Ketsch. Rund 55 Millionen Menschen sind es, die weltweit von Demenezerkrankungen betroffen sind, in Deutschland sind es etwa 1,8 Millionen. Möchte man Prognosen Glauben schenken, so wird sich diese Zahl der weltweit Erkrankten bis ins Jahr 2050 auf 139 Millionen steigern. Eine Heilung von Demenz ist derzeit noch nicht möglich, jedoch kann durch medizinische Behandlung, Betreuung und Beratung den Betroffenen und ihren Angehörigen geholfen werden.
„Demenz – Die Welt steht Kopf“ lautet das Motto der Woche um den Weltalzheimertages, der am 21. September begangen wurde. Aus diesem Anlass zeigte das Central Kino in Ketsch in Kooperation mit Generationenbüro Schwetzingen, dem Seniorenbüro Ketsch und der Volkshochschule Schwetzingen den Film „Mitgefühl – Pflege neu denken“, ein Dokumentationsfilm über das Pflegeheim Dagmarsminde in Dänemark. Ein gut gefüllter Kinosaal zeigte, das Interesse an diesem Thema ist groß.
Demenz ist für Betroffene und Angehörige lebensverändernd
Nach der Diagnose steht für die Betroffenen und Angehörigen tatsächlich die Welt Kopf, den viele Routinen und das Miteinander verändert sich, was zu vielen Verunsicherungen führt. Viele Betroffene ziehen sich zurück, kommen nicht mehr zurecht und fühlen sich unverstanden.
Und doch sind Geduld, Verständnis und Unterstützung nun genau das, was die Erkrankten brauchen. In einem Pflegeheim in Dänemark bildet genau dies den Ansatz für ein Pflegeheim. Hier stehen Mitgefühl und eine kontinuierliche Umsorgung, ein Umgang voller Respekt und mit viel Wärme und Empathie im Vordergrund. Doch nicht nur mit den Bewohnern wird dieses Konzept konsequent umgesetzt, auch das Pflegepersonal untereinander agiert stets verständnisvoll und besonnen.
Dabei ist das dänische Beispiel Dagmarsminde kein unerschwingliches „Luxuspflegeheim“, sondern das Ergebnis einer Idealvorstellung, die eine dänische Pflegekraft nach ihren eigenen Erfahrungen in der Ausbildung und bei der Begleitung ihres eigenen Vaters, der an Demenz litt, umsetzte.
Durch Gespräche, einen sehr persönlichen Umgang, viel Augen- und Körperkontakt, gutem Essen, spannnenden Freizeitbeschäftigungen und immer einer Gelegenheit, etwas zu feiern, kann in dieser Einrichtung auf viele Medikamente verzichtet werden.
„In den meisten Pflegeheimen hierzulande wäre dies die Wunschumsetzung, jedoch sind die zu betreuenden Gruppen groß und die Anzahl der Pflegekräfte im Verhältnis anders“, so die Stimmen aus dem Publikum nach dem Film.
Auch dass die gezeigte fast Eins-zu-eins-Betreuung eher dem Hospizkonzept hierzulande entspreche, wurde angemerkt. „Was ich für besonders wichtig halte, ist, dass innerhalb der Bevölkerung der Umgang mit Demenzerkrankten neu gedacht wird. So gehören, wie es vielleicht früher war, ältere Menschen, die Demenzsymptome zeigen, nicht an den Rand, sondern dazu. Wir müssen dies wieder lernen“, so Karl-Heinz Bitz vom Pflegestützpunkt. Und Gundula Sprenger, Leiterin der Volkshochschule Schwetzingen, ergänzt: „Alt werden ist sicher nichts für Feiglinge und eine Lebensphase, die oft nicht dem Konzept ‚forever young’ entspricht. Wie fühlt man sich im hohen Alter? Wie schwierig ist die Zuordnung? Sicher ist es nicht einfach, sich von einem gewohnten Leben zu verabschieden. Was wir hier in der Region anbieten können, ist ein umfassendes Netzwerk durch die Generationsbüros, Seniorenbüros, Pflegestützpunkte, der Hospizgemeinschaft und der Nachbarschaftshilfe. An allen Stellen gibt es Hilfe für Betroffene und Angehörige und ich kann nur dazu ermutigen, sich zu informieren, wenn ein Bedarf entsteht. Dies ist oft früher der Fall, als es sich manche leider eingestehen.“
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