Ketsch. Eigentlich soll die offizielle Präsentation erst morgen Mittag auf einer Pressekonferenz erfolgen, doch die Beteiligten haben es unserer Zeitung bereits exklusiv bestätigt: Der bislang in Mannheim-Friedrichsfeld beheimatete Sportartikelhändler "21sportsgroup", der neben mehreren Geschäften unter dem Namen Planet Sports vor allem als europaweiter Internetversender fungiert, baut ab Juli im Gewerbegebiet Süd sein neues Logistikzentrum. Damit konkretisieren das Unternehmen und die Gemeinde erstmals die Pläne, über die unsere Zeitung im vergangenen Juli berichtet hatte.
Auf der derzeit noch brach liegenden Fläche entlang der Sachsenstraße wird auf rund 67 300 Quadratmetern Grundstücksfläche eine 30 475 Quadratmeter große Halle mit zusätzlich rund 2400 Quadratmetern Büro- und Sozialflächen sowie ein 2300 Quadratmeter großes Zwischengeschoss entstehen. Außerdem besteht für die Dauer von drei Jahren für das Unternehmen die Option, weitere 10 000 Quadratmeter als Erweiterung zu bebauen.
Zunächst mit Untermieter
"Ich freue mich, dass unsere Verhandlungen derart gut gelaufen sind und Ketsch somit einen neuen großen Arbeitgeber erhält", erklärte Bürgermeister Jürgen Kappenstein im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf Nachfrage bestätigten Dr. Henner Schwarz, einer der Geschäftsführer der "21sportsgroup", sowie Oliver Schwartz, Leiter der Unternehmenskommunikation, die Entwicklungspläne. "Wir wollen unsere Logistik zusammenführen und ausbauen", so Dr. Schwarz. "Derzeit haben wir Kapazitäten von rund zwei Millionen Paketen pro Jahr. In unseren Prognosen gehen wir bei einem Vollausbau des neuen Zentrums von rund 17,5 Millionen Paketen pro Jahr ab etwa 2027 aus."
Die erste Ausbaustufe soll bereits zum März kommenden Jahres abgeschlossen sein, dann will die "21sportsgroup" das Lager in Betrieb nehmen. Den Plänen zufolge entstehen zunächst rund 30 000 Quadratmeter an Logistikfläche im Richtung Aldi-Rösterei gelegenen Teil des Grundstücks, die in drei Hallensegmente unterteilt sein werden. "Zwei dieser Segmente nehmen wir selbst in Betrieb, das dritte Segment werden wir zunächst für etwa fünf Jahre untervermieten", so Geschäftsführer Schwarz. Die Prognosen des Unternehmens sehen vor, dass es in dieser Zeit weiter wächst, um schließlich diesen zusätzlichen Platz zu benötigen.
Zusätzlich werden in einer Art vorgelagertem Quader Büro- und Sozialflächen entstehen. "Wir haben in Friedrichsfeld auch zahlreiche IT-Mitarbeiter und weitere Sparten sitzen, schließlich versenden wir nicht nur unsere Waren, sondern betreiben Internetauftritte, entwickeln Konzepte und organisieren einen Großbetrieb", so Pressesprecher Schwartz. "Diese Arbeitsplätze verlegen wir ebenfalls, und auch hier wird es einen Ausbau geben."
Ein viertes Hallensegment, das auf weiteren rund 10 000 Quadratmetern entstehen könnte, wäre nach Unternehmensangaben ohne größeren technischen Aufwand in Richtung Talhaus möglich. Für diese Grundstücksfläche hat die "21sportsgroup" für die kommenden drei Jahre ein Optionskaufrecht. Damit wäre der Vollausbau abgeschlossen.
IT-Spezialisten und Logistiker
Auf diesen geplanten Wachstumskurs aufbauend sehen die Unternehmensvertreter einen stetigen Mehrbedarf an Arbeitskräften. "Die allermeisten Mitarbeiter aus Mannheim werden selbstverständlich mit nach Ketsch kommen, das sind ja von Friedrichsfeld nur zehn Minuten mit dem Auto", erklärte Geschäftsführer Dr. Henner Schwarz. Derzeit seien etwa 100 Mitarbeiter in Mannheim beschäftigt.
"Doch bereits zu Beginn werden wir in Ketsch einen Mehrbedarf an Mitarbeitern haben und in absehbarer Zeit mehrere Hundert neue Stellen schaffen. Langfristig dürften diese Zahlen - dem Ausbau entsprechend - noch deutlich anwachsen." Neben Mitarbeitern in der Logistik benötige das Unternehmen insbesondere IT-Spezialisten. "Und dafür ist die Region schließlich gut geeignet", so Dr. Schwarz.
Dies sei einer der Gründe für den Standort gewesen, der sich gegen europaweite Konkurrenz durchgesetzt habe. Die weiteren Standorte des Unternehmens in München und Tschechien sollen derweil erhalten bleiben, konnten sich aber nicht als Alternative zur Enderlegemeinde durchsetzen.
"Ein schlagendes Argument für Ketsch war die Nähe zum Stützpunkt des Paketlieferdienstes DHL in Speyer", so Dr. Schwarz. "Über diesen Dienstleister verschicken wir unsere Waren - und in Speyer steht sein größtes und modernstes Logistikzentrum. Damit erreichen wir noch schneller als bisher unsere Kunden in ganz Europa." In Zeiten, in denen Marktführer wie Amazon Bestellungen teilweise noch am selben Tag zustellen würden, sei eine reibungslose Logistik von entscheidender Bedeutung.
Die Anlieferung der Waren wiederum könne zwar nicht von der "21sportsgroup" gesteuert werden. "Aber die Anwohner müssen sich nicht sorgen, dass es hier den ganzen Tag über zu Anlieferverkehr kommt", so Pressesprecher Schwartz. "Wir bekommen Großlieferungen, die dafür aber seltener erfolgen. Die Frequenz dürfte geringer sein als bei anderen großen Unternehmen in der Gemeinde. Und sie werden im Verhältnis zu unserer Auslieferung stehen: Das sind derzeit etwa zwei große DHL-Lastwagen pro Tag." Ein Produktionsverkauf oder Flagship-Store - wie es ihn bis 2015 in Friedrichsfeld gegeben hatte - sei ebenfalls nicht geplant, es entstehe also kein Kundenverkehr.
Rund 25 Millionen Euro investiere der Projektentwickler Panattoni Europe in den Erwerb des Grundstücks sowie den Bau des Logistikzentrums - laut Unterlagen des baden-württembergischen Landtags betrugen dabei die Kosten für das dem Land gehörende Grundstück im vergangenen Sommer exakt 6 958 655 Euro (wir berichteten).
Morgen Pressekonferenz
Die "21sportsgroup" wird das fertige Gebäude dann vom Projektentwickler anmieten - "und zusätzlich in Ausstattung, Technologie und Personal investieren", wie Pressesprecher Schwarz betonte. Doch das alles sollen Investitionen sein, die sich für das Unternehmen rechnen: Michael Burk, ein weiterer Geschäftsführer des Unternehmens, verkündete ehrgeizig: "Die künftigen Logistikkapazitäten ermöglichen uns ein Wachstum auf über 500 Millionen Euro Umsatz."
Auf der morgigen Pressekonferenz werden die "21sportsgroup", die Gemeinde und das Land Baden-Württemberg weitere Details zu dem Bauprojekt bekanntgeben.
Die "21sportsgroup"
- 2005 gründete Jörg Mayer, jetziger Beiratsvorsitzender, die L&S Lauf- & Sport Shop GmbH in Mannheim-Friedrichsfeld, quasi den Vorgänger der "21sportsgroup". Dabei war der Versand über das Internet bereits Teil des Geschäftskonzepts.
- Den derzeitigen Standort in einem ehemaligen Autohaus in Friedrichsfeld bezog das Unternehmen 2011, das Onlinegeschäft wurde vergrößert. Gleichzeitig eröffnete das Unternehmen hier eine Vorzeige-Filiale. 2015 wurde diese Filiale aus Platzgründen geschlossen und zu einem provisorischen Lager umgenutzt.
- Mit dem Aufkauf der Sportgeschäftekette Planet Sports verdoppelte sich 2014 das Geschäftsvolumen des Unternehmens.
- Der Schwerpunkt der "21sportsgroup" liegt inzwischen beim europaweiten Onlinehandel. Dazu gehören die Internetseiten www.21run.com für Lauf- und Ausdauer-Sport, www.planet-sports.de für Action-Sport und Streetwear, www.vaola.de als "Marktplatz" für alle Sportarten sowie www.clubsale.com als Shopping-Club.
- Im Fachhandel betreibt die Gruppe zwölf Läden unter dem Namen "Planet Sports" - darunter eine Filiale auf den Mannheimer Planken und eine in der Heidelberger Hauptstraße - sowie zwei Geschäfte unter dem Namen "21run".
- Kunden finden auf den Internetseiten ein breites Sortiment in den Segmenten Laufen, Radfahren, Triathlon, Action-Sport, Streetwear, Outdoor, Fußball-Bekleidung sowie Ausrüstung.
- Die Sportplattform ist in ganz Europa präsent, mit Schwerpunkt auf Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, den Benelux-Staaten, Italien und Spanien. (beju)
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