Backfischfest - Reaktionen nach der Absage von Fischerkönig und ASV-Vorsitzendem / Verschiebung des Königangelns möglich / Sorge um Schausteller / Kritik auf Facebook

Bedauern und Verständnis überwiegen

Von 
Benjamin Jungbluth
Lesedauer: 
Diese Vereinstradition wird es 2020 nicht geben: Fischerkönig Christian Klefenz (vorne) mit Sohn Kai (2. Jugendprinz), dahinter Ex-Fischerkönig Manuel Krieger mit seiner Frau Tina (l.) und Emily Petlusch, die Nick Krieger hält, bei der Abholung des Regenten im vergangenen Jahr. © Jungbluth

Ketsch. Die am Montag verkündete endgültige Absage des Backfischfestes (wir berichteten) ist nicht nur für die ausführende Backfischfest Gesellschaft, sondern auch für den Angelsportverein (ASV) 1928 eine herbe Enttäuschung.

„Wir bedauern diesen Schritt sehr, weil das Fest traditionell der Höhepunkt unseres Vereinsjahres ist und wir gerne gemeinsam mit den Ketschern und den vielen Besuchern gefeiert hätten“, sagt der Vorsitzende Günter Perner im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber trotz der positiven Entwicklungen der vergangenen Wochen beschäftigt uns die Corona-Pandemie weiterhin – und die Gesundheit aller Beteiligter stand selbstverständlich die ganze Zeit über im Mittelpunkt.“

Immerhin habe die Absage des Backfischfestes keine größeren Folgen für die Vereinskasse. „Wir sind finanziell gut aufgestellt und können einen Teil unserer Ausgaben herunterfahren. Die laufenden Kosten, wie die Pflege des Anglersees, halten sich noch im Rahmen. Aber unsere Gemeinschaft leidet natürlich unter den Vorgaben: Vor September werden wir keinerlei Treffen und Versammlungen abhalten. Das gilt auch für die fünf großen Vereinsfischen“, erklärt Perner.

Davon betroffen ist auch das Königsfischen, der traditionelle Auftakt der Backfischfestzeit. Zwar sei es denkbar, einen Teil der Aktivitäten im Spätsommer gebündelt nachzuholen – also eventuell Königs- und Prinzenfischen an einem Tag stattfinden zu lassen. „Aber die Entscheidung dazu muss der gesamte Vorstand treffen, was erst Ende August unter den dann geltenden Einschränkungen stattfinden wird“, so der ASV-Vorsitzende Günter Perner.

Für den amtierenden Fischerkönig Christian Klefenz und seine Prinzen endet ihre Regentschaft deshalb mit einem ungewissen Ausgang. Normalerweise würden die Titelverteidiger und ihre Herausforderer in den Wochen vor dem Fest am Anglersee gegeneinander antreten. „Ich glaube nicht, dass eine Verschiebung des Königangelns sinnvoll wäre: Denn der neue Termin würde dann in die Sommerferien fallen und bei vielen Teilnehmern zu zeitlichen Problemen führen. Und ohne Fischerfest macht eigentlich auch der Titel des Fischerkönigs wenig Sinn“, sagt Christian Klefenz.

Soloangeln neu entdeckt

Der viermalige Regent hat seit seiner Kindheit in der Enderlegemeinde einen engen Bezug zum Backfischfest. Dass die große Feier im Bruch tatsächlich komplett ausfällt, war für ihn lange undenkbar. „Aber eine kleine Version des Festes unter Pandemie-Bedingungen hätte ich mir auch nur schwer vorstellen können, da wäre wohl kaum Stimmung aufgekommen“, sagt Klefenz. „In diesen Zeiten sollte man seine freie Zeit vielleicht ohnehin besser im kleinen Kreis verbringen – oder eben gleich beim Soloangeln, was doch der eigentliche Sinn unseres Sports ist. Im März und April habe ich das ständig gemacht, da kam dann auch kein Corona-Koller bei mir auf“, erzählt er weiter.

Auch auf unserer Facebook-Seite kommentieren viele Leser die Absage des Backfischfestes. Neben Zustimmung gibt es dabei viel Kritik an der Entscheidung. „Komisch, alles wird abgeblasen, aber in den Urlaub fliegen ist okay? Die Schausteller gehen pleite“, schreibt Tamara Persohn Wolf. Auch Christian Fichtner findet: „Für die Schausteller eine Katastrophe.“ Und Jürgen Ra schreibt: „Nächstes Jahr gibts keine Schau-steller mehr, alle in der Insolvenz. Dann muss man sich keine Gedanken über das Fischerfest machen.“

Andere Nutzer verteidigen hingegen die Entscheidung zur Absage des Backfischfestes: „Natürlich ist das für die Schausteller eine absolute Vollkatastrophe, aber erstens wird nicht nur das Ketscher Fischerfest abgesagt und zweitens sollte die Gesundheit für jeden von uns Priorität haben“, findet Janina Fabritz. Und Walburga Schaefer ergänzt: „Die Schausteller gehen nicht pleite, weil die Politiker nix auf die Kette kriegen, sondern weil die Gesundheit wichtiger ist als der Mammon.“

Ein Blick auf die Jugend

Facebook-Nutzer Chris Haas kommentiert derweil die Folgen für die jüngeren Ketscher: „Schlimm, alles hat zu, oder findet nicht statt. Mir tun hauptsächlich die Kinder leid: kein Fest, keine Schule, kein Schwimmbad.“ Und Nici Sydney wundert sich: „Demonstrationen mit 6000 Leuten auf einem Haufen an einem Tag werden zugelassen und die Feste abgesagt.“

Unser Leser Herbert Semsch hat grundsätzlich Verständnis für die Entscheidung, kommentiert aber: „Trotzdem kommen wir irgendwann an einen Punkt, wo der ,Kollateralschaden‘ durch Corona-Verordnungen ein Ausmaß erreicht, was nicht mehr akzeptabel ist. Wollen wir unser Leben lang mit Masken rumlaufen oder Kultur/Kunst und alles was dazu gehört sowie ganze Branchen an die Wand fahren? Die Sinnhaftigkeit mancher Regelungen sowie die örtlichen grotesken Unterschiede, darf man schon mal in Frage stellen, ohne gleich in der Verschwörungs- oder Nazischublade zu landen.“

Ketsch

Ketsch: Fischerkönig und Prinzen werden beim Backfischfest 2019 gefeiert

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
22
Mehr erfahren

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung