Ketsch. Wenn „Barbaren“ und „Thorpedos“ oder „Poseidons Töchter“ die Ketscher Hohwies zu ihrer Kampf-Arena auserwählen, kann dies nur einen Grund haben: das Fischerstechen. Man kann wahrlich von einer liebgewonnenen Traditionsveranstaltung sprechen, die mit viel Herzblut aller Beteiligten ausgetragen wird. Zwei Tage Programm, beginnend mit der offiziellen Auslosung der Gruppen, dem Einmarsch der kostümierten Mannschaften, den ersten Wettkämpfen und der Kostümprämierung am Freitagabend.
Die Fischerstechen-Neulinge „Guardians of the Hohwies“ machten hierbei mit grün geschminktem Gesicht, schwarzer Langhaarperücke und ihrem auffallenden Outfit den ersten Platz der Damen. Bei den Männern stachen die „Thornados“ mit ihren Wikingerhelmen, Fell-Schärpen und gestählten Oberkörpern ihre kostümierte Konkurrenz aus.
Eine kleine Familie: Ketscher Fischerstechen punktet mit Herzlichkeit
Der Samstag schloss sich mit den Finalkämpfen, der Siegerehrung und einem gemeinsamen feierlichen Ausklang bis in die nächtlichen Stunden an. „Wir sind mittlerweile eine kleine Familie, dazu gehören auch die Vereine, die seit vielen Jahren teilnehmen. Wir haben alle einen so freundlichen Umgang miteinander und obwohl wir die Teilnehmer nur einmal im Jahr sehen, ist es immer herzlich und freundschaftlich“, freute sich Sandra Kemptner, während sie den Wettkampfablauf an der Punktetafel regelte und den Teilnehmern für jedes Anliegen mit Rat und Tat zur Verfügung stand.
Das Fischerstechen wurde im Jahr 2000 anlässlich der 850-Jahrfeier der Gemeinde vom Sportfischerclub Ketsch ins Leben gerufen. Klar war, dieses Event soll weitergeführt werden. Die männliche Handballabteilung der TSG Ketsch übernahm fortan die Organisation und Austragung und freute sich an dem sonnig heißen Wochenende über 16 hoch motivierte Mannschaften, die sich aus zwölf Männer- und vier Frauenteams zusammensetzten.
„Unsere Vorlaufzeit fängt im April an. Die Boote werden neu gestrichen, die Ausleger, auf denen die Stecher stehen, geprüft. Wir schreiben die Gruppen an. Zu Spitzenzeiten hatten wir 42 Teams hier am Start, mittlerweile ist es etwas rückläufiger geworden“, berichtete Konrad „Kuna“ Kemptner von der TSG.
Anmelden und mitmachen können beim Fischerstechen nicht nur Vereine, sondern auch Freundesgruppen, es zählt der Teamgeist und der sportliche Ehrgeiz, seinen Gegner mit einem gekonnten Lanzen-Stich zu Fall zu bringen.
Das sind die Wettkampfregeln beim Ketscher Fischerstechen
Ein solcher „Nasser“ wird mit drei Punkten belohnt. Das Regelwerk ist genau definiert und wurde während der Wettkämpfe bei Missachtung vom strengen Schiedsgericht mit Strafpunkten geahndet. Mit Argusaugen verfolgten die reaktivierten ehemaligen Gemeinderäte Achim Reister und Gerhard Jungmann gemeinsam mit Zunftmeister Jens „Charly“ Kochendörfer jeden Stich sowie die Paddler und mahnten bei Bedarf: „Es soll gestochen werden, nicht gefochten! Fahrt früher in die Kurve, näher an die Wettkampflinie.“
Humorvolleres Lob gab es für die „Ketsch Finest“ von der Jury: „Im Schorletrinken haben sie auch den 1. Preis.“ Viele Stunden beobachteten die Richter in der Hitze am See konzentriert den Wettkampf. „Manche Sachen sind schwierig zu entscheiden, manches ist aber ganz eindeutig. Es ist wie im Leben.“, beschrieb Jens Kochendörfer seine Funktion, die er als Zunftmeister seit nunmehr 23 Jahren mit ungebrochener Begeisterung ausübt.
Unter dem Jubel von Freunden und Zuschauern vom Ufer sowie von Standup-Paddels im See traten in der ersten Runde am Samstag der Winzerverein gegen die „Ketscher Buwe“ an. Mehrere Runden mussten die Paddler ihre Boote entlang der Wettkampflinie navigieren, um ihren Stechern eine siegessichere Ausgangsposition zu bieten.
Ketscher Bürgermeister Timo Wangler steigt ebenfalls ins Boot
Selbst Schirmherr und Bürgermeister Timo Wangler ließ es sich nicht nehmen, kurzerhand in den rot-weißen Kahn der „Ketscher Hewwl“ zu springen und tatkräftig für sein gelb-blaues Team „06 AH 2“ das Paddel zu schwingen, wenn auch zu Beginn in die entgegengesetzte Richtung. Für den Sieg reichte es trotz aller Bemühungen der beiden Ruderer und ihres Stechers nicht. Sie mussten sich den starken „Thorpedos“ geschlagen geben.
Die Hoffnung auf den begehrten Wanderpokal ließ auch die „Barbaren“ in diesem Jahr erneut antreten. Wurden sie im Vorjahr von den Barbarinnen (ihren Frauen) vertreten, rollten sie – frisch zurück aus der Rente – mit grau gefärbten Langhaarperücken und Rollator direkt ins Finale gegen die Alpenbiker. Sie gewannen zum sechsten Mal das Fischerstechen, so oft, wie keine Mannschaft zuvor.
Wurde die Hohwies bereits montags bis donnerstags von vielen Teilnehmern zum Training genutzt, zogen die Handballerinnen der „Kurpfalzbären“ ganz ohne diese Vorbereitung direkt ins Finale ein. Der Lanze von „Poseidons Töchter“, gekleidet in türkis-weißen Gewändern, konnten sie jedoch nicht standhalten. Zur Titelmusik von „Pirates of the Caribbean“ wurden die Pokale bei der Siegerehrung an die jeweiligen ersten vier Plätze verliehen.
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Und wie es die Tradition verlangt, landeten die Gewinner nach dem großen Finale nebst Zunftmeister „Charly“, Mit-Organisator „Kuna“ und Bürgermeister Wangler im See. Versorgt von den männlichen Handballern der TSG, den „Moskitos“, am Getränkewagen und Essensstand wurde das Wochenende am Badesee gemeinsam tanzend und feiernd beendet.
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