Ketsch. „Mit seiner Lage am Weidenstück am Ortsrand der Enderlegemeinde ist das großflächige Gelände der Naturfreunde etwas ganz besonderes und bietet viele attraktive Nutzungsmöglichkeiten“, erklärt Gerd Welker, seit 2012 Vorsitzender des Vereins. Und er kann es beurteilen, denn Welker ist gleichzeitig Bezirksvorsitzender der Naturfreunde Rhein-Neckar-Odenwald und Geschäftsführer der Häuser des Landesverbandes der Naturfreunde in Stuttgart.
Seit 1895 gibt es Naturfreundehäuser, derzeit sind es deutschlandweit 700 – davon 128 in Baden-Württemberg. „Von der einsamen und außerhalb gelegenen Berghütte bis zu zentralen Stadthäusern ist alles dabei bei den Naturfreundehäusern. Viele liegen so, dass zum heutigen Stand niemals eine Baugenehmigung erfolgen würde, das macht sie so besonders. In einigen Naturfreundehäusern kann man zu einem sehr günstigen Preis übernachten, bisher war dies in Ketsch noch nicht möglich, aber das möchten wir gerne ändern“, erzählt Gerd Welker im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Naturfreunde in Ketsch haben derzeit rund 80 Mitglieder, viele davon sind schon älter, doch es gibt auch eine Kindergruppe. „Coronabedingt befinden wir uns sozusagen seit rund einem Jahr im Lockdown, lediglich die Kindergruppe hat sich letzten Sommer unter Auflagen getroffen, derzeit ruht dies jedoch. Sowohl das Maifest als auch unser sehr beliebtes Open-Air-Konzert auf dem Vereinsgelände, welches traditionell am letzten Juni-Wochenende stattfindet, mussten im letzten Jahr abgesagt werden. Aktuell ist das Maifest für dieses Jahr auch verschoben. Ob das Konzert stattfinden kann, ist offen, wobei ich dies eher kritisch sehe“, so Welker, der zudem erwähnt, dass auch die Mitgliederversammlung, die normalerweise im Frühjahr stattfindet, vertagt wurde.
Zwei Blockhäuser geplant
Wenn auch diese Vereinsaktivitäten ruhen, so sei man nicht untätig gewesen. Denn moderne Ideen und ganz neue Perspektiven sollen noch in diesem Jahr in der grünen Oase der Naturfreunde verwirklicht werden. „Zum einen möchten wir im Naturfreundehaus, in dem sich auch die Gaststätte befindet, die ehemalige Pächterwohnung umgestalten und hier vier Schlafmöglichkeiten, ein eigenes Bad und eine Selbstversorgerküche einrichten. Des Weiteren ist unser Plan, vor dem Vereinsheim zwei Blockhäuser mit jeweils zwei Schlafplätzen zu bauen. Wer diese bucht, kann dann die im Vereinsheim befindliche Sanitäranlagen und die Selbstversorgerküche nutzen“, erläutert Welker. Radfahrer, Wanderer und Tourengänger, die beispielsweise auf dem Rheinwanderweg, der im Wanderheft des Natura Trail 2000 beschrieben ist, unterwegs sind, hätten so die Möglichkeit, auf ihrem Weg von Mannheim nach Neulußheim in Ketsch zu übernachten. „Und natürlich auch alle anderen, die sich dafür interessieren. Dabei muss man nicht zwangsläufig Mitglied bei den Naturfreunden sein, obwohl diese Vergünstigungen für Übernachtungen erhalten. Wir von den Naturfreunden sind für alle offen. Das zeigt sich schon im Aufbau unserer Anlage, die nicht durch Zäune abgetrennt ist. Nach Absprache mit uns und Genehmigung durch uns kann man unser Vereinsheim und ebenso die Anlage nutzen“, sagt der Vorsitzende weiter.
Weiter Einnahmemöglichkeit
Die Schaffung der Übernachtungsmöglichkeiten, für die in Kürze die nötigen Genehmigungen eingeholt werden sollen, böten dem Verein dann neue Einnahmenquellen. „Bisher haben wir nur die Einnahmen durch die Mitgliedsbeiträge sowie durch die Verpachtung der Gaststätte und müssen diese zu zwei Drittel an den Landesverband und den Bundesverband weitergeben. Mit dem uns verbleibenden Drittel müssen wir die Anlage instand halten, Versicherungsbeiträge zahlen und Investitionen tätigen.“
Und auch bei der Gaststätte gibt es in Kürze Veränderungen. „Leider hat unser letzter Pächter durch die Pandemie nicht wirklich die Chance gehabt, sich zu etablieren. Doch wir haben hier keinen Leerstand, denn nun geht eine schöne Verbindung zwischen den Naturfreunden und der Gastronomenfamilie Christodoulou sozusagen in die nächste Generation“, so Welker. 15 Jahre hatten Michalis und Christina Christodoulou ihr Restaurant im Naturfreundehaus. Seit einigen Jahren sind sie in den Ortskern gezogen und betreiben dort sehr erfolgreich das Restaurant „Odysseus“. „Die Kinder der Familie wuchsen hier auf und mit Kostas, dem ältesten Sohn, der nun die Gaststätte übernehmen wird, kehrt die Familie irgendwie wieder zurück.
Wobei Kostas ein ganz neues und sehr attraktives Gastronomiekonzept, welches auch sehr stark die junge Generation ansprechen wird, umsetzen möchte. Derzeit sind die Umbaumaßnahmen in vollem Gange und man darf wirklich gespannt sein. Was hier entsteht, ist im ganzen Umkreis einzigartig und wir freuen uns darauf“, macht Gerd Welker neugierig.
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