Sonderkontrolle

So lief die Großkontrolle der Polizei auf der A6 bei Hockenheim

Kriminelle und unsichere Fahrzeuge waren im Visier. Unter dem Motto „Sicher in die Ferien“ kontrollierte die Polizei Verkehrsteilnehmer auf der A6 bei Hockenheim.

Von 
Volker Widdrat
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Hockenheim. Donnerstagmittag, 13 Uhr. Die Sonne brennt auf die Autobahnraststätte „Am Hockenheimring West“. An der Tankstelle warten Autos und ein Polizeimotorrad leitet ein großes Wohnmobil an eine der langen Parkbuchten heran.

Wenige Stunden bevor die Autobahn A6 an der Anschlussstelle Schwetzingen-Hockenheim wegen Brückenbauarbeiten an der Bundesstraße B39 in beide Richtungen komplett gesperrt wird, führt die Polizei eine Sonderkontrolle durch. Das Motto zu Beginn der Sommerferien unter anderem in den Nachbarbundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz heißt „Sicher in die Ferien“. Es geht um den Reiseverkehr und die Ladungssicherung bei Wohnmobilen und Wohnwagen. Nebenbei hat der Verkehrsdienst zusammen mit Kräften der Wasserschutzpolizei an diesem Tag die Bekämpfung der sogenannten Bootskriminalität im Blick.

Autobahn A6: eine Möglichkeit für Straftäter

Die Bundesautobahnen stellen für Straftäter in diesem Deliktsbereich eine Möglichkeit dar, sich schnell und unerkannt zu bewegen oder ins benachbarte Ausland zu gelangen. „Es geht uns um Aufklärung und um vernünftige Lösungen“, sagt Nicolas Schütz, der stellvertretende Leiter der Verkehrsinspektion Mannheim. Ziel der Polizei sei es nicht, Bußgelder zu verteilen, sondern zu informieren und zu sensibilisieren. „Schließlich ist das sichere Ankommen das Wichtigste im Straßenverkehr“, so Nicolas Schütz.

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Knapp drei Dutzend Beamte sind seit den Morgenstunden vor Ort, um dafür zu sorgen, dass die Urlauber gut an ihrem Ziel ankommen. Polizeiautos stehen aufgereiht an der Seite, ein dunkelblauer Sprinter dient als Einsatzzentrale. Drinnen sitzen Beamte an Laptops. Ein Wohnwagengespann fährt langsam über eine Waage, Achse für Achse. Gravierende Überladungen gibt es in den ersten Stunden der Kontrolltätigkeit allerdings nicht. Meistens reicht auch eine mündliche Verwarnung.

Die Polizeibeamten werfen auch einen Blick in die Innenräume der Fahrzeuge. © Dorothea Lenhardt

Die Gewichtszulassung für Wohnmobile ist in der Zulassungsbescheinigung eingetragen. Der Fahrer eines Wohnwagengespanns bekommt seinen Fahrzeugschein zurück. Auf dem Weg in den Urlaub am Bodensee wurden bei seinem Auto bei der dynamischen Verwiegung hinten 890 Kilogramm und vorne 2200 Kilogramm gemessen. Um das Gewicht bei Gespannen zu ermitteln, werden Achslast und Stützlast addiert. Manchmal könnte es noch mehr sein, muss aber nicht. Wer zu viel Frischwasser zugeladen hat, kann das zum Beispiel auf dem Rasthof ablassen.

Auch ein Renault-Bus mit französischem Kennzeichen muss anhalten. Ein Beamter schaut kurz in die Heckklappe. Ein Fiat-Bus mit Wohnwagen rollt danach heran. Das Gespann kommt aus den Niederlanden. Er sei auf dem Weg von Groningen nach Italien, erklärt der Fahrer. Es sei seine erste Kontrolle in 15 Jahren. Noch 200 Kilometer, dann wird übernachtet. Morgen gehe es weiter an den Gardasee, freut sich der Urlauber. Der Polizist wünscht eine gute Fahrt und schöne Ferien.

Verständnis für Kontrollen auf Tank- und Raststätte Hockenheim

Nebenan steht ein Auto mit Anhänger, darauf ein Boot mit Außenborder, beide mit rumänischen Kennzeichen. Der Fahrer telefoniert ganz aufgeregt. Zwei Beamte kontrollieren nebenher ein Auto mit Mannheimer Nummernschild. Der Mann mit der Basecap auf dem Kopf soll seine Arme ausstrecken und auf einem Bein stehen. Für einen Urintest auf Drogen gehen die Polizisten mit ihm zur Seite. Nach der Kontrolle darf er weiterfahren.

Auf der Tank- und Raststätte Hockenheim-West werden auch Urlauber mit Wohnwagen kontrolliert. © Dorothea Lenhardt

Weitere Gespanne parken jetzt ein. Die Beamten schauen sich Ausweise an und informieren über die korrekte Beladung und das zulässige Gesamtgewicht. Mitgeführte Gasflaschen können eine Gefahrenquelle sein, so ihre Information. Die Flaschen dürfen angeschlossen und gesichert im Kasten des Fahrzeugs mitgeführt werden. Schwere Gegenstände sollten zudem sicher verstaut sein, damit sie beim plötzlichen Bremsen nicht zu lebensgefährlichen Geschossen werden.

Ein Wohnmobil aus Schweden hat zwei Fahrräder auf den Träger geladen. Ein Ständer am Heck eines Busses muss abgenommen werden, damit der Blick in die hinteren Türen frei wird. Der Beamte hilft dabei.

„Angenehme Kontrolle“ durch Polizei in Hockenheim

Polizeimotorräder begleiten Kombis mit großen Dachgepäckträgern bis zur Parkbucht. Die Kontrollaktion stößt auf viel Verständnis bei den Urlaubern. „Überladene Wohnmobile sind eine Gefahr für uns alle“, sagt ein Mann aus dem Ostalbkreis, der mit seiner Frau nach einem mehrwöchigen Urlaub vom Nordkap zurückkehrt. Heute sei der letzte Reisetag. Seine Kontrolle sei „angenehm abgelaufen“. Seit 17 Jahren machen seine Frau und er Ferien mit dem Wohnmobil.

Am Auto müssen Zusatzspiegel angebracht sein, sobald der Wohnwagen breiter als Zugfahrzeug mit seinen Außenspiegeln ist. Ansonsten drohen Bußgeld und Punkte. Für Wohnmobile bis 3,5 Tonnen ist die Führerscheinklasse B erforderlich, ab 3,5 Tonnen mindestens die Klasse C1.

Die Sonderkontrolle "Sicher in die Ferien" ruft einige Einsatzfahrzeuge auf den Plan. © Dorothea Lenhardt

Bei einem Gespann auf dem Weg nach Italien ist alles in Ordnung. Das zulässige Gesamtgewicht stimmt, die Gasprüfung ist ordnungsgemäß durchgeführt worden. An der Schweizer Grenze macht das Paar erstmal Pause. Morgen geht es dann weiter.

Polizeikontrolle auf Autobahn A6 mit hoher Beanstandungsquote

Ein Wohnmobil mit einem Yamaha-Motorrad auf dem Anhänger darf nach der Kontrolle weiterfahren. „Die Tonnage ist in Ordnung“, teilt ein Polizeibeamter mit. Der Camper aus der Schweiz muss noch tanken und wird von der Polizei an die Zapfsäule zurückgelotst.

Der Bootsanhänger mit dem rumänischen Kennzeichen steht am Nachmittag immer noch. Die Bremsen sind defekt. Das heißt dann „verkehrsunsicherer Bootstransport“.

Insgesamt werden an diesem Tag 81 Fahrzeuge umfassend kontrolliert, davon sind 29 Wohnwagengespanne, 45 Wohnmobile und sieben Bootsgespanne. Die Beamten des Verkehrsdienstes stellen bei den Verstößen einmal Fahren ohne Fahrerlaubnis fest, fünfmal ist die Ladung nicht richtig gesichert, zweimal sind „technische Mängel“ und neunmal „sonstige Mängel“ zu beanstanden. Zehnmal muss die Weiterfahrt kurzzeitig untersagt werden. Von den kontrollierten Fahrzeugen an diesem Tag sind 17,5 Prozent überladen. Die Beanstandungsquote beträgt insgesamt 31,25 Prozent, teilt die Mannheimer Polizei am Abend mit.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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