Ketsch. Wofür ein Kultur- und Weinbotschafter der Pfalz, der gleichzeitig noch ein erfolgreicher Autor ist, steht, dies legte Uwe Ittensohn gleich zu Beginn seiner Lesung mit dem Titel „Crime meets Wine – Winzerkrieg“ fest. „Sie kennen sicher Autorenlesungen, bei denen ein Glas Wasser auf dem Präsentationstisch steht. Dann können sie sicher sein: Diese ‚Wasserglaslesung‘ wird eher langweilig“, skandiert der Pfälzer überzeugt.
Dann hob er sein Sektglas, um wenige Sekunden später mit dem erwartungsvollen Publikum, welches an diesem Abend bei Buch- und Manufakturwaren zu Gast war, freundlich anzustoßen. Natürlich perlte in den Gläsern kein Wasser, sondern vielmehr ein feiner Pinot Blanc de Noir-Sekt vom Weingut Anton aus Kirrweiler.
Genussvolle Produkte bei „Heute Abend bei Michelfelders“ in Ketsch
Ittensohn erklärte, wie man aus einer Spätburgundertraube einen Weißwein keltert und mit dem Publikum wurde ergründet, wonach der Sekt den nun schmeckt. „Wussten Sie, dass ganz viele Menschen, wenn sie bei einer Weinverkostung gefragt werden, was sie herausschmecken, Quitte sagen? Vielleicht liegt dies daran, dass niemand Quitte roh ist“, lacht der Weinkenner.
Doch selbstverständlich hat sich Gabriele Hönig den Pfälzer nicht nur zum Präsentieren der genussvollen Produkte des Weinguts Anton in ihr schmuckes Ladengeschäft in der Hockenheimer Straße eingeladen und so rückte dessen Krimi „Winzerkrieg“ näher in den Fokus.
Mit passend wechselnder Stimme führte Ittensohn sein Publikum in die fiktive Welt seiner Protagonisten Privatschnüffler André Sartorius und seiner Begleiterin Irina ein, die sich spätestens dann in ihrem nächste „Kriminalfall“ wiederfinden, als sie bei einer Joggingrunde am Rheinufer in Speyer auf ein Auto stoßen, in dessen Innenraum ein doch recht makaber zugerichteter Toter im Fahrersitz hängt.
Der Spannungsbogen wurde somit gespannt und parallel zu seiner Lesung aus seinem neuesten Krimi klärte Ittensohn die Zuhörer immer wieder gerne darüber auf, wie im „echten“ Leben beispielsweise die Vorgehensweise an einem Tatort sind und wie oft doch Fernsehkrimis von dieser Realität abweichen.
„Crime meets Wine“ in Ketsch: Besucher erfahren einiges über Kriminalromane
Dass ein Kriminalkommissar beispielsweise als erster an einem Tatort eintrifft und dabei vielleicht noch mit einer Zigarette in der Hand um das Opfer herumstreift, dies sei dann doch eher unrealistisch. „Wissen sie, als Autor, und gerade dann, wenn man einen gewissen Anspruch an sein eigenes Schaffen hat, verbringt man sehr viel Zeit damit, genau zu recherchieren, damit ein Kriminalroman realitätsnah bleibt. Dafür habe ich mittlerweile ein eigenes Netzwerk aufgebaut und frage bei Experten, wie beispielsweise Ärzten, Rechtsmedizinern oder auch Polizisten nach, bevor ich schreibe“, bekräftigt der 55-Jährige.
Dass es dabei einen großen Reiz hat, den Leser gedanklich auf falsche Fährten zu locken, damit ein Krimi möglichst bis zum Schluss spannend bleibt, verstehe sich von selbst. Und so kommt im Verlauf der Lesung, als die Zuhörer schon anfangen zu rätseln, ob der Tote bei „Winzerkrieg“ Selbstmord beging oder doch ein Mordopfer wurde, der nächste Wein gerade recht, um sich weiter in geselliger Runde auszutauschen.
Dazu wählten die Organisatoren des Abends einen „Auxerrois“ aus, der, so unaussprechlich der Name dieser Kreuzung aus Weißburgunder und Weißer Heunisch für manchen sein mag, jedenfalls im Glas überzeugte. Gespannt lauschte nun das Publikum der Lesung und erfuhr dabei weitere Details zum Fall, allerdings ohne Gefahr, dass der Ausgang des Krimis gespoilert wurde, sollte das Lesevergnügen dieses Krimis ja gewährleistet bleiben.
Ittensohn beantwortete bereitwillig die vielen Fragen, die sich auch um Themen drehten, wie denn ein Buch überhaupt entstehe, was der Unterschied für einen Autor zwischen der Arbeit mit einem Verlag, einem sogenannten „Bezahlverlag“ oder „Selfpublishing“ bedeute und so konnten die Gäste an den eigenen Erfahrungen des Autors teilhaben.
Krönender Abschluss auf der weinkundigen Reise des Abends bot schließlich ein Rotwein mit dem klingenden Namen „St. Laurent“ – ebenfalls einer Kreuzung von zwei Rebsorten, nämlich Burgunder und Blaufränkisch. Auch dieser Tropfen mundete und so konnte das Resümee des Abends nur lauten: Bücher und Wein, beides reine Geschmackssache und eine perfekte Kombination, wenn Autor und Winzer ihr Handwerk beherrschen.
Am 20. November geht das Format „Heute Abend bei Michelfelders“ in die nächste Runde. Dann wird Michael Landgraf unter dem Veranstaltungstitel „Paradiesische Pfalz“ als Gast erwartet.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-crime-meets-wine-in-ketsch-autor-uwe-ittensohn-begeistert-mit-krimi-und-pfaelzer-genuss-_arid,2335282.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html