Central

„Bonhoeffer“: Eine distanzierte Heldengeschichte beim Ketscher Kirchenkino

Der Film „Bonhoeffer“ sorgte im Central Kino Ketsch für angeregte Diskussionen. Kritiker bemängeln historische Verzerrungen, während Experten die Botschaft des Films einordnen.

Von 
Caroline Scholl
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Pfarrer Christian Noeske (li.), Doris Steinbeißer und Prof. Dr. Michael Plathow im Gespräch nach dem Film. © Caroline Scholl

Ketsch. Das Team des Kirchenkinos hat sich für seine jüngste Ausgabe des Formats im Central einen Film ausgesucht, der nach seiner Erscheinung im Jahr 2024 durchaus viel Diskussionsstoff bot. Wie man in der Begrüßung durch Pfarrer Christian Noeske und Doris Steinbeißer erfahren konnte, sei „Bonhoeffer“ dabei nicht die erste Verfilmung über das Leben des bekannten Theologen.

Jedoch zeige schon die Auswahl des Filmtitels in der amerikanischen Originalversion - „Bonhoeffer: Pastor, Spy, Assassin (übersetzt: Bonhoeffer: Pastor, Spion, Attentäter) - einen Unterschied zum deutschen Filmtitel.

Die Nachkommen der Bonhoeffer Geschwister erklärten zudem, wie man es im Internet auf den Seiten der EKD nachlesen kann, die „rechts-evangelikale“ Produktionsfirma Angel Studios, habe ein die Geschichte verdrehendes Biopic auf den Markt gebracht, das Bonhoeffer zu einem „evangelikalen Heiligen“ stilisiere und mit einem Filmplakat werbe, auf dem Bonhoeffer eine Pistole in der Hand hält.

Biopic „Bonhoeffer“ wird von den Nachkommen des Theologen heftig kritisiert

Sie kritisieren, dass das Vermächtnis Dietrich Bonhoeffers zunehmend „von rechtsextremen Antidemokraten, Fremdenfeineden und religiösen Hetzern verfälscht und missbraucht wird“. In Ketsch indes gab es einen sehr großen Zuschauerkreis, der sich für den Film „Bonhoeffer‘“ im Central Kino interessierte.

Eine Szene aus "Bonhoeffer": Jonas Dassler spielt in dem Biopic den titelgebenden Theologen. © picture alliance/dpa/Kinostar

In der von Regisseur Todd Komarnicki veröffentlichten Filmbiografie geht es also um den Theologen und Widerständler Dietrich Bonhoeffer, der 1906 geboren wurde und wenige Tage vor Kriegsende im KZ Flossenburg ermordet wurde.

Bonhoeffer gilt heute als einer der bekanntesten deutschen Theologen und als Widerstandskämpfer in der NS-Zeit, der für seine Überzeugung mit seinem Leben bezahlte. Der Film, der das Leben von Bonhoeffer nachzeichnen möchte, so kann man es in Kritiken lesen, stelle dabei die richtigen Fragen und zeige deutlich Bonhoeffers Position gegen Antisemitismus auf.

Kritiker: So verdreht der Film „Bonhoeffer“ die historischen Fakten

Jedoch werden in der filmischen Inszenierung historische Fakten teilweise verdreht: Bonhoeffer selbst habe Gewalt nie legitimiert, vielmehr sei es ihm wichtig gewesen, sich mit der Aufforderung zum Handeln gegen Ideologien und Propaganda zu stellen.

Eine distanzierte Heldengeschichte, so wie es Kritiker nennen, werde dem Leben und Schaffen von Bonhoeffer, keineswegs gerecht. So ordnete nach dem Film, in dem zahlreiche bekannte deutsche Schauspieler wie Jonas Dassler, August Diehl

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oder Moritz Bleibtreu zentrale Rollen spielen, der vom Kirchenkino-Team für den Abend eingeladene Gesprächspartner Prof. Dr. Michael Plathow, Pfarrer im Ruhestand, den Film ebenfalls ein.

Nach zwei Stunden und zwölf Minuten Filmaufführung war es im vollen Kinosaal erst einmal sehr leise und Moderatorin Doris Steinbeißer gab dem Publikum zunächst Gelegenheit, die Eindrücke wirken zu lassen. Danach wurden mit Prof. Dr. Plathow Fragen des Publikums beantwortet, die nicht selten auf die historische Belegbarkeit des Filmes abzielten.

Experte zieht zum Abschluss des Ketscher Kirchenkinos ein Fazit zu „Bonhoeffer“

Zudem wurde sich der Einordung der Botschaft des Filmes gewidmet und der Bedeutung des geistigen Vermächtnisses von Dietrich Bonhoeffer. „Es geht dabei viel um ein verantwortliches Leben und auch die Tat für andere, also nicht nur für sich stehen, sondern auch für andere und dies im konkreten Handeln. So wird der Bibelvers ‚Denn Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern Kraft und der Liebe und der Besonnenheit in Bonhoeffers Schriften oft zitiert“, so der Experte.

Bei Brot und Wein war im Anschluss an den Film wieder eine gute Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Im September kehrt das Kirchenkino mit einem neuen Film zurück ins Central.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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