Ein Krieg hat Folgen. Sie gleichen Kreisen und je dichter am Krieg, desto dramatischer sind die Folgen. Auffallend ist, dass in vernetzten Welten die Kreise sich wie bei einem Steinwurf in einen See enorm ausbreiten. Dabei steht die Welt natürlich nicht still. Aber sie gerät in Teilen doch ins Stocken. Lieferketten brechen und Warenströme funktionieren nicht mehr. Zu spüren bekommen das die Deutschen von der Versorgung mit Energie bis zum Nachschub von Sonnenblumenöl gerade auf diversen Ebenen. Letzteres wird nun tatsächlich knapp und Francesco Brei, Globus-Geschäftsführer in Hockenheim, erwartet für die nahe Zukunft auch keine Entspannung.
Ein Großteil des Sonnenblumenöls kommt aus Russland und der Ukraine. Und genau das, so Brei, fällt uns nun auf die Füße. Die Regale seien ziemlich leer geräumt und leider erwartet er in näherer Zukunft keine Besserung der Lage. Denn die Zentrallager seien bereits ziemlich leer und weder aus der Ukraine noch aus Russland könnten Lieferungen erwartet werden.
Ernte fällt wohl aus
Gerade sei Zeit für die Aussaat, um im Herbst ernten zu können. Da passiere verständlicherweise gerade nichts. Brei war wichtig zu betonen, dass das im Vergleich zum Leid der ukrainischen Bevölkerung Luxusprobleme seien. Trotzdem sehe man sich der Versorgungssicherheit verpflichtet. Heißt, das Team um Brei tut alles, um die Versorgung auf ein möglichst breites Fundament zu stellen. So würden Alternativen wie Rapsöl oder Olivenöl verstärkt eingekauft.
Unter Druck seien auch Mehl, Toilettenpapier, Zucker und Nudeln. Aber, so Brei, hier gebe es keine systemischen Engpässe. „Von diesen Waren gibt es genug.“ Eine Einschätzung, die auch der dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer teilte. Schriftlich erklärte Bayer, dass die Nachfrage bei Windeln, Babynahrung sowie Hygieneartikel und Toilettenpapier schwanke und es in einzelnen Märkten kurzfristig zu Engpässen kommen könne. Diese seien aber nur lokal und zeitlich begrenzt. Ganz grundsätzlich seien in diesen Segmenten keine lang anhaltenden Defizite zu befürchten, sodass es keinen Grund für verstärkte Einkäufe gebe.
Meist seien Warenlücken kein systemisches Problem. Es gibt jedenfalls mehr als genug Toilettenpapier auf dem Markt. Das Problem sei eher die Anlieferung. Wenn beispielsweise jeder Haushalt in Deutschland anstatt einer Packung zwei Packungen Toilettenpapier kauft, bedeutet das im Hintergrund mindestens 10 000 zusätzliche LKW-Ladungen. Ein Flaschenhals sei da vorprogrammiert. Wäre in der Folge schön, so hofft der Mann, wenn die Menschen sich etwas beschränken würden und nur das kaufen, was sie wirklich bräuchten.
Fehlendes Gemeinschaftsgefühl
Eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung sehen will, erklärte, dass das Kaufen über den eigenen hinaus auch ein Zeichen für Egoismus sei. Angesichts dessen, dass es keine wirklichen Lieferprobleme gebe und ständig genug Ware eintrifft, sei das nur schwer nachvollziehbar. Sie denkt dabei auch an die Anfänge der Corona-Zeit und die extremen Toilettenpapier-Hamsterkäufe. Ein Phänomen, das sie bis heute nicht versteht. Von Gemeinschaft sei da nichts mehr zu spüren gewesen.
Solche Auswirkungen befürchten aktuell aber weder Brei noch Bayer. Die Lieferketten seien dafür zu intakt und bei echten Engpässen wie dem Sonnenblumenöl gebe es Alternativen. Der Kreis, der hier weit weg vom Krieg zu spüren ist, hat wahrhaft keine dramatischen Folgen. Es gibt also keinen Grund für Sorgen bezüglich der Versorgungssicherheit und auch keinen Grund für Hamsterkäufe.
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