Hockenheim. Wir alle stellen uns wohl immer wieder einmal im Leben die Frage, worum es wirklich geht – bei der Arbeit, im Vereinsleben, in der Politik oder der Gesellschaft, im Sport, bei Freundschaften und ganz allgemein im Leben. „Die Perlingerin“ alias Sissi Perlinger nahm sich am Mittwochabend in der Stadthalle genau dieses Themas an.
Es ist bereits ihr zehntes selbst geschriebenes Bühnenprogramm, mit dem die „Kaiserin der Vielseitigkeit“ erfolgreich auf der Bühne steht. Obwohl die Reihen der Stadthalle nur spärlich besetzt sind, tut dies der Stimmung keinen Abbruch und Sissi macht ihrem Ruf als ausgezeichnete und vielseitige Schauspielerin, Drei-Oktaven-Sängerin und Komödiantin alle Ehre.
Sie gibt alles, um das Publikum zu begeistern, sogar zum Mitmachen zu animieren – und es gelingt ihr. Sicher spielen dabei die rund 40 Jahre Bühnenerfahrung eine Rolle, aber auch ihr Talent, brisante Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur, tiefsinnig, philosophisch, humoristisch und doch ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, an den Mann oder die Frau zu bringen, ist eine hohe Gabe.
Sissi Perlinger schafft es, diese hochaktuellen Themen mit so feinem Humor zu versehen, dass man nicht anders kann, als herzhaft zu lachen, obwohl einem möglicherweise eher zum Weinen zumute wäre. Nicht umsonst wird sie oft als ein Mensch gewordenes Gesamtkunstwerk bezeichnet.
Als solches tritt die vielfach preisgekrönte Künstlerin auf die Bühne, um auch das Hockenheimer Publikum mit ihrer Virtuosität für sich zu gewinnen. Viel Überzeugungsarbeit bedarf es dafür jedoch nicht. Kaum betritt sie in ihrem Leopardenoutfit die Bühne, wird sie jubelnd begrüßt.
Sogar die von ihren Frauen mitgeschleppten Männer applaudieren lautstark, was Perlinger besonders glücklich stimmt, ebenso die Tatsache, dass selbst diese sie nun in den folgenden zwei Stunden nicht einfach wegzappen können.
Im Trott wie die Schimpansen
Geschickt baut sie hier bereits eine Anspielung aus ihrem Programm ein, denn später wird es unter anderem um genau diese Thematik gehen. Mit feinem Humor stellt sie die heutige Schnelllebigkeit und Veränderung der Gesellschaft dar, wie die meisten sich nach getaner Arbeit lieber mit einem Bierchen zappend vor den Flimmerkasten setzen, als sich gesellig dem Leben außerhalb der eigenen vier Wände zu widmen. Grund genug, um auf die große Ähnlichkeit zu den Schimpansen zu verweisen, die nur in seltenen Fällen von ihrem Alltagstrott abweichen.
Überzeugend schlüpft Perlinger bei der Gelegenheit in die Rolle eines Schimpansen, um ihre humorvollen Anekdoten visuell und akustisch zu untermauern. In einem ihrer Lieder greift sie ebenfalls auf unsere Artverwandten zurück, um als Ein-Frau-Orchester das Publikum zum Lachen zu bringen. Während sie Gitarre spielt und gleichzeitig mit den Füßen das Schlagzeug bedient, erzeugt sie urkomischste Affenlaute, die sie prompt das Publikum nachmachen lässt. Dagegen sieht manch ein Motivationstrainer alt aus!
Sissi Perlinger mimt im Laufe des Abends die unterschiedlichsten Charaktere. Mal steht sie als zünftige Bayerin mit Dirndl und Dialekt auf der Bühne, um ihre geänderten Ernährungsgewohnheiten hin zu „grüner Küche“ zu beleuchten, in der nicht mal mehr Meisenknödel Platz haben, mal verkörpert sie einen Hippie, der dem Publikum verdeutlichen soll, dass Drogen bei all der „Amazonisierung“ sowie allen anderen weltwirtschaftlichen, politischen und natürlich auch klimatischen Problemen keine Lösung darstellen.
So brisant die Themen auch sind, Perlinger schafft es stets aufs Neue, mit Humor oder manch einer Yogaeinlage für Entspannung zu sorgen. Hilft gar nichts mehr, kommt ihre „Schüttelfresse“ zum Einsatz – einmal mit dem ganzen Publikum den Kopf und somit auch den Mund kräftig durchschütteln.
Spätestens dann sollte jedem klar geworden sein, dass man die positiven Dinge nicht außer Acht lassen darf. Immerhin entwickelt sich unsere Spezies einst von einer Amöbe zu dem aktuellen Spitzenprodukt Mensch.
Stehende Ovation geerntet
Für den Fall, dass manchem dennoch einmal das Lachen vergehen möge, hat Perlinger noch einen Tipp parat, worum es nun wirklich im Leben gehe: Vor allen Dingen sei es wichtig, nie ohne Gummi-Ente auf dem Kopf das Haus zu verlassen. Zum Dank erntet sie begeisterten Applaus sowie stehende Ovation des Publikums. Somit war es ein Leichtes für dieses, den Heimweg auch ohne Gummi-Ente anzutreten.
Info: Mehr Bilder der Show unter www.schwetzinger-zeitung.de
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