Bildung

Warum ein Neubau der Theodor-Heuss-Realschule in Hockenheim notwendig ist

Zu wenige Räume, Rückstand bei der Sanierung. Für die Schulleitung ist ein Neubau der Theodor-Heuss-Realschule in Hockenheim dringend erforderlich. Die Stadt kann dem Wunsch nicht nachkommen.

Von 
Matthias Mühleisen
Lesedauer: 
In die Jahre gekommenes Schulzentrum: Der Theodor-Heuss-Realschule (rechts) und dem Fachklassengebäude (vorn), das sie sich mit der Hartmann-Baumann-Schule teilte, ist ihr Alter (58 Jahre) anzusehen auf dieser Aufnahme von 2020. © Lenhardt

Hockenheim. Im kommunalpolitischen Diskurs nimmt das Thema mittlerweile den Status eines Symbols für unerreichbare Wünsche ein: Alle möchten den Neubau der Theodor-Heuss-Realschule ermöglichen, aber keiner weiß, woher die Stadt die rund 40 Millionen Euro dafür nehmen soll – Zukunft ungewiss.

Doch was bedeutet diese Erkenntnis für eine Einrichtung, die in den vergangenen Jahren stetig Wachstum meldete? Schulleiterin Marion Marker-Schrotz, Konrektor Manuel Altenkirch und sein Vorgänger Robin Pitsch nehmen dazu im Gespräch mit unserer Redaktion Stellung.

Seit 2008 habe sich an der Theodor-Heuss-Realschule nichts verändert

Die Schulgemeinschaft habe gelernt, mit der Situation zu leben, sagt Marker-Schrotz, die vor zwei Jahren als Rektorin an die Schule zurückkehrte, an der sie bis 2008 Konrektorin gewesen war. Baulich hatte sich in der Zwischenzeit nichts verändert – abgesehen von der Umsetzung von Brandschutzvorgaben. Doch es seien erstaunlich viele Konzepte und Studien erarbeitet worden, die alle einer Umsetzung harren. Schüler und Eltern ertragen Raumnot und Sanierungsrückstand relativ klaglos, ist ihr Eindruck.

Mehr zum Thema

Theodor-Heuss-Realschule

„Die Profile sind unser Aushängeschild“

Veröffentlicht
Von
zg/rp
Mehr erfahren
Theodor-Heuss-Realschule

Spannende Projekte an Hockenheimer Realschule

Veröffentlicht
Von
Robin Pitsch
Mehr erfahren
THRS-Freundeskreis

Neustart für Freundeskreis der Heuss-Realschule Hockenheim: Engagement für Schüler und Zukunft

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren

Doch den Lehrenden seien die Einschränkungen schmerzlich bewusst, denen der Unterricht unterworfen ist. „Der Raum spielt im pädagogischen Handeln eine größere Rolle, als man denkt“, sagt Konrektor Manuel Altenkirch. Unter dem Mangel an Fachräumen leide eben auch der Fachunterricht, unterstreicht Marion Marker-Schrotz: „Wir haben einen Musiksaal für 800 Kinder – das geht einfach gar nicht.“

Theodor-Heuss-Realschule in Zahlen

Die Volksschule (heute Pestalozzi-Grundschule) erhielt 1955 eine Aufbauklasse, die Schülern einen mittleren Schulabschluss erbringen sollte. Diese Aufbauklasse wurde ab 1959 um einen durchgängigen Mittelschulzug erweitert. Das Mittelschulgebäude, heute die THRS, wurde 1966 nach anderthalbjähriger Bauzeit bezogen.

1969 erhielt die Schule ihren Namen vom Gemeinderat. Aus anfangs rund 350 Schülern wurden nach zehn Jahren fast doppelt so viele. 1979 wurde der Erweiterungsbau beschlossen – heute naturwissenschaftlicher Trakt. mm

Das Wahlpflichtfach Alltagskultur, Ernährung, Soziales (AES) werde von Jahr zu Jahr stärker nachgefragt, doch die Küche muss sich die Realschule mit der Schule am Kraichbach teilen. Die Schulleiterin bezweifelt, dass das auf Dauer funktionieren wird. „Wir stoßen einfach überall an unsere Grenzen, das führt dazu, dass Fachunterricht in normale Klassenzimmer verlagert wird, das ist der Fachlichkeit nicht gerade zuträglich“, sagt sie.

Schülerzahlen sind an der Realschule in Hockenheim stark gestiegen

Die Schülerzahlen sind in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Bis 2019 waren es regelmäßig etwa 630 bis 640 Realschüler pro Schuljahr, blickt Robin Pitsch zurück. Mit der Etablierung der Vorbereitungsklassen (VKL) für Schüler, die noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, um am regulären Unterricht teilzunehmen, nahmen sie zu. „Wenn die Kinder dann den Sprachstand erreicht haben, schicken wir sie ja nicht einfach weg, sie bleiben dann bei uns“, berichtet die Schulleiterin. Nicht zu 100 Prozent, weil ein Teil die Beruflichen Schulen besucht, aber die meisten jüngeren Schüler bleiben nach der Erfahrung der THRS.

Zusätzliche Räume für die wachsende Schule: Diese Container werden im kommenden Jahr durch neue an anderer Stelle ersetzt – ihre Genehmigung läuft aus. © Mühleisen

„Es liegt aber nicht nur an den VKL, wir haben auch in unseren Standardklassen vier, sondern fünf Züge gehabt“, ergänzt Robin Pitsch, „mittlerweile sind wir durchgängig fünfzügig bis auf Klasse 10“. Ein Jahr hatte die Realschule sogar sechs 9. Klassen. „Dafür war dieses Gebäude sicher nie gebaut“, gibt Marion Marker-Schrotz zu bedenken.

Wenn das Fachklassengebäude, das in einem schlechten baulichen Zustand sei, mitgenutzt werden könne, werde der Schulbetrieb aufrechterhalten, mehr aber nicht, stellt Konrektor Manuel Altenkirch fest. „Wir müssen ganz viele Kompromisse aufgrund der räumlichen Situation eingehen.“ Der Wechsel zwischen Fachklassengebäude, eigentlichem Schulhaus und Container erschwere die Abläufe, kalkulierte Pausenzeiten zwischen den Unterrichtseinheiten reichten bei weiten Wegen nicht aus.

Schlechte Stundenpläne an der Hockenheimer Realschule als Folge

Fehlende Raumkapazitäten führten zwar nicht zu Unterrichtskürzungen – bis auf das Fach Sport, bei dem die Realschule dieses Los mit anderen Schulen teilt, denn die Hallenkapazitäten in der Stadt sind zu gering. Aber sie führten für die Kinder zu schlechten Stundenplänen, sagt Marion Marker-Schrotz.

Die THRS sei eigentlich eine Halbtagsschule, was die Eltern auch ganz bewusst wünschten. Der Mangel an Räumen führe aber dazu, dass man Unterricht versetzt gestaffelt anbieten muss und damit massiv in den Nachmittag hineinkomme – ab Klasse 6 mindestens einmal pro Woche.

Moderne Technik im Schulcontainer: Julia Kimmel (v. l.), Marcus Neumann und Céline Fontaine sprechen im „HeussLab“ einen Podcast ein. © THRS

„Es geht alles irgendwie, aber die Frage ist: Ist das der Maßstab, an dem wir uns orientieren?“, fragt Robin Pitsch. Kunst im Klassenzimmer erlaube beispielsweise nicht jede Technik. Musikunterricht in einem nicht schallisolierten Klassenraum dringe viel stärker in die Umgebung und störe unter Umständen. Das führe zu Einschränkungen in der Stoffauswahl. Noch schwieriger sei es, AES anzubieten ohne Herd, Kühlschrank und Utensilien, die in einer Küche selbstverständlich sind.

In der Realschule braucht es mehr Praxis

Dabei sollte gerade in der Realschule der Praxisanteil höher sein, um die Schüler in die Lage zu versetzen, später sowohl in ein Ausbildungsverhältnis zu wechseln, als auch an einer weiterführenden Schule ihren Platz zu finden: „Diese Schulart ist dafür vorgesehen, den Übergang in den Beruf vorzubereiten – und dazu braucht es Praxis“, macht die Rektorin deutlich.

Die Bemühungen der Stadtverwaltung, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen, erkennt das Trio ausdrücklich an. Es wünscht sich nur, dass die erheblichen Ausgaben für die THRS zu einer nachhaltigen Verbesserung führen und nicht zur Fortführung des Kompromisses. Denn billiger werde ein Neubau durch Warten sicher nicht.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung

VG WORT Zählmarke