Gemeinderat

Netze BW: Neue Umspannstation in Neulußheim bald einsatzbereit

Bei einem Vortrag der Netze BW vor dem Neulußheimer Gemeinderat können Sitzungsbesucher Wissenswertes zur Energieversorgung und geplanten Investitionen mitnehmen.

Von 
Volker Widdrat
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Die neue Umspannstation „Am Bahnhof 2“ ist fertig – der Bodenbereich davor wird noch eingeebnet. © Netze BW

Neulußheim. Die Stromversorgung in Neulußheim erfolgt über das Leitungsnetz von Netze BW. Das ist vertraglich zwischen der Gemeinde und dem Unternehmen der EnBW geregelt. Netze BW bietet den Kommunen einen regelmäßigen informativen Bericht in Form eines sogenannten Netzdialogs an. In der letzten Gemeinderatssitzung vor den Kommunalwahlen berichteten Vertreter des größten Verteilnetzbetreibers im EnBW-Konzern über die aktuelle Situation im Stromnetz. Die vielen Sitzungsbesucher im Bürgersaal des Rathauses durften ebenso Wissenswertes über Versorgungssicherheit und geplante Investitionen mit nach Hause nehmen.

Regionalmanager Willi Parstorfer und Kommunalberater Ralf Strohecker referierten über die Entwicklung der erneuerbaren Energien vor Ort und die Herausforderungen im Zuge der Energiewende. Am Sandbuckel gibt es einen Standort für technischen Service, Projektierung und Baukoordination, an dem rund 15 Mitarbeiter beschäftigt sind.

In Neulußheim ist das Stromnetz 97 Kilometer lang

Neulußheim hat knapp 97 Kilometer Stromnetz, davon für Niederspannung gut 75 Kilometer, 29 Ortsnetzstationen und 1970 Hausanschlüsse – Freileitungen gib es keine mehr. Es gibt nur minimale Ausfallzeiten. Im vergangenen Jahr war der Strom über alle Netzkunden gerechnet nur 11,3 Minuten weg, im Durchschnitt seit 2021 nur 7,9 Minuten. In Frankreich war dagegen 56 Minuten lang Stromausfall, in Österreich 23 Minuten. Die Stromversorgung sei sicher, meinte Parstorfer.

Im Juni 2022 sorgten Baggerarbeiten für eine Störung in der Umspannstation in der Berliner Straße. Die meisten Netzunfälle, die auch Gefahr für Leib und Leben bedeuten können, resultierten aus Wetterlagen und Fremdverschulden. In ganz Baden-Württemberg werde höchste Sicherheit durch mehrfach redundante Leitstellen geboten. Netze BW garantiere die Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Versorgungssicherheit rund um die Uhr über alle Spannungsebenen.

Von 2019 bis 2023 wurden für Neulußheim insgesamt 577 000 Euro in Erneuerungsmaßnahmen bei der Mittel- und Niederspannung investiert, für die Kabelverlegung, den Abbau der Freileitung, neue Umspannstationen sowie die Erschließung von Gewerbe- und Baugebieten.

Stromversorgung in Neulußheim: Ortsnetzstation gerade vor Fertigstellung

Die neue Ortsnetzstation „Am Bahnhof 2“ wird gerade fertiggestellt und die Station „Tullastraße 2“ kommt noch hinzu. Die Kommunalplattform steigere nicht nur die Transparenz im Netzgeschäft, sondern fördere auch die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und der Netze BW, warb der Regionalmanager für den bedarfsorientierten Netzausbau und die Energiewende. Der Kommunendialog soll auf Basis der Kommunalplattform intensiviert werden.

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Der Referent ging auf die Entwicklung erneuerbarer Energien ein. Neulußheim hat 348 Photovoltaik-anlagen mit einer Einspeisung von 2338 Megawattstunden. Die Haushalte verbrauchen 58,7 Prozent des Stroms, gefolgt vom Gewerbe mit 19,4 Prozent. Die rund 90 Wärmepumpen haben einen Anteil von 3,5 Prozent am Gesamtverbrauch. Die Komplexität im Verteilnetz steigt deutlich an. „Die Energiewende findet im Verteilnetz statt“, heißt es dazu von Netze BW.

Bis 2030 sollen 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Und bis 2030 sollen 15 Millionen batteriebetriebene Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sein.

Im Notfall darf der Netzbetreiber die Anlagen mit Netzanschluss in Neulußheim steuern

Seit 1. Januar gelten neue gesetzliche Regelungen für steuerbare Verbrauchseinrichtungen. Das betrifft alle Anlagen mit Netzanschluss im Niederspannungsnetz. Diese Anlagen dürfen im Notfall durch den Netzbetreiber gesteuert werden. Im Gegenzug erhalten die Betreiber Anspruch auf Sicherstellung des Netzanschlusses und reduzierte Netzentgelte.

Netze BW untersucht auch die Auswirkung der Elektromobilität auf das Stromnetz. Wichtige Erkenntnisse dabei: Das Ladeverhalten ändert sich mit zunehmender Zeit und Lademanagement ist ein wirksames Mittel, um Lastspitzen zu glätten.

In Neulußheim sind zurzeit in zwei Trafostationen in der Görlitzer Straße und in der Reilinger Straße Stromsensoren, die Echtzeitdaten liefern, verbaut. Betrachtet man den Stromkreis, so ist eine hohe Auslastung der Kabel durch zahlreiche vorhandene und künftige E-Ladepunkte zu verzeichnen. Der Bau neuer Ortsnetzstationen ist wichtig, um Stromkreise zu trennen, zu kürzen und damit Lasten aufzuteilen.

Elektromobilität: Neulußheim hat 118 Ladestationen für E-Autos

Die Elektromobilität meldet aktuell über 66 000 Ladepunkte an Netze BW, davon sind 51 700 privat. Neulußheim hat 118 Ladestandorte mit 125 Ladepunkten, 124 Elektroautos und 48 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Bei einer Gesamtzahl von 4398 Kraftfahrzeugen entspricht das einer Elektrifizierungsquote von 3,9 Prozent.

Die Referenten lobten die Aktivitäten der Neulußheimer im Austausch mit Netze BW. Im vergangenen Jahr wurden 97 Prozent von 4520 Zählerablesungen digital übermittelt. Von 418 Einspeisern nutzten 85 Prozent aktuell das digitale Kundenportal. Weniger bekannt sind dagegen die fünf mobilen Brandübungsanlagen von Netze BW. Feuerwehren trainieren damit den Ernstfall durch spezifische Gefahrenquellen, etwa durch Strom und Gas verursachte Brände.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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