Ketsch. Mehrmals im Jahr findet im Central das Kirchenkino statt. Diesmal stand es ganz im Zeichen des weltberühmten Architekten Antoni Gaudí, der mit seinen Bauten einmalige Werke hinterlassen hat. Der leidenschaftliche 3D-Fotograf Thomas Unterholzner (wir berichteten) war eigens für den Vortrag aus dem bayerischen Kumhausen angereist und konnte sich über äußerst großes Publikumsinteresse freuen, sodass es zuerst so ausgesehen hatte, als würden nicht alle Platz finden. Letztlich konnten doch alle Interessierten teilnehmen.
Spannendes aus dem Leben des Architekten, der die Natur liebte, was sich in seiner Arbeit wundervoll widerspiegelte, wusste Unterholzner zu berichten. Im zweiten Teil des Vortrags ging es ausschließlich um ein ganz besonders beeindruckendes Highlight: die Sagrada Familia, die römisch-katholische Basilika in Barcelona, die jedes Jahr Millionen von Touristen besuchen und die dem Meister besonders am Herzen lag. So hatte sich der 1852 geborene Architekt ab 1914 bis zu seinem Unfalltod 1926 nur noch dem Bau des Gotteshauses gewidmet.
Ein Blick auf Gaudís einzigartige Schöpfungen im Ketscher Kirchenkino
Matthias Rey vom Kirchenkino-Team freute sich sichtlich über den großen Ansturm an Besuchern, die er willkommen hieß. Auf die Frage, wer denn schon einmal in der Hauptstadt der Region Katalonien gewesen sei, gingen viele Arme in die Höhe und mit Fug und Recht können die von Gaudí entworfenen Bauten, allen voran die Basilika, als moderne Wahrzeichen von Barcelona bezeichnet werden.
Unterholzner nahm die Anwesenden dann mit nach Nordostspanien, dem die Begeisterung für das Thema und die Person anzumerken war und die ansteckend wirkte. Aus einer Familie stammend, die schon seit Generationen Kesselschmiede hervorbrachte, sei der Meister schon früh mit geometrischen Formen in der Werkstatt des Vaters in Berührung gekommen. Durch eine rheumatische Erkrankung habe der kleine Antoni nicht mit anderen Kindern spielen können und habe stattdessen die Natur beobachtet – etwas, das sich in seiner Arbeit bemerkbar machte.
Nach ersten Bauten habe er seinen Mäzen Eusebi Güell auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1878 getroffen. Dies habe ihm ermöglicht, ohne besonders auf Kosten zu achten, seine Ideen umzusetzen, so auch beim Stadtpalais Palau Güell. Vielfältig waren seine Versuche, dabei den Historismus zu überwinden. Sich an venezianischen Palazzi orientierend – Güells Mutter stammte aus Italien – vereinte er klassische Elemente und Moderne, Verspieltes, Naturformen und Besonderheiten, wie eine durch die Eingangstore befahrbare „Tiefgarage“ für Kutschen.
Die Sagrada Familia im Fokus beim Kirchenkino in Ketsch
Seit 1984 wurde der Palau Güell, zusammen mit anderen seiner Bauten, in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. Drachen, Schlingpflanzen, Lokalpatriotismus, Religiosität, arabisch anmutende Element aus dem maurischen Erbe der (nur zum Teil) vertriebenen Araber, all dies ergab in der Mischung jenen einzigartigen Stil, der bis heute für Staunen sorgt und mit den Modernisme prägte, die katalanische Variante des Jugendstils. Als der Fotograf auf die Sagrada Familia zu sprechen kam, schien eine bewundernde Stille im Raum zu herrschen.
Der Architekt und Künstler habe auf die Frage, wie lange er denke, dass der Bau des Gotteshauses dauere, geantwortet: „Mein Auftraggeber hat Zeit“, wobei er sich auf den Allmächtigen selbst bezogen haben mag. Und er habe 200 Jahre geschätzt. Laut neusten Informationen, so Thomas Unterholzner, schätze man in Barcelona, dass man „schon“ 2033 fertig sein könne, also 150 Jahre nach Baubeginn. Dann würde der noch zu errichtende Jesus Christus gewidmete Turm mit rund 172,50 Metern Höhe der höchste Kirchturm weltweit sein.
Die Zuschauer zeigten sich so beeindruckt von den dreidimensionalen Bildern – übrigens eine Premiere in einem Kino, das es schon seit 65 Jahren gibt – dass es nicht, wie üblich, danach eine Diskussion gab. Vereinzelt doch auftauchende Fragen beantwortete der Fotograf dann gerne im Einzelgespräch.
Ulrike Biedermann aus Ketsch meinte: „Das war toll. Die Sagrada Familia habe ich schon einmal besucht, weshalb ich mich sehr gefreut habe, heute den aktuellen Stand zu sehen.“ Und Klaus-Dieter Adolph aus Brühl teilte mit: „Sehr beeindruckend. Ich war noch nie in Barcelona. Aber jetzt habe ich große Lust bekommen, hinzufahren und die Sagrada Familia zu besuchen.“
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