Hockenheim. Nach wie vor ermittelt die Polizei über die Hintergründe des schrecklichen Familiendramas, das sich am Ostersonntag in der Hockenheimer Luisenstraße abgespielt hat. Wie berichtet, steht eine 43-jährige Frau im Verdacht, ihre beiden sieben und neun Jahre alten Söhne getötet zu haben. Bislang ist weder klar, warum die Frau dies getan hat, noch auf welche Weise. Die Obduktion habe am Dienstag stattgefunden, bestätigt Polizeipräsident Siegfried Kollmar im Gespräch mit dieser Zeitung. Allerdings müsse man die feingeweblichen und toxikologischen Untersuchungen abwarten, die Teil der Obduktion waren. Und dies könne einige Tage dauern. Deshalb erwartet Kollmar in dieser Woche kein Ergebnis mehr.
Der Polizeipräsident berichtet auch Details zur Auffindesituation am Sonntag. Die mutmaßliche Täterin habe sich per E-Mail an die Polizei gewandt und erklärt, sie habe „etwas Schlimmes getan“. „Da haben bei uns natürlich alle Alarmglocken geschrillt“, sagt Kollmar. Die Streifenbeamtinnen und -beamten hätten die Frau an der Wohnungstür mit einer Waffe in der Hand angetroffen und sofort ein Sondereinsatzkommando alarmiert. Einige Minuten später hätten die Beamten jedoch die Gelegenheit gefunden, die Frau zu entwaffnen. Die Waffe entpuppte sich als Schreckschusspistole.
Mutter der toten Kinder schweigt weiter und Polizei steht vor einem Rätsel
Die Polizisten nahmen sofort die Wohnung in Augenschein und fanden die beiden Kinder tot in ihren Betten liegend. „Es war ein ruhiges Spurenbild“, beschreibt Kollmar die Situation am Tatort. Es gab keine Hinweise auf einen Kampf, keine Unordnung, keine Blutspuren, auch keine Schnittverletzungen an den Körpern. „Wir wissen noch nicht, wie die Kinder gestorben sind“, sagt der Polizeipräsident. Deshalb sei die toxikologische und feingewebliche Untersuchung so wichtig. „Es ist möglich, dass die Kinder etwas zu sich genommen haben, was sie nicht hätten nehmen dürfen.“ Und da die Mutter der Kinder keine Angaben mache, steht die Polizei nun vor mehr als einem Rätsel.
Auch das Motiv ist noch nicht klar. Die Frau lebte nach ersten Ermittlungen der Polizei schon seit zwei oder drei Jahren getrennt von ihrem Mann. Der wohnt in Mosbach. Das Sorgerecht für die Kinder war klar geregelt. Sie lebten beim Vater und kamen alle zwei Wochen zur Mutter nach Hockenheim. Auch die Besuchsregelung in den Ferienzeiten war abgesprochen. Alles ganz normal soweit. Für den Vater sei die Situation ein Schock gewesen. Der kam nach Darstellung von Kollmar nämlich am Ostersonntag nach Hockenheim, um die Kinder wieder von der Mutter abzuholen. Sie hatten die Osterferien bei ihr verbracht. Der Vater kam direkt zu den kriminaltechnischen Untersuchungen des Tatorts. „Der Mann ist regelrecht zusammengesackt. Er hat Betreuung von uns gebraucht“, sagt Kollmar.
Nun forschen rund 20 Kolleginnen und Kollegen des Kriminalkommissariats nach Details aus dem Leben der Familie. Strafrechtlich in Erscheinung getreten ist sie nach ersten Erkenntnissen nicht. Aber nun gehen die Ermittler den Fragen nach, ob es anderweitig Auffälligkeiten gegeben habe und und wo die Frau möglicherweise in ärztlicher oder auch psychiatrischer Betreuung war.
Hockenheimer ehren die toten Kinder mit einem Gedenkgottesdienst
Auch vier Tage nach der schrecklichen Tat kehrt der Alltag nur allmählich in die Köpfe der Menschen zurück. Die Frage nach dem Warum liegt unausgesprochen über der Stadt und nicht wenige erhoffen sich Antworten von einem Gedenkgottesdienst, der am Freitag, 14. April, in der katholischen Kirche stattfinden soll.
Die ökumenische Trauerfeier wird gemeinsam von den beiden Pfarrern Michael Dahlinger, evangelische Kirche, und Christian Müller, katholische Kirche, gestaltet und soll einen Ort der Besinnung ermöglichen. Antworten werden sich wohl keine finden, aber Trost kann den Menschen gespendet werden.
Wichtiges zum Trauergottesdienst
Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde laden zu einem öffentlicher Trauergottesdienst ein.
Der Gedenkgottesdienst findet am Freitag, 14. April, 18.30 Uhr in der katholische Kirche St. Georg statt. Der Gottesdienst soll dem Entsetzen und den offenen Fragen, die der gewaltsame Tod zwei Geschwisterkinder am Ostersonntag bei vielen Menschen in Hockenheim ausgelöst hat, einen Ort geben und Raum für Gottes Trost ermöglichen.
Der Gottesdienst wird von den beiden Pfarrern Michael Dahlinger und Christian Müller gestaltet.
Bei einer kleinen Umfrage in der Stadt Hockenheim zeigen sich die Befragten bestürzt, viele können nicht nachvollziehen, wie es zu der Tat habe kommen können. Zwar halten sich die Menschen mit Spekulationen über die Ursache des Verbrechens zurück – viele Details seien noch unbekannt – doch wird die persönliche Situation der Täterin an erster Stelle genannt. Zwar können sich viele nicht vorstellen, was in einer solchen Situation in einem Menschen vorgeht, doch wird die Frage aufgeworfen, warum sich die Mutter nicht im Vorfeld Hilfe geholt habe, verbunden mit der Forderung nach mehr Beratungsstellen, die im Notfall helfen können.
Doch niemand ist mit schnellen Urteilen unterwegs, die Betroffenheit und das Mitgefühl bestimmen die Gefühlswelt der Menschen.
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