Ketsch. „Wissen Sie, ich bin nun 80 Jahre und werde bald 81. Mein symbolischer Lebensbaum neigt sich und doch bin ich noch körperlich und geistig sehr fit. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann kann ich sagen, ich hatte sehr viel Glück. Für das alles bin ich unendlich dankbar und deshalb möchte ich meine Zeit nutzen und etwas zurückgeben“, formuliert Inge Schmidt ihre Motivation für ihren Einsatz. Denn wo die aus Ludwigshafen stammende und seit 1978 in Ketsch lebende ehrenamtlich Engagierte gebraucht wird, da ist sie zur Stelle.
Und dabei hat Inge Schmidt immer ein sympathisches Lächeln auf den Lippen und einen ganz besonderen Glanz in den Augen. In Ketsch ist sie bei vielen bekannt, denn ob beim Kinderferienprogramm der Sängereinheit, als Koch-Omi, bei den Kinderbibeltagen oder bei zahlreichen Aktionen der evangelischen Kirche – Inge Schmidt zeigt vollen Einsatz und dies über die Ortsgrenzen hinaus.
Oft führt sie ihr Weg nach Schwetzingen, denn dort ist sie ebenso eine feste Größe bei ehrenamtlichem Engagement und dies, sobald es die Wetterlage zulässt mit ihrem E-Bike. „Ich liebe es, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, und nutze jede Gelegenheit. Bewegung ist das Wichtigste und steht immer mit auf meinem Tagesplan“, sagt die 80-Jährige, die beim letztjährigen Stadtradeln in der Enderlegemeinde im dreiwöchigen Aktionszeitraum ganze 1024 Kilometer erradelte und sich damals den zweiten Platz sicherte (wir berichteten).
Nun ging es für die Wahlketscherin bis nach Mannheim, um sich ehrenamtlich zu engagieren. „Ich sah beim Kirchenkino im Central damals den Film ‚Frosch im Schnabel’. Schon viele Jahre hatte ich von der Vesperkirche in Mannheim gehört. Im letzten Jahr habe ich mich dann erstmals zum Einsatz gemeldet und es war eine sehr wichtige Erfahrung für mich. In diesem Jahr war mir klar, ich bin wieder dabei, denn man baut zu den Gästen dort eine Art Bindung auf“, führt sie weiter aus.
Wer nun denkt, Inge Schmidt sei als eine der knapp 50 Ehrenamtlichen, die bei der vierwöchigen Vesperkirche, welche immer im Januar eines Jahres in der Konkordienkirche in Mannheim ihre Pforten öffnet, irgendwo im Hintergrund tätig, der kennt die entschlossene Rentnerin und Mutter zweier erwachsener Töchter schlecht. Sie nimmt immer gerne einen der laufintensivsten „Jobs“ an, der ihr den unmittelbaren Kontakt zu den Gästen, die obdachlos oder bedürftig sind, garantiert und serviert Essen und Getränke. Von insgesamt 13 000 Essen, die nach Angaben der Versperkirche in diesem Jahr größtenteils „to-go“ die Kirche verließen, wurden ganze 2725 Essen in der Kirche serviert und davon sicher ein Gutteil von Inge Schmidt.
„Dass ist mein Ding, denn ich möchte mich mit den Menschen unterhalten. Die Gäste nehmen oft immer am selben Tisch Platz und dann weiß man schon, welche Getränke sich der ein oder andere wünscht“, erzählt die Seniorin, die sicher eine der ältesten Ehrenamtlichen dort ist, begeistert.
Beste Nachbarschaft der Welt
Neue Erfahrungen, neue Möglichkeiten, etwas zu lernen, seien überhaupt jene Dinge, die Inge Schmidt bevorzugt. „Im letzten Jahr habe ich an einer Busfahrt mit dem Abgeordneten Andreas Sturm zum Stuttgarter Landtag teilgenommen und habe dort alles besichtigt. Außerdem liebe ich es, Konzerte zu besuchen und kulturelle Veranstaltungen“, bekräftigt sie. Neulich sei sie sogar in einer Kinderoper gewesen und dies mit einem ganz besonderen Begleiter: „In meiner Nachbarschaft, die übrigens die beste Nachbarschaft ist, die man sich wünschen kann, denn jeder ist für jeden da, wohnen die Ketscher Drillinge. Ab und zu kommt mich Eric, der ältere Bruder der Drillinge, nach dem Kindergarten besuchen. Und so ein bisschen fühle ich mich wie eine Ersatz-Uroma für diesen Sonnenschein. Meine eigenen Enkel sind ja schon erwachsen und wohnen weiter weg, aber wenn Eric kommt, dann lasse ich alles stehen und liegen und wir malen, basteln und turnen zusammen. Ich habe dann Catharina und Andreas, seine Eltern, gefragt, ob Eric mit mir zur Vorstellung von Schneewittchen darf und er durfte. Sein Opa war auch dabei und die strahlenden Augen von Eric bei der Vorführung werde ich nie vergessen, das war richtig schön“, berichtet die Seniorin mit dem großen Herz, die für viele Menschen und immer besondere Weise eine gute Seele ist.
Was die Vesperkirche in Mannheim betrifft ergänzt Inge Schmidt abschließend: „Ich kann es jedem nur empfehlen, diese Erfahrung zu machen und mitzuhelfen. Auch wenn es nur an einem Tag ist. Es verändert einen und ich bin nächstes Jahr sicher wieder dabei, wenn alles klappt.“
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