Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim. Wirklich typisches Sommerwetter gab es dieses Jahr hierzulande nur selten. Die Auswirkungen der extremen Niederschläge waren im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung nicht ansatzweise so verheerend wie in den Flutgebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, doch auch hier hat der Starkregen seine Spuren hinterlassen. Naturgemäß spürte das vor allem die Landwirtschaft, auch in Hockenheim und den Nachbargemeinden. Der Einfluss war vor allem davon abhängig, was die jeweiligen Höfe anbauen.
Einige Landwirte hatten aufgrund des Starkregens mit Fäulnis an ihren Produkten zu kämpfen, so auch Jochen Kief vom gleichnamigen Bauernhof in Hockenheim. „Der Ertrag beim Getreidebau war mengenmäßig durchschnittlich, aber es gab Probleme mit der Qualität. Durch das feuchte Wetter hatten wir Pilzbefall an den Pflanzen“, berichtet er.
An anderen Stellen hat der Regen weniger geschadet: „Die Grünflächen, die wir zum Weiden für die Kühe benutzen, sehen dank der Niederschläge natürlich sehr gut aus. Die Ernte ist aber schwierig, weil das Wetter immer noch zu unbeständig ist.“
Aufgrund der überdurchschnittlichen Nässe hatte Marc Arheidt vom Insultheimer Hof bei seinem Getreide sogar auf einen höheren Ertrag gehofft. „Aber dann war es eben zu kalt.“ Der Starkregen an sich sei für ihn nicht das große Problem gewesen. „Es war eher das Druckwasser. Das steht immer noch auf manchen Flächen und die sind dadurch nicht beerntbar.“
Glück bei den Äpfeln
Die Äpfel des Obsthofes Hoffmann in Neulußheim waren ebenfalls von Fäulnis betroffen. „Aber es hätte schlimmer sein können“, sagt Rainer Hoffmann. „Wäre das Wetter vier bis fünf Wochen früher so gewesen oder es hätte gehagelt, wäre das für die Äpfel wirklich schlecht gewesen. So sieht es für 2021 eigentlich sehr gut aus, denn die Bäume hängen voll und die Früchte produzieren durch die jetzt vorherrschende Wärme mehr Zucker.“
Für ihn war eher der kalte Mai ein Problem: „Dadurch hatten wir einige Frostschäden am Steinobst, aber auch da war der Ertrag okay.“ Hoffmann weiß jedoch auch um die Probleme der anderen Landwirte: „Für die Kollegen, die Kirschen oder vor allem Erdbeeren anbauen, war das schlimmer. Da gab es teils komplette Ernteausfälle.“
Auch beim Gemüsehof Schmitt in Hockenheim sei erntetechnisch viel kaputtgegangen, wie die Angestellte Saskia Fetzner erklärt. „Manche Äcker standen komplett unter Wasser, da sind teils Traktoren eingesunken. Andere hingegen waren viel zu trocken.“ Für Hoffnung sorgen jedoch die wärmeren Temperaturen der letzten Zeit: „Das ist besser für die neuen Setzlinge“, erklärt Fetzner.
Jochen Kief kann das bestätigen: „Wenn es jetzt warm wird und bleibt, ist das zum Beispiel optimal für den Mais. Der sieht bisher sehr gut aus.“ Marc Arheidt erwähnt noch weitere Günstlinge eines warmen Spätsommers: „Für Sojabohnen ist das ziemlich gut, genauso wie für die Zuckerrübe. Durch die höheren Temperaturen steigt da der Zuckergehalt.“
Kartoffeln wachsen erst spärlich
Für Kartoffeln hingegen waren die Wetterverhältnisse generell sehr ungünstig in diesem Jahr. „Durch die Kälte im Frühjahr sind sie nur sehr spärlich gewachsen“, erklärt Jens Bechtel, der unter anderem in Reilingen anbaut. „Als es dann richtig warm war, kam der Starkregen und damit auch die Pilzerkrankungen.“ Der Ertrag sei dabei im Grunde nicht anders gewesen als in sonstigen Jahren, doch habe die Qualität gelitten.
„Das Wasser stand auf dem Acker zwischen den Kartoffeln und wenn das so ist, findet kein Austausch von CO2 zu Sauerstoff mehr statt“, erklärt der Landwirt. Die teils extrem warmen Temperaturen im August seien nun schlecht für die Spätkartoffeln, die eigentlich noch wachsen müssten. „Ab 27 Grad stellt die Kartoffel das Wachstum ein, bei über 30 Grad wird es sogar schädlich.“
Grundsätzlich seien die Wetterumschwünge oft zum falschen Zeitpunkt im Prozess des Anbaus und des Wachstums der Pflanzen gekommen. „Das Wechselspiel aus Wärmesumme und teils großem Niederschlag passte dieses Jahr nicht zueinander“, fasst Marc Arheidt zusammen. „Dadurch wurden die Abläufe in der Entwicklung der Pflanzen unterbrochen. Der viele Regen wäre ja eigentlich gut für die Bodenvorräte und nach den trockenen Sommern der vergangenen Jahre auch sehr wichtig. Leider kamen die größten Mengen in einem geballten Zeitraum runter.“
Dass das in den kommenden Jahren durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterverhältnisse noch extremer werden könnte, steht für die Betriebe zu befürchten.
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