Ofdascha Hardtwaldhexen

Mithexen darf in Oftersheim nur, wer harte Prüfungen besteht

Die Ofdascha Hardtwaldhexen beleben die Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet in Oftersheim. Jetzt haben sie neue Mitglieder aufgenommen - mit schaurig-schönen Ritualen.

Von 
Sabine Zeuner
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Noch haben die Täuflinge was zu lachen – doch die verbundenen Augen verraten bereits, dass gleich die Prüfungen starten. © Sabine Zeuner

Oftersheim. Wenn es Nacht wird in Oftersheim, kann man was erleben. Wer sich am vergangenen Freitag in der Nähe des Heimatmuseums aufgehalten hat, der staunte sicher nicht schlecht dort eine Menge Hexen und Hexenmeister zu sehen. Eine Gruppe davon mit verbundenen Augen, sich an einer Kette haltend, auf dem Weg in den Hof, voran ein „Priester.“ Was war hier los? Nicht etwa dunkle Riten wurden dort zelebriert - die Ofdascha Hardtwaldhexen trafen sich und tauften Neuhexen und ihre männlichen Kollegen.

Diese werden fortan die Zunft nach Modell der schwäbisch-alemannischen Fasnet mit Häs und einer Menge Tradition im Verein leben und pflegen. „Ich gelobe ohne zu zagen, von nun an feierlich meinen Hexennamen zu tragen. Mich an Hexensatzung, Verhaltenskodex und Häsordnung zu halten und die Zunft nach Kräften positiv mitzugestalten“, so lautet der Schwur, den alle mit ihren individuellen Hexennamen leisteten.

80 Mitglieder engagieren sich

Bevor es jedoch dazu kam, hatten die sechs Frauen und drei Männer einige Prüfungen zu meistern. Dazu gehörte eine Menge Vertrauen in die „Bestandshexen“, die mit viel Fantasie einen Erfrischungstrunk, ein schmackhaftes Mahl zubereitet sowie Wissensfragen und Spiele vorbereitet hatten. Im Mittelpunkt allen Treibens allerdings stand das Zusammentreffen mit den anderen Hexen des Vereins, der zurzeit 80 Mitglieder, darunter 15 Kinder, zählt. Fast vollzählig versammelten die Vereinshexen sich in der halboffenen Scheune des Museumsanwesens, begrüßten und herzten einander und plauderten über das Erlebte aus den vergangenen Wochen.

Die feucht-fröhliche Pömpeltaufe für Kai Baatz: „Pfarrer“ Kevin Zaich sorgt für die finale Aufnahme in die illustre Gesellschaft. © Sabine Zeuner

Ein großes Hallo erntete dabei die 85 Jahre alte Elsa Kurz, die trotz der Kälte gekommen war. „Mitlaufen kann ich nicht mehr, aber ich bin immer dabei, wenn die Hexen sich treffen“, erzählte sie mit leuchtenden Augen von ihrer aktiven Zeit und der Freude, die „tollen Leute“ wieder zu treffen. Die Neulingstaufe war ein klasse Anlass dafür. Gefeiert wurde auch die teils närrische, größtenteils brauchtumsschwere Gemeinschaft und das bis in die späten Abendstunden.

Mindestens eine komplette Kampagne im Verein sein, sich für das Vereinswohl engagiert zu haben, ist Voraussetzung in den Kreis der Hexen aufgenommen zu werden. Dass dafür auch Wissen um die Hexengepflogenheiten gefragt ist, versteht sich. Doch von Anfang an: Mit der Kette in der Hand und verbundenen Augen führten „Althexen“ - im kompletten Häs mit Masken - die Täuflinge vor die versammelte Hexenschar. Als Zeremonien-„Pfarrer“ war Kevin „Pyrox“ Zaich gefragt, die gefürchtete Taufe mit Klobürste und Pömpel zu vollziehen.

Mitreißende Tanzperformance

In einer Reihe stehend empfingen Nadine Böhm, Kai Baatz, Julia Schäfer-Baatz, Nicole Much, Markus Much, Ulrike Sommer, Sabine Richter, Florian Wink und Sabrina Wink ihren „Entspannungstrunk“ - eiskalte Wurstbrühe - noch mit geschlossenen Augen, dafür mit umso mehr Mimik, die eher für Ekel, als alles andere sprach.

Die zweigeteilte Challenge um den Lieblingssong der vergangenen Kampagne brachten alle neun gut hinter sich - mit mehr oder weniger mitreißender Tanzperformance sowie anschließender Belohnung der Siegreichen und Bestrafung derer, die falsch gelegen hatten. Unterschiedlich gefüllte Miniwindbeutel wurden verteilt, die entgleisenden Gesichtszüge einiger verrieten, dass nicht immer süße Sahne deren Inhalt war.

Schaurig-schöne Maskenparade: Nur Mitglieder dürfen sie tragen. © Hardtwaldhexen

Ikke Hüftgold mit „Engel“ machte übrigens in der Hexengunst das musikalische Rennen 2024. Das genaue Gewicht eines mit Konfetti gefüllten Eimers blieb zu schätzen. Was den Ausschlag für Sieg oder Niederlage gab, war aber das Aufzählen der verpflichtenden Bestandteile des Häs der Zunft: Man einigte sich auf 13 Teile.

Final durften sich alle Anwärter der Taufe unterziehen, die „Pyrox“ für die Damen mit Spritzern per Klobürste, für die Herren mit umgedrehtem Pömpel und Kaltwasserschutt durchzog. Die letzte Herausforderung war das „Abendmahl“ mit kalter Linsensuppe und darin schwimmendem Fruchtgummi-Glotzauge. Deren Verzehr beäugten die altgedienten Vereinsmitglieder ganz genau. Auch wenn es zum Würgereiz beim einen oder anderen kam, schluckten alle auch diese Leckerei beanstandungsfrei.

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Im Applaus der vielen Mitglieder wurden alle als vollwertige Hexen und Hexenmeister und insgesamt die familiäre Gemeinschaft als solche bis in den späten Abend gefeiert.

Weitere Infos zum Verein gibt es unter www.ofdaschahardtwaldhexen.de

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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