Ketsch/Trélazé. Es ist das Jahr 1963, die Nachwirkungen den Zweiten Weltkrieges sind noch in ganz Europa zu spüren. Deutschland befindet sich unter Kanzler Konrad Adenauer im Wiederaufbau, die Besatzungszonen der Alliierten sind verteilt und die Welt blickt in die Zukunft. Eine Zukunft, die von Freundschaft über die Grenzen hinaus geprägt sein soll: Vorreiter hierfür werden Frankreich und Deutschland. Kanzler Adenauer und der französische Präsident Charles de Gaulle unterzeichnen am 22. Januar 1963 den Élysée-Vertrag, der die Freundschaft zwischen den beiden Nachbarländern besiegelt.
47 Jahre später, im Jahr 2010, schließt sich auch die Gemeinde Ketsch dieser interkulturellen Idee an und geht eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Trélazé ein: Der damalige Bürgermeister Jürgen Kappenstein unterschreibt gemeinsam mit seinem Pendant aus Frankreich Marc Goua unter Klängen der beiden Nationalhymnen den Partnerschaftsvertrag mit Trélazé.
Seither war diese Freundschaft von vielen gegenseitigen Besuchen geprägt, bis die Pandemie kam und dieser interkulturelle Austausch etwas „eingeschlafen“ ist. Doch 2024 entschlossen sich die beiden Gemeinden, die Partnerschaft wieder mit neuen Ideen zu intensivieren. In Ketsch gründete sich ein Freundeskreis, dessen Bemühungen über ein Jahr später schon Früchte tragen.
Denn in diesem Jahr feiert die Verbindung zwischen Ketsch und Trélazé ihr 15-jähriges Bestehen und erst vor knapp einer Woche war eine 21-köpfige Delegation inklusive Bürgermeister Timo Wangler und Hauptamtsleiter Ulrich Knörzer für ein Wochenende zu Besuch im Département Maine-et-Loire bei den französischen Freunden der Enderlegemeinde.
Ein entsprechender Gegenbesuch steht bereits fest: Eine Delegation aus Trélazé wird am zweiten Backfischfestwochenende vom 8. bis 10. August nach Ketsch kommen und damit den zweiten Teil des Freundschaftsjubiläums feiern.
Ketscher haben grandioses Wochenende in Trélazé
„Wir hatten ein grandioses Wochenende in Trélazé. Es war sehr herzlich und schön und es wurde viel gelacht. Man hat gemerkt, wie durch diese Partnerschaft richtige Freundschaften entstehen“, resümiert Bürgermeister Timo Wangler den Besuch in Frankreich.
Bei diesem erlebten die Ketscher einiges, denn die Franzosen hatten ein spannendes Programm auf die Beine gestellt. Nach einer Busfahrt von über zehn Stunden wurden die Besucher aus der Enderlegemeinde zunächst herzlich empfangen, bevor es kurz zum Frisch machen zu den jeweiligen Gastfamilien ging.
Am Ankunftsabend ging es dann in die Multifunktionshalle „Arena Loire“ in Trélazé, wo man gemeinsam ein Konzert der Chansonsängerin Chiméne Badi genießen konnte. Der Samstag startete dann mit einer Führung durch die Produktionsstätten des weltberühmten Likörs „Cointreau“, die nur wenige Kilometer von Trélazé entfernt in Angers liegt.
Es gab spannende Informationen über die beliebte Cocktailzutat, die aus unterschiedlichen Orangenschalen hergestellt wird. „Außer der Führung gab es auch eine Verköstigung und wir durften den leckeren Cocktail ,Cointreau Fizz‘ probieren“, berichtet Nicole Verclas vom Freundeskreis Ketsch-Trélazé.
Am Abend stand dann der große Festakt zum Jubiläum der Partnerschaft an: Gemeinsam hielten die beiden Bürgermeister Timo Wangler und Lamine Naham eine Rede, bevor sie die Freundschaftsurkunde, die 15 Jahre zuvor von ihren Vorgängern besiegelt wurde, neu unterzeichneten. Als Gastgeschenk hatte die Ketscher zudem ein Gemälde der beiden Staatsmänner Adenauer und de Gaulle, die diese deutsch-französische Freundschaft begründeten, dabei.
Zum Abschluss des Besuches in Frankreich stand der Sonntagmittag zur freien Verfügung, was einige für eine Führung durch das Schloss von Angers nutzten. Abends stand dann eine Party mit bretonischer Musik und Tänzen auf dem Programm, bei der man noch die gemeinsame Zeit genießen durfte, bevor es am Montag zurück in die Enderlegemeinde ging.
Beim Gegenbesuch vom 8. bis 10. August wird es ebenfalls ein abwechslungsreiches Programm geben: Sobald die Freunde aus Trélazé am Freitag ankommen, wird es in der Mensa der Neurottschule einen Empfang geben. Am Samstag steht dann ein besonderes Ereignis an: Der Ketscher Bauhof hat einen besonderen Wegweiser nach Trélazé im französischen Stil, in dem auch der für die Region typische Schiefer eingearbeitet ist, hergestellt. Dieser steht nun am Marktplatzkreisel und wird bei einem kleinen Imbiss und Musik von den Bürgermeistern Timo Wangler und Lamine Naham offiziell eingeweiht werden.
Abends steht dann ein gemeinsamer Besuch auf dem Ketscher Backfischfest an, wenn die Formation „Who2Ladies“ das Zelt zum Beben bringen wird. In den Bruch geht es dann auch sonntags, je nach Laune zum ökumenischen Gottesdienst um 10 Uhr ins Festzelt oder direkt im Anschluss in die Rheinhalle, wo der offizielle Festakt stattfinden wird.
„Zu diesem sind alle Bürger eingeladen. Wir werden auch hier die Freundschaftsurkunde unterschreiben und die beiden Altbürgermeister, die diese Partnerschaft ins Leben gerufen haben, werden geehrt“, kündigt Bürgermeister Wangler an. Moderiert wird der Festakt von Doris Steinbeißer und Dirk Berger und es wird zudem einiges über die Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft präsentiert.
Abschließend ist dann nochmal Feiern angesagt: Bei einer Beachparty auf dem Gelände der TSG soll die Jumelage gesellig ausklingen. Hier wird es außerdem auch Karaoke geben, was mit Sicherheit für einige Stimmung sorgen wird. „Wir freuen uns alle auf den Besuch aus Trélazé und dieses besondere Wochenende. Die Freundschaft wächst und gedeiht. Ich kann nur empfehlen, diese herzliche Partnerschaft kennenzulernen, denn das ,Trélazé-Fieber‘ greift schnell über“, so Nicole Verclas mit dem Aufruf an die Ketscher.
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