Freiwillige Feuerwehr

Waldbrände: Hockenheimer Feuerwehr rüstet sich für den Ernstfall

Einsatzkräfte in Kanada kämpfen gegen verheerende Waldbrände. Der Hockenheimer Feuerwehrkommandant gibt Einblicke und erklärt die Vorbereitungen zur Waldbrandbekämpfung in der Rennstadt. Obwohl das Ausmaß der Katastrophe in Hockenheim unwahrscheinlich ist, sind die Kameraden für den Ernstfall gerüstet.

Von 
Henrik Feth
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Während eines Ausbildungstages im vergangenen Jahr wird die Hockenheimer Feuerwehr im Einsatz einer Feuerpatsche geschult. © Feuerwehr Hockenheim

Hockenheim. Naturkatastrophen sind oft unberechenbar und stellen Einsatzkräfte vor große Herausforderungen. Ob Erdbeben wie zuletzt in der Türkei und Syrien, Überflutungen wie im Ahrtal oder Waldbrände, die außer Kontrolle geraten. Aktuell kämpfen Einsatzkräfte in Kanada gegen die Flammen in der kanadischen Provinz Québec. Über 400 Brände loderten in den vergangenen Tagen im Nachbarland der USA – mehr als 200 außer Kontrolle.

Der Hockenheimer Feuerwehrkommandant Daniel Ernst gibt nun seine Einschätzung zu den Ereignissen in Nordamerika preis und informiert über die Situation der Wälder rund um die Rennstadt.

Bereits die Schäden eines kleines Waldbrandes nehmen immense Ausmaße an, wie ein Foto von 2018 zeigt. © Feuerwehr Hockenheim

Besorgt schweifen die Gedanken des Feuerwehrkommandanten zu seinen kanadischen Kameraden. Ernst kann sich vorstellen, vor welchen Herausforderungen die Brandbekämpfer stehen. „Durch die Kombination aus Trockenheit und Wetterlage – aktuell geht in Kanada sehr viel Wind – stehen die Feuerwehrleute in Kanada vor großen Problemen. Die Brände haben inzwischen eine Größenordnung erreicht, der man nur schwer Herr werden kann. Die Kameraden setzen sich dort einer großen Gefahr aus“, so die Einschätzung von Ernst.

Brände in Kanada - Unterschied zu Deutschland

Dass die Wehren in Nordamerika im Vergleich zu den hiesigen Brandbekämpfern nochmals in anderer Weise aufgestellt sind, kommt diesen zugute – in Kanada sind Feuerwehrleute hauptberuflich tätig. Bei dem Ausmaß der Waldbrände dort ist dies auch zwingend notwendig, denn dieses fordert teilweise tage- und wochenlanges Löschen.

Wie Ernst beschreibt, müssen die Kanadier im Kampf gegen die Flamme besondere Geschütze auffahren: Der Einsatz von Löschflugzeugen und Spezialeinheiten ist unabdingbar. Doch selbst das verhinderte zuletzt nicht, dass sich die Rauchwolke der Naturkatastrophe bis in die Weltmetropole New York City gezogen hat.

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„Die wenigsten Waldbrände haben natürliche Ursachen. Meist sind es menschlich bedingte Einflüsse wie das Wegwerfen einer Zigarette oder dem Brenneffekt von Glasscherben. Wenn einmal ein Feuer im Wald bei Trockenheit entfacht ist, kann es sehr schnell gehen“, erläutert der Kommandant.

Deutsche Hilfskräfte unterstützen Kanada - Hockenheimer Wehr ausgeschlossen

Vor kurzem entsendete Deutschland auch Hilfskräfte nach Kanada. Theoretisch könnte sich auch ein Kamerad der Hockenheimer Wehr für einen solchen Einsatz melden. Ernst verweist aber auf die bürokratischen Hürden eines solchen Vorhabens, das vor allem einen finanziellen Ausgleich für den betroffenen Arbeitgeber erfordern würde.

„Für die Organisation solcher Einsätze ist der internationale Katastrophenschutz „@fire“ zuständig. Für gewöhnlich gibt es hier eingespielte Kräfte, die an den Brandort gesendet werden“, schließt Ernst praktisch einen Kanadaeinsatz mit Beteiligung der Hockenheimer Wehr aus.

Waldbrand 2018 zwischen Oftersheim und Schwetzingen. © Feuerwehr

Diese hat sowieso vor Ort in der Rennstadt dauerhafte Alarmbereitschaft, außer den „gewöhnlichen“ Einsätzen herrscht aktuell mit der Warnstufe vier von fünf im Rhein-Neckar-Kreis eine erhöhte Waldbrandgefahr. Doch Daniel Ernst versichert, dass die Hockenheimer Kameraden auf alle Szenarios vorbereitet sind.

„Aktuell arbeiten wir an einem Waldbrandkonzept für den Hardtwald. Damit wollen wir uns den aktuellen Begebenheiten anpassen und haben auch schon wertvolle Tipps von den Kameraden aus Walldorf bekommen, die ein solches Konzept bereits erstellt haben.“ Dabei sind die Hockenheimer in engem Austausch mit den Wehren der Horan-Gemeinden sowie den Kameraden aus Oftersheim, die ebenfalls für Teile des Hardtwaldes zuständig sind.

Effektive Vorbereitung: Hockenheimer Wehr trainiert Waldbrandbekämpfung in Kronau

Vor Kurzem nahmen Mitglieder der Hockenheimer Wehr an einer Waldbrandübung in Kronau teil (wir berichteten). Warum solchen Übungen unverzichtbar sind, erkärt Ernst wie folgt: „Da Waldbrände jetzt nicht sehr oft vorkommen, ist ein gewisses Übungswissen unglaublich wichtig. Wenn es soweit kommen sollte, sind wir dank des Konzepts und den Übungen bestens vorbereitet.“

Beim Kampf gegen die Flammen sind etliche Details – auch in der Organisation und Zusammenarbeit – zu beachten, die der „Otto Normalverbraucher“ eventuell gar nicht auf dem Schirm ab. Das beginnt mit Abstimmungen über die Wasserversorgung bis hin zur Aufgabenteilung unter den beteiligten Wehren.

2018 brennt es zwischen Oftersheim und Schwetzingen. Die Floriansjünger können dabei Schlimmeres noch vermeiden. © Feuerwehr Hockenheim

In den vergangenen Jahren blieb der Hardtwald auf der Gemarkung Hockenheim von Waldbränden verschont, doch Ernst warnt vor den aktuellen Wetterbedingungen mit starkem Wind. „Das Verbot von Feuerstellen, das der Kreis jetzt erlassen hat, kommt nicht von Ungefähr. Ein Waldbrand kann rasend schnell große Ausmaße annehmen, daher sollte jeder Bürger entsprechend sensibel mit dem Thema umgehen“, warnt Ernst.

Sollte eine Waldbrandmeldung eintreffen, müsse zunächst eine richtige Einschätzung der Größenordnung geleistet werden, führt Ernst aus. Dabei wird in den Kategorien Feuer eins bis drei unterschieden, aufsteigend je nach Ausmaß der Flammen. Dafür nutzt die Feuerwehr Drohnen mit Wärmebildkameras und kann notfalls einen Polizeihubschrauber mit Wassertank anfordern.

Wenn mehrere Notrufe eingehen, weise dies auf ein Feuer drei hin, da dieses wahrscheinlich auch in weiterer Ferne zu sehen sei. Die Wehren aus Altlußheim und Oftersheim sind in Besitz von Drohnen und könnten in solch einem Fall unterstützen.

Schutz vor Waldbränden: Hockenheimer Wehr für den Ernstfall gerüstet

„In der Regel sind bei Waldbränden keine Menschenleben in Gefahr, trotzdem sind wir bei einem dementsprechenden Notruf sofort gewarnt, denn ein Waldbrand kann schnell auch für die Einsatzkräfte sehr gefährlich werden“, beschreibt Ernst seine Empfindungen bei einer Waldbrandmeldung.

Eine Katastrophe im Ausmaß der aktuellen Lage in Kanada ist zwar in Hockenheim und Umgebung alleine schon wegen der nicht vergleichbaren Waldflächen nicht möglich, doch die Kameraden um Kommandant Daniel Ernst sind für den Fall der Fälle gerüstet, um die Wälder rund um Hockenheim vor den Flammen zu schützen.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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