Hockenheim. Es war ein Ereignis der Superlative: die Ausstellung „Sommerkunst 2023“. Zum zehnten Mal fand sie auf dem märchenhaft anmutenden Anwesen Hermann Ullrichs in der Schützenstraße 22 statt, wo der Eingangsbereich, der Hof, das Atelier, der angrenzende Gartenteich mit den Kunstwerken eine einzigartige Symbiose eingingen. Kein Wunder, dass dieses besondere Event in Hockenheim Jahr für Jahr zahlreiche Kunstinteressierte anzieht und entzückt.
Künstlergespräche bei strahlender Sonne und kühlen Getränken
Von 11 bis 17 Uhr war die Toreinfahrt am Sonntag für Besucher sperrangelweit geöffnet. Diese stießen im Innenhof auf einen sonnigen Platz mit Tischen und Holzbänken, auf die man sich niederlassen konnte, um kühle Getränke, Kaffee und Kuchen zu genießen, wo man verweilen und sich in Gesprächen mit den Künstlern oder Gästen vertiefen konnte.
Während man eine übliche Galerie nach einem Rundgang schon bald verlässt, war man hier zum Bleiben eingeladen. Dass bei diesem Wohlgefühl auch das herrliche Sommerwetter eine zentrale Rolle spielte, sei nicht nur am Rande vermerkt. Bei überwiegend strahlend blauem Himmel war viel Zeit, über das Gelände zu schlendern, mal hier und dort Station zu machen und die Kunstwerke bestaunen.
Die Ausstellung versammelte eine große Auswahl an Kunstobjekten, ohne überbordend zu wirken: Gartenkeramik, Glaskunst, Acrylmalerei und Objekte aus Holz. Hausherr Hermann Ullrich und sein Team haben ein beeindruckendes Projekt realisiert, das nicht ganz leicht zu bewerkstelligen war, wie Doris Bernhard-Matzke im Gespräch gestand, aber viel Freude machte.
Die keramischen Gartenobjekte, die hohen schlanken, archaisch anmutenden Figuren hat die aus Heidelberg angereiste Künstlerin Barbara Dobberstein geschaffen. Sie verschönerten den Bereich um den Gartenteich und ließen den schöpferischen Umgang mit dem Material erkennen.
Das Licht der Sonne beleuchtete sehr schön die im Außenbereich aufgestellten Stahl- und Glasobjekte, gestaltet mit feinem Gespür für Form und Farben vom jungen Künstler Denis Schebiella, Schüler von Claudia Rippl aus Schönau. Filigrane Bäume, Vögel, Blumen und Schmetterlinge malt die Hockenheimerin Margrit Schwinn in Acryl auf Eier unterschiedlicher Größen, beginnend mit Straußen-, Gänse-, Enten- bis hin zum Hühnerei – ein wahrer Hingucker.
Das besondere Augenmerk der Besucher galt der Glaskunst von Ute Bender aus Nußloch. Sie zeigte kunstvoll gestaltete Vasen, Kugeln, Stangen, Schalen sowie bunte Murmeln und informierte über deren Herstellung. Deutlich ist das ernsthafte Engagement in Sachen Malerei bei Doris Bernhard-Matzke spürbar. Verteilt über den gesamten Ausstellungsbereich bestachen ihre farbintensiven, von der Natur inspirierten Gemälde wie „Magnolia“ oder „Parkbild“. Neu ist das ausdrucksstarke Diptychon „Die Schöpfung bewahren“, in dessen Farbmasse sie Baumrinden und Weggeworfenes einarbeitet als Hinweis auf die negativen Auswirkungen der Erderwärmung.
Unterschiedlichste filigrane Objekte strahlen Leichtigkeit aus
Vertrautheit strahlten die im Hof gelagerten Stücke heimischer Hölzer aus, aus denen Hermann Ullrich runde oder ovale Hohlformen, filigrane Schalen, Blumen und vieles mehr herstellt. In der Werkstatt stehen Drechselbänke, eine Bandsäge und eine Hobelmaschine, mit deren Hilfe er daraus die unterschiedlichsten Formen gestaltet und der Essenz der Dinge nachspürt. Durch die Art der Präsentation strahlen seine Werke eine beeindruckende Atmosphäre von Leichtigkeit und Transparenz aus.
Die allseitige Zugänglichkeit erlaubte dem Betrachter eine Nähe, die ihn reizte, die Holzobjekte anzufassen und die glatte Oberfläche zu streicheln. „Angefangen habe ich mit Malerei“, berichtete Ullrich und zeigte in einem seiner Privaträume auf großformatige Bilder in Wasserfarben oder Kreide. Sie sind Ausdruck von Erfahrungen aus der Zeit, in der er Länder wie Indien, Argentinien oder Guatemala bereiste und viel Leid sah. Was ihn aber dort am meisten beeindruckte, war die reiche Kultur und das einfache Leben der Menschen, ihre Zufriedenheit, wie er sagte. Das fand Widerhall in seiner Kunst. Die Hohlformen erinnern an die Kalebassen afrikanischer Frauen, die sie auf dem Kopf tragen, der scharf gezackte Rand der Schalen an den Berggrat der Anden, die er bestieg.
So unterschiedlich die Arbeiten bei der „Sommerkunst 2023“ auch waren, hatten alle etwas Gemeinsames: die Arbeit mit Naturmaterialien und die Leidenschaft für die Kunst.
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