Ketsch. Es waren erstaunlich viele Damen und Herren ins Ketscher Kino gekommen, die vorher noch keine Berührung mit einem der Elwenfels-Krimis hatten. Dabei sind es mittlerweile fünf – der aktuelle mit dem Titel „Traubentod“ ist gerade mal eine Woche alt, also besser jung. Bei den Regionalkrimis aus der Feder von Britta und Christian „Chako“ Habekost muss man ja auch keine Berührungsängste haben, wird doch für hiesige Ohren super sonor Pfälzisch gesprochen. In der aktuellen Version handelt es sich sogar um „Gebabbel wie abgebrühte Hartriggel“ – und das kam bestens an im voll besetzten Central.
Britta und „Chako“ Habekost hatten sich mit dem Kino genau die richtige Location für ihre Premierenlesung ausgesucht. Schließlich geht es in „Traubentod“ darum, dass die Elwenfelser – die wohnen irgendwo in der Nähe von Deidesheim – von einer Filmcrew aufgesucht werden, die mit „Village of the Wicket“ ein knallhartes Gangstermovie für „Flixnet“ produzieren möchten. Und wenn die Vorzeigepfälzer im Buch zu Filmstars avancieren, sind ihr geistiger Vater und Mutter im Kinosaal freilich genau richtig.
Britta und „Chako“ Habekost hatten die Vorzüge des Ketscher Kino-Kleinods 2019 kennengelernt, als sie mit dem dritten Band zu Gast waren. Da waren sie vom Kino in der Kurpfalz angetan und wussten fortan, dass das Ketscher Publikum „besonders reaktionsschnell“ ist und vor allem „nur schwer zu bändigen“ – wie „Chako“ Habekost sagte. Es handelt sich eben um Eigenschaften, die für eine Premierenlesung besonders wertvoll sind, weil sie geeignet Rückmeldung an die Lesenden geben.
Die Habekosts kündigten noch eine „spontane Zugabe“ an und schon konnte es losgehen. Alsbald befanden sich Willi und Otto, die Ur-Elwenfelser, die man in Buchzeilen-eile lieb gewinnt, sofern man sie noch nicht kennt, im Zwiespalt, ob sie ihrem Freund Carlos helfen sollen oder sich doch ganz auf eine mögliche Karriere beim Film konzentrieren. Carlos, der Hamburger und ehemalige Ermittler, hat sich in Elwenfels zurückgezogen, auch um seiner Vergangenheit zu entfliehen.
Reichlich verbale „Paten“ für Habekost-Buch
Einst legte er sich mit dem Hamburger organisierten Verbrechen an. Nun, in Teil fünf, holt ihn die Vergangenheit ein. Es gibt einen Mord, auf den die szenisch nicht mehr ganz nüchterne Ludwigshafer Kommissarin Nadja Sprengel aufmerksam macht („wer schwankt, hat mehr vom Weg“). Und der Tote gibt den Hinweis, dass der Untergrund aus dem Norden auf Carlos’ Spur gefährlich nahe gekommen ist. Da braucht es harte Jungs, Willi und Otto eben, die sich bei „Der Pate“ mit reichlich verbaler Gangsterweise versehen haben.
Als die drei düsteren Nordlichter in Kapitel 13 („zeigt, was passiert, wenn es in einer pfälzischen Weinstube ausnahmsweise mal richtig ungemütlich wird“) auf Willi und Otto treffen und nach Carlos’ Aufenthaltsorts verlangen, hört man die zwei Elwenfelshobbymafiosi zum Beispiel sagen: „Wir hier sin Pälzer. Und de reichste Pälzer is immer der, wo die mächtigste Freunde hat. Weeschwieschmään?“ Außerdem: „Mach mir ein Angebot, das ich nicht ausschlagen kann. Dann überleg ich’s mir vielleicht noch mal.“ Vladi, einer der dunklen Gestalten, sagt das deutsche Sprichwort noch „Wer Lügen sagt, hat Beine kurz“ und schon ist auch die „spontane Zugabe“ vorüber.
„Chako“ Habekost war derweil überrascht, wie gut das Publikum mit Zitaten aus „der Pate“ vertraut ist und dementsprechend freudig-erregt und hochamüsiert reagierte – die Gäste im Saal hatten die Vorschusslorbeeren ob ihrer reaktiven Kraft voll erfüllt und reichlich Stoff für die künftigen Lesungen der Habekosts geliefert. Solange befand man sich bei vier von insgesamt 33 angelesenen Kapiteln mittendrin und wollte mehr, doch selbst eine Premierenlesung bietet nur so viel, dass man zum Handeln – sprich zur Nachfragebefriedigung – gezwungen ist. Mehr gibt es auf der offiziellen Website von Habekost.
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