Ketsch. Unter dem vielversprechenden Motto „Häs trifft Ornat“ darf man sich am 15. und 16. Februar auf ein Spektakel der besonderen Art freuen, wenn in einer bunten Mischung aus rheinischer und alemannischer Fasnacht in der Enderlegemeinde an verschiedenen Stellen und auf unterschiedliche Art närrisches Brauchtum gefeiert wird.
„Wir rechnen mit über 2500 Mitwirkenden an diesem Wochenende und sind jetzt schon mehr als begeistert, dass die Vereinigung badisch-pfälzischer Karnevalvereine als zweitgrößter Landesverband im Bund Deutscher Karneval (BDK) nun erstmalig ihr Verbandsnarrentreffen im Bezirk Nordbaden und schließlich in Ketsch stattfinden lässt“, freut sich Hartmut Stang, Zugmarschall aus der Enderlegemeinde.
Boom in der Region
Dass Nordbaden und somit Ketsch diesen „Zuschlag“ als Austragungsort erhielt, sei insbesondere der Tatsache geschuldet, dass sich in den vergangenen Jahren in der Region einige neue Gruppierungen aus sogenannten „Hästrägern“ und Guggemusik-Gruppen formiert haben.
„Wir haben in Ketsch die ‚Hewwlguggler’, dann gibt es die ‚Goggelzunft Rohrhof’, die ‚Schlappgosch Rudscha Waggis’ aus Sandhausen, die ‚Gäjemänndl’ aus Nussloch oder die ‚Ofdascha Buzzelhexen’ sowie ‚Ofdascha Hardtwaldhexen’ aus Oftersheim, um nur einige zu nennen“, ergänzt Hartmut Stang voller Vorfreude. Gemeinsam mit dem „Häsbeauftragten“ der Vereinigung badisch-pfälzische Fasnacht Martin Beuchert sowie Zunftmeister Harald Müller sei man sich schnell einig gewesen, dass Ketsch ein idealer Standort für das Narrentreffen sei und auch seitens der Gemeindeverwaltung gab es schnell grünes Licht für einen „Narrensprung“ und Co.
„Unser Bürgermeister Timo Wangler kommt bekanntlich aus dem Schwarzwald, war dort selbst in einer ‚Häsgruppe’ und kennt daher diese Form von Fasnacht bestens. Die Unterstützung der Gemeinde, aber auch des DRK, der Polizei und der Feuerwehr ist uns zugesichert“, so Stang weiter.
So dürfen sich die Besucher auf folgende närrische Ereignisse freuen: Am Samstag, 15. Februar, werde das Narrentreffen um 15 Uhr mit der Aufstellung des Narrenbaumes vor dem Rathaus eröffnet - natürlich mit Guggemusik-Gruppen - und mit zahlreichen Gruppen in ihren Masken und Kostümen. In einem kleinen Zug bewegen sich die Gruppen dann in das Narrendorf, welches im Außenbereich der Rheinhalle aufgebaut wird.
Blick in die alemannische Fasnacht: Was ist eine Häs?
- Als Häs oder Narrenhäs wird in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht das Narrenkostüm bezeichnet. Das Wort Häs fand bereits im Mittelhochdeutsch seinen Ursprung. Dort bedeutete das Wort „haeze“ Kleidung. Auch im Althochdeutsch bezeichnetet man ein Kleid oder Gewand als „hâz“. Heute noch bedeutet im schwäbischem Dialekt auch außerhalb der Fasnacht dieses Wort Gewand oder Anzug.
- Man spricht von der sogenannten „Sonndigs-Häs“ oder der „Schaff-Häs“. In der schwäbisch-alemannischen Fasnet besteht eine Häs zumeist aus einer holzgeschnitzten Gesichtsmaske – Larve genannt – und einem vollständig hangearbeitetem Narrenkleid.
- Solch eine Häs trägt man lebenslang zu Fasnet und nicht selten werden Häs vererbt. Erste Häs wurden bereits im Mittelalter getragen, oft stellten sie Teufel, Tiere oder den „Wilden Mann“ dar. Auch Leinengewänder mit farbigen Stoffflecken waren bekannt.
- Im Barock kamen sogenannte Hansele oder Weißnarren hinzu. Hier trug man bemalte Leinenanzüge, meist glatte und freundliche Gesichtsmasken und Schellenriemen. Auch Hexenkostüme gehören fest zu den Hästrägern.
- Bei ihren Umzügen führen die jeweiligen Hästräger oft Rätschen, Hexenbesen, Saublodern (Schweineblasen), Fuchsschwänze oder Streckscheren mit, mit denen dann allerlei Schabernack getrieben wird.
- Im Jahr 2014 wurde die schwäbisch-alemannische Fasnacht mit ihren Hästrägern von der UNESCO zum nationalen immateriellen Kulturerbe erklärt. csc
„Hier gibt es dann unter anderem Stände der Tanzfreunde und des Tennisclubs, die für die Bewirtung sorgen und eine Bühne auf dem RNF-Truck. Dort findet später das Monsterkonzert mit verschiedenen Guggemusik-Gruppen statt. In der Rheinhalle beginnt ab 18 Uhr ein Brauchtumsabend, bei dem verschiedene Aufführungen von Gruppen aus der rheinischen und der alemannischen Fasnacht ein über vierstündiges Programm bieten. Ob Hexen, Garden, Guggemusik oder Bütt, es ist von allem etwas dabei und gegen Mitternacht beginnt noch die Narrenparty. Bewirtet wird die Rheinhalle von der Narrhalla. In der Rheinhallen übernehmen die ,Ofdascha Hardtwaldhexen’ die Bewirtung und es gibt eine Narrendisco“, informiert Hartmut Stang weiter.
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Alles, was an Programm geboten werde, geschehe aus Spaß an der Freud’ und sei deshalb kostenfrei. „Die Besucher können so vom Narrendorf in die Halle oder in die Gaststätte, man muss keine Eintrittskarten besorgen und kann überall einen schönen Abend genießen“, so die Veranstalter. Bereits am Sonntag geht das närrische Spektakel mit dem ökumenischen Narrengottesdienst um 9 Uhr in der St. Sebastian Kirche weiter.
„Hier steht die Segnung der Narren im Vordergrund. Dabei legen die Hästräger ihre Masken auf den Altar und die Guggemusik der ,Hewwlguggler’ begleitet dies. Gegen 10.30 Uhr findet im Anschluss der Zunftmeisterempfang in der Rheinhalle statt und dann nähert sich der Höhepunkt des Narrentreffens. Ab 13.33 Uhr beginnt der sogenannte ‚Narrensprung’, bei dem weit über 80 Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet unser schönes Ketsch mit einem großartigen Umzug in Begeisterung versetzen werden“, kündigt Stang an.
Start und Ziel im Bruch
Der Zugweg erfolge vom Narrendorf über die Speyerer-, Hockenheimer-, Schwetzinger-, Schiller-, Hebel- sowie Gutenbergstraße bis wieder zum Narrendorf zurück. Es seien ausschließlich Fußgruppen unterwegs, die sicher die Zuschauer am Straßenrand in das Geschehen mit einbeziehen werden. Entlang des Zuges können sich die Besucher kulinarisch versorgen und „als Andenken an dieses sicher unvergessliche Erlebnis werden Erinnerungsanstecker verkauft“, ergänzt Stang.
Dieses Narrentreffen, was zeitlich vor den Fasnachtstagen liegt, sei für Ketsch ein zusätzliches Highlight in diesem Jahr. „Wichtig ist es, vielleicht auch zu erwähnen, dass am Fasnachtssonntag, 2. März, selbstverständlich der traditionelle Ketscher Fasnachtszug unter der Organisation der IG Ketscher Vereine stattfindet. Es gibt also diesmal gleich zwei Umzüge unterschiedlicher Art“, so der Ketscher Zugmarschall abschließend.
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