit 6. Oktober ist der Beckenbereich des Aquadroms geschlossen. Der Schwimmverein muss nach dem Verlust seines nassen Elements viel organisieren - und verzichten.

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Matthias Mühleisen
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Kabir, Vihana, Frederik, Moritz, Hanna und Emma üben im Lehrschwimmbecken Armkreise für das Kraul- und Rückenschwimmen. © Tatjana Sturm (Schwimmverein)

Hockenheim. Seit 6. Oktober ist der Bäderbereich des Aquadroms gesperrt - zunächst wegen Filterproblemen, dann wegen eines massiven Fliesenschadens (wir berichteten). Was für „normale“ Badegäste ärgerlich ist, entzieht dem Schwimmverein einen Großteil seiner Betätigungsmöglichkeiten. Wir haben nachgefragt, wie der Verein bei seinen Kursen und seinem Sporttraining mit dem Ausfall umgeht.

Wie hoch ist die Ausfallquote bei den Schwimmkursen, wenn das Aquadrom Ihnen nicht zur Verfügung steht?

Schwimmverein: Die acht Schwimmkurse, die im Aquadrom stattfanden, mussten ab Oktober komplett eingestellt werden. Zum Glück konnten wir die betroffenen Kinder ab Januar in den anderen 36 Kursen, die im Lehrschwimmbecken in der Schubertstraße stattfinden, unterbringen, sodass wir hier nur eine Verzögerung, aber keinen Ausfall zu verzeichnen hatten. Leider gilt das nur für die Schwimmkurse. Das komplette Vereinstraining, das im Schwimmerbecken von montags bis freitags stattfand, musste eingestellt werden. Hier konnten wir bisher nur vereinzelt Alternativen anbieten.

Was bedeutet die Schließung des Bäderbereichs für Ihre sportlichen Aktivitäten?

Schwimmverein: Das komplette Training für die Nachwuchs-, Breitensport- Wettkampf- und Mastersgruppen musste – ohne Information, wann es weitergehen könnte - eingestellt werden.

Sind Sie in der Lage, kurzfristig in andere Bäder auszuweichen, um zumindest den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten?

Schwimmverein: Wir konnten für einige Wochen das Schwimmbad in Ketsch anmieten, jedoch nur ein kurzes Zeitfenster an einem Tag pro Woche. Viele Kinder und Erwachsene können diesen Zeitraum schul- oder berufsbedingt nicht fürs Training nutzen. Dennoch sind wir sehr dankbar für diese Option. Leider ist der Nutzungszeitraum beschränkt – sobald sich das Bäderteam dort auf die Freibadsaison vorbereitet, wird das Hallenbad geschlossen und auch diese Trainingsoption entfällt. Andere Bäder haben keine freien Zeitfenster, die wir auch trainermäßig abdecken können und fahrtechnisch sinnvoll zu erreichen sind.

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Für welche Zwecke können Sie das Lehrschwimmbecken im Schulzentrum nutzen, für welche eignet sich das Becken nicht?

Schwimmverein: Wir sind sehr froh, das Lehrschwimmbecken in der Schubertstraße für die 36 wöchentlich stattfindenden Schwimmkurse und das Grundlagentraining für die Kinder und Jugendliche nutzen zu können. Aufgrund der Bahnlänge und der Wassertiefe von maximal 1,30 Meter ist das Lehrschwimmbecken für ein Wettkampftraining nicht optimal. Wir versuchen jedoch, derzeit das Beste aus der Situation zu machen.

Wie war die Situation bei Kursen und Trainingsmöglichkeiten vor der Schließung der Aquadrom-Becken? Gab es da schon Einschränkungen, weil der SV nicht genügend Zeit hatte?

Schwimmverein: Als Verein hat man generell nie genügend Wasserzeiten – und Trainer. In den letzten Jahren konnten wir jedoch gemeinsam mit der Stadt Hockenheim und dem Aquadrom viele zusätzliche Wasserzeiten ermöglichen. Seit einigen Jahren können wir sogar samstags das Lehrschwimmbecken ganztags anmieten und nach der Pandemie wurde dieses auch sonntags für das Kursangebot und den Abbau der langen Wartelisten genutzt. Ebenso konnten in den letzten Jahren im Aquadrom wochentags ab 17 Uhr zwei Bahnen im Schwimmerbecken und dienstags zusätzlich das Kursbecken belegt werden. Durch diese Angebotsvielfalt wurden wir vom Verband auch schon liebevoll als „Breitensportstützpunkt“ bezeichnet.

Das Lehrschwimmbecken im Schulzentrum in der Schubertstraße ist für den Schwimmverein eine wichtige Trainingsmöglichkeit für die Schwimmkurse - aber kein Ersatz fürs Aquadrom. © Tatjana Sturm (Schwimmverein)

Konkret gefragt: Wie lang ist Ihre Warteliste für Kinder, die einen Schwimmkurs bei Ihnen belegen möchten? Im September 2023 hatten Sie berichtet, dass 400 Kinder unterrichtet wurden und Wartezeiten von bis zu drei Jahren endlich vorbei seien.

Schwimmverein: Die Wartelisten bei den Schwimmkursen wurden deutlich reduziert. Lediglich bei der Kursstufe 1 (Wassergewöhnung mit den Lernzielen tauchen, schweben, gleiten, springen) warten noch derzeit zirka 100 Kinder auf einen Schwimmkurs. Hinzu kommen rund 50 neuangemeldete Kinder, die noch nicht eingestuft wurden. Wir versuchen immer noch, wie in den letzten Jahren, durch ein erweitertes Angebot gerade in den Ferienzeiten diese Kursstufen für die Wassergewöhnung und -bewältigung verstärkt anzubieten. Neben den Schwimmkursen arbeiten wir auch teilweise mit engagierten Kindergärten zusammen. Auch die Schulkooperationen mit allen drei Grundschulen aus Hockenheim, Altlußheim und der Lußhardt-Grundschule in Neulußheim werden durch kompetente Schwimmtrainer unterstützt.

Hatte sich für den Schwimmverein angedeutet, dass aufgrund von Wasseruntersuchungen Einschränkungen drohen?

Schwimmverein: Nein, leider erfolgte hier keinerlei Kommunikation seitens des Aquadroms oder der Stadt. Erst Wochen nach der Schließung wurden wir seitens des Gemeinderats umfänglich informiert beziehungsweise haben im Nachgang hierzu ein Schreiben der Stadt Hockenheim erhalten, worüber wir sehr dankbar waren, da uns die Kommunikation mit der Stadt und dem Aquadrom sehr wichtig ist.

Welche Konsequenzen befürchten Sie, wenn die Nutzung der Aquadrombecken über Monate wegen Sanierungsarbeiten nicht möglich ist?

Schwimmverein: Wir gehen davon aus, dass uns viele Mitglieder die Treue halten werden, aber sicherlich nicht alle. Also rechnen wir vereinsseitig mit einem Mitgliederschwund gerade im Jugendbereich, da sich diese Trainingsgruppen wohl anderweitig umorientieren werden, sofern keine anderen Trainingsoptionen möglich sind. Und ohne Schwimmausbildung im tiefen Wasser oder auf der längeren Bahn werden viele Schwimmer die schwimmerische Kondition verlieren beziehungsweise nicht erreichen. Dies wird gerade auch im Schulschwimmen bemerkbar sein, da die Kinder damit nicht zu sicheren Schwimmern ausgebildet werden können.

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Nach welchen Kriterien teilen Sie in Zeichen des Mangels die Kapazitäten ein? Lieber erstmal die Grundkurse?

Schwimmverein: Unsere Schwimmkurse halten wir nach wie vor in fast vollem Umfang aufrecht. Ansonsten laufen die Trainingsgruppen wie vorher auch weiter, ohne Umgruppierungen für einzelne Gruppen. Die Trainingsgruppen werden lediglich im Rahmen der Möglichkeiten aufgefüllt und vorhandene Trainingszeiten optimiert genutzt. Wir konnten allen Schwimmern Trainingsangebote unterbreiten, jedoch mussten Veränderungen an Ort, Zeit, Trainer et cetera in Kauf genommen werden, was vielen Mitgliedern nicht möglich war. Auch konnten wir den Wettkampfmannschaften nicht mehrere Trainingseinheiten pro Woche ermöglichen, die für eine Wettkampfteilnahme nötig sind.

Gibt es für einen Schwimmverein auch sinnvolle Möglichkeiten, das Training auf dem Trockenen fortzusetzen?

Schwimmverein: Tatsächlich konnten wir zwischenzeitlich auch Hallenzeiten für ein Kraft- und Koordinationstraining organisieren. Langfristig ist dies natürlich nur sinnvoll in Ergänzung zum Wassertraining, nicht stattdessen.

Was können Eltern tun, um zeitnah einen Kursplatz zu erhalten?

Schwimmverein: Zum einen ist es wichtig, sich frühzeitig anzumelden. Mit Wartezeiten von sechs bis zwölf Monaten muss gerechnet werden. Außerdem ist es wichtig, auf E-Mails zu reagieren, da bei Nichtreaktion die Kinder von der Warteliste gelöscht werden. Flexibilität bei Ferienterminen oder verschiedenen Wochentagen hilft ungemein. Wenn die Eltern die Kinder dann im Vorfeld der Kurseinstufung noch ans Wasser gewöhnen, steht einem zeitnahen Kursstart fast nichts im Wege.

Wie kann eine solche Gewöhnung aussehen?

Schwimmverein: Wir geben den Eltern gerne an die Hand, Folgendes mit den Kindern zu üben: sich mit Wasser gegenseitig nass spritzen, mit einem Becher Wasser über den Kopf laufen zu lassen, mit Nase und Mund ins Wasser zu blubbern, schweben in Bauch- und Rückenlage, ins Wasser zu springen – angefangen mit einer Treppenstufe bis hin zum Sprung in tieferes Wasser, sich abstoßen und wie eine Rakete mit ausgestreckten Armen und Beinen durchs Wasser zu gleiten – bekommt die Rakete dann noch einen Antrieb durch die Kraulbeinbewegung, können sich die Kinder bereits eine kleine Strecke durchs Wasser fortbewegen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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