Ketsch. So unterschiedlich die Ketscher Uznamen auch anmuten, eines haben sie gemeinsam: Sie haben ihren Ursprung aus einer Begebenheit, einer Eigenschaft oder einem besonderen Merkmal und – was besonders wichtig sei – sie sollten zwar sticheln, jedoch niemals kränken. Hörte man allerdings der sehr unterhaltsamen Darbietung von Dieter Rey bei der jüngsten Ausgabe der monatlich stattfindenden Veranstaltungsreihe Altennachmittag der Gemeinde Ketsch zu, dann musste man an vielen Stellen schmunzeln.
Er hatte als Programmpunkt einen besonderen Vortrag des Heimatforschers Robert Fuchs im Gepäck. Dieser hatte es sich vor vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, in einem Gedicht mit dem sinnhaften Beginn „In Fremma kummt uff Ketsch“ ein ganzes Sammelsurium von Ketscher Uznamen in Reimform zusammenzufügen.
„Dieses Gedicht wurde noch nicht sehr oft vorgetragen und wir dürfen den Nachkommen von Robert Fuchs dankbar sein, dass sie es gestatten, dass wir dieses besondere Werk heute zum Besten geben“, läutet Dieter Rey seinen Programmpunkt nach Kaffee und Kuchen ein. Und schon fallen Namen wie „Schabbes“, „Brunzale“, „Dickrieb“ oder „Babbelatz“.
„Glasscherwe“ und „Hannewaggl“: Ketscher Senioren erinnern sich an Uznamen
Die Reaktionen der Senioren im Publikum ließen nicht lange auf sich warten. Einige Uznamen waren durchaus bekannt und die dazugehörigen Personen mit ihren im Personalausweis geführten richtigen Namen gleich dazu. Scheinbar schien sich nahezu jeder darüber bewusst zu sein, wer mit der „Glasscherwe“ gemeint ist und auch der „Hannewaggl“ und die „Dampnudl“ haben sich offensichtlich fest im Gedächtnis einer ganzen Generation verankert.
Für Dieter Rey indes bedeutete der Vortag jedoch volle Konzentration, denn so leicht einem der Dialekt von den Lippen im Gespräch geht, desto anspruchsvoller sei es, ein Gedicht in Mundart vorzulesen. Er wurde dafür mit großem Applaus belohnt, denn die Senioren waren begeistert. Dieses Stimmungshoch wusste Uli Hönig zu nutzen, der für die musikalische Unterhaltung sorgte.
Punktgenau intonierte er gemeinsam mit Dieter Rey die Ketscher Nationalhymne – „das Ketscher Schlippl-Lied“. „Dieses Lied, welches von unserem Ketscher Willi Sommer stammt, wurde 1982 beim 31. Ketscher Backfischfest von der Bigband des Musikvereins 1929 unter der Leitung von Dieter Kaufmann uraufgeführt“, blickte Hönig in die Historie und schon wurde das Lied angestimmt.
Beim Refrain zückten die Gäste die Servietten und winkten begeistert im Takt. „Die Ketscher feiern eben schon immer gerne“, ließ Dieter Rey wissen und verwies rückblickend auf die 775 Jahrfeier der Gemeinde im Jahre 1925, also genau vor 100 Jahren. Hierzu zeigte er eine Festschrift und erklärte, dass es damals im August 1925, als Ketsch gerade mal 3.600 Einwohner hatte, ein Festbankett im Gasthaus „Zum Pflug“ gab.
Am folgenden Tag wurde ein Festgottesdienst gefeiert, es gab einen großen Festzug, der mit einem Volksfest im Bruchgelände endete und dessen Höhepunkt schon damals ein Brillanthöhenfeuerwerk war. Uli Hönig ließ an diesem Nachmittag noch einige bekannte Lieder erklingen und die Senioren genossen es, sich zu unterhalten und sich gemeinsam zu erinnern.
Doch bekanntermaßen ist nach dem Altennachmittag auch immer vor dem Altennachmittag, wie Helmut Elsässer bekräftigte: „Am 12. November haben wir beim Altennachmittag dann Elke Noeske zu Gast, die uns auf eine ‚Reise ins winterliche Island‘ mitnimmt. Dazu gibt es tolle Bilder und einen interessanten Vortrag und wir laden dazu alle ganz herzlich ein.“
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