Umspannwerk

Wieso das Hockenheimer Umspannwerk ertüchtigt werden musste

Die Entscheidung zur Erweiterung der Anlage fiel vor fünf Jahren, 2020 kam der Spatenstich. Nun ist es auf dem neuesten Stand der Technik - was es auch sein muss, denn der Strombedarf steigt.

Von 
Volker Widdrat
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Mit einem symbolischen Knopfdruck haben Oberbürgermeister Marcus Zeitler (v. l.), Martina Wilk und Dr. Martin Konermann die Anlage in Betrieb genommen. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Vor fünf Jahren genehmigte der Hockenheimer Gemeinderat die Erweiterung des Umspannwerks im Pfälzer Ring. Im September 2020 wurde der Spatenstich für das Projekt der Stadtwerke und der EnBW-Tochtergesellschaft Netze BW vollzogen. Am Freitag fand nun die offizielle Einweihung des neuen Umspannwerks als zentralem Baustein der regionalen Stromversorgung statt.

Durch die umfangreiche Baumaßnahme wurde ein wichtiger Knotenpunkt im Gewerbegebiet Talhaus auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die Stadtwerke hatten die Netze BW-Sparte Dienstleistungen beauftragt, die Erneuerung ihrer Anlagenteile in einem Zug gemeinsam mit den eigenen Maßnahmen durchzuführen.

Oberbürgermeister Marcus Zeitler begrüßte Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod sowie Gemeinderäte aller Hockenheimer Fraktionen und dankte den Beteiligten für das große Engagement, den reibungslosen Ablauf und die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Eine leistungsstarke Stromversorgung sei unerlässlich. Mit der offiziellen Einweihung des modernisierten Umspannwerks sei die kommunale Familie und der kommunale Stromversorger bestens für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet.

Umspannwerk soll Versorgungsniveau rund um Hockenheim sichern

„Die Energiewende macht immer mehr Einspeisung notwendig“, meinte Dr. Martin Konermann, Geschäftsführer Technik der Netze BW: „Eine leistungsfähige Stromversorgung steht und fällt mit der Qualität unserer Netze. Die Maßnahme in Hockenheim trägt einen Teil dazu bei, das hohe Versorgungsniveau in Baden-Württemberg langfristig zu sichern.“ Das sonnige Pfingstwochenende habe für einen Stromüberschuss von 2600 Megawatt gesorgt. Schon Ende Februar sei mehr Strom erzeugt worden, als Bedarf vorhanden gewesen sei: „Im Sommer werden wir erheblich mehr Überschüsse bekommen.“

Mario Strobelvon Netze BW freut sich über den Abschluss der Umbauarbeiten. © Dorothea Lenhardt

Neben den Stromleitungsanlagen kommt Umspannwerken eine wichtige Rolle zu. Dort treffen Stromleitungen unterschiedlicher Spannungsebenen zusammen. Der Strom wird so aus dem Übertragungsnetz in die regionalen Verteilnetze bis in die Ortsnetze und zum Endverbraucher gebracht. Konermann lobte das Gemeinschaftswerk von Stadtwerken und Netze BW. Die Zahl der Elektro-Fahrzeuge, der Wallboxen und der Ladestationen nehme merklich zu. Dadurch steige die Nachfrage nach Strom. Die Netze BW mache ihre Verteilnetze in ganz Baden-Württemberg kontinuierlich fit für die Energiewende und für die zuverlässige Aufnahme von Strom aus erneuerbaren Energien, so Konermann weiter: „Die Formel E auf dem Hockenheimring wird auch mal ein Thema werden.“ Er dankte den beteiligten Firmen für die reibungslose Baumaßnahme.

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Mit der Modernisierung wurden die 110-kV-Freilufttechnik und die 20-kV-Mittelspannungsanlage nahezu komplett ausgetauscht. Die Sanierung beinhaltete zudem auch neue Zufahrtsstraßen, eine neue Infrastruktur und eine neue Betriebstechnik. Ebenso wurde ein neues Betriebsgebäude gebaut und eine gasisolierte 20-kV-Schaltanlage installiert. Hinzu kamen zwei neue 110-kV-Trafofelder inklusive Fundamente und ein neuer Transformator. Für eine mögliche spätere Leistungserweiterung des Umspannwerks wird eine Aufstellfläche für einen dritten Transformator vorgehalten.

Umbau des Hockenheimer Umspannwerks erfolgt im laufenden Betrieb

Der komplette Umbau erfolgte bei laufendem Betrieb, erläuterte Baukontrolleur Mario Strobel unserer Zeitung. Zu keinem Zeitpunkt habe es eine Versorgungsunterbrechung gegeben, die Anlage sei über Provisorien und Umschaltungen immer in Betrieb gewesen. Für die Modernisierung des Umspannwerks auf zwei Flurstücken im Eigentum der Netze BW und der Stadtwerke Hockenheim war noch ein weiteres Flurstück benötigt worden. Der Kauf dieses Grundstücks hatte zu Zeitverzögerungen geführt.

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Werkleiterin Martina Wilk dankte auch den eigenen Fachkräften für die gelungene Arbeit am Gemeinschaftsprojekt. Die Modernisierung des Umspannwerks sei „ein Glücksfall“ gewesen. Allein hätten die Stadtwerke den Umbau nicht stemmen können. Man habe rund 6,8 Millionen Euro in die 110-kV-Trafofelder, die 20-kV-Mittelspannungsanlage und die Infrastruktur investiert, die Netze BW rund 1,9 Millionen Euro in die 110-kV-Leistungsfelder und in die 110-kV-Sammelschiene. Das seien wichtige Investitionen in die Versorgungssicherheit der Stadt Hockenheim und der Region: „Hockenheim hat das Tor geöffnet für die Energiewende und die Elektromobilität. Wir haben das Richtige gemacht, auch für die Zukunft der Stadtwerke.“

Mit der umfassenden Modernisierung ist das Umspannwerk im Talhaus für künftige Anforderungen der Energiewende gut gerüstet. Das Hochspannungsnetz der Netze BW verbindet insgesamt über 230 dieser Umspannwerke. In über 25 000 Umspannstationen im Versorgungsgebiet wird der Strom von 20 000 Volt auf die Ortsnetz- oder Niederspannung von 400 Volt transformiert. Von diesen Stationen führen die Leitungen zu den Anschlüssen in Haushalten und Betrieben.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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