Ketsch. Die in Karlsruhe lebende Mezzosopranistin Felicitas Brunke ist in der Region keine Unbekannte. Unter der Leitung von Stefan Göttelmann konnte man sie bereits als Solistin in einigen großen Vokalwerken der Kirchenmusik in St. Sebastian erleben. 2024 war sie dann erstmals mit dem Programm ihrer gleichnamigen CD „Femme fatale“ zu Gast bei der Kulturkirche Ketsch, was auf große Resonanz stieß.
Daraufhin wurde sie gemeinsam mit ihrem Ensemble direkt wieder für 2025 eingeladen. Ihr Erfolg beruht sowohl auf vokaler Virtuosität und auf ihrem persönlichen Charme als auch auf ihrem schauspielerischen Talent.
Am Samstag, 25. Januar, 19.30 Uhr, wird sie erneut gemeinsam mit ihrem Ensemble bei der Reihe Kulturkirche Ketsch in der katholischen Sebastianskirche auftreten. Im Vorfeld sprachen wir mit ihr über ihr Talent, ihre Motivation und was das Publikum in St. Sebastian erwartet.
Frau Brunke, wann wussten Sie, dass Sie Sängerin werden möchten?
Felicitas Brunke: Ich bin schon relativ früh mit Musik in Berührung gekommen – bereits als kleines Kind habe ich immer gerne gesungen und wurde im Alter von sechs Jahren Mitglied des Kinderchores der Stuttgarter Staatsoper. Es folgte professioneller Gesangsunterricht und ich durfte früh schon kleine Solorollen wie eine der Brautjungfern im „Freischütz“ oder den Hirtenknaben in „Tosca“ übernehmen. Die Oper war mein zweites Zuhause. Der Gedanke, den Gesang wirklich zu meinem Beruf zu machen, kam mir aber erst gegen Ende der Schulzeit. Meine damalige Gesangslehrerin begrüßte diese Entscheidung sehr. Ihre Überzeugung, die Unterstützung meiner Familie und die Tatsache, dass ich an allen Hochschulen, an denen ich mich beworben hatte, die Aufnahmeprüfung bestanden habe, gaben mir Zuversicht und Vertrauen, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Als Opernsängerin werden Sie nicht nur für Ihre schöne Stimme und Ihr Aussehen von der Kritik gelobt, sondern auch für Ihr schauspielerisches Talent. Wurde Ihnen das denn in die Wiege gelegt?
Brunke: Ich hatte nie Scheu, vor Leuten zu sprechen, und konnte schon als kleines Mädchen schnell lange Texte auswendig lernen und mich mit viel Spielfreude an zahlreichen Familienfesten präsentieren. Demnach würde ich sagen: Ja, es ist mir in die Wiege gelegt worden. Den Feinschliff jedoch erhält man im Studium – ich habe an der Opernschule in Karlsruhe auch Schauspiel- und Improvisationstraining bei professionellen Schauspiellehrern erhalten.
Gibt es in Ihrer Familie weitere Musiker?
Brunke: Obwohl es keine professionellen Musiker in meiner Familie gibt, spielt Musik in meiner Familie immer schon eine große Rolle. Meine Großmutter war lange passionierte Chorsängerin, kann wunderbar Klavier spielen und hat viel mit uns gesungen. Mein Bruder ist ebenfalls musikalisch, singt und spielt sehr gut Gitarre. Und auch meine Mutter war künstlerisch tätig: Sie hat lange Zeit hobbymäßig eine Theatergruppe geleitet, mitgespielt und dort Regie geführt. Die „musikalischen Gene“ kommen demnach nicht von ungefähr.
Sie treten in vielen Rollen auf: als Opern-, Liedsängerin bis hin zu „Femme fatale“ und französischen Chansonsängern. Wie gelingt es Ihnen, sich in so unterschiedlichen Genres zu behaupten?
Brunke: Ich konnte mich schon immer für ganz unterschiedliche Musikrichtungen begeistern, schon als Kind. Mein Hauptinteresse galt zwar der klassischen Musik, aber ich habe zum Beispiel immer gerne Musicals gehört und war auch großer Nightwish-Fan: Tarja Turunen mit ihrer ausgebildeten Opernstimme in Kombination mit einer Metalband hat mich fasziniert. Im Studium bin ich dann durch Meisterkurse von Liv Solveig Wagner zum Jazz-Gesang gekommen.
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Jazz war ein Ausgleich zum strengen klassischen Gesangsstudium und lehrte mich, Musik mit mehr Leichtigkeit zu interpretieren. Des Weiteren fand ich in Professor Daniel Fueter einen großartigen Lehrer für deutsche und französische Chansons. Ich möchte heute keines der Genres missen und versuche, in allen präsent zu sein. Ich nehme jeden Musikstil ernst und das merken auch die Zuhörenden.
Wie halten Sie Ihre Stimme fit?
Brunke: Was die Stimme betrifft, bin ich sehr diszipliniert. Ich übe viel, um ein gewisses Niveau zu halten und mich ständig verbessern zu können. Das ist ähnlich wie beim Sport: Ein Sportler muss ja auch immer trainieren, um gute Leistungen zu erzielen. Zudem nehme ich regelmäßig Gesangsunterricht und achte auf meine Gesundheit.
Sie traten bisher schon am Badischen Staatstheater auf, im Festspielhaus Baden-Baden, an der Philharmonie Berlin und weiteren renommierten Bühnen. Wie kam es, dass Sie Konzerte in Ketsch geben?
Brunke: Nach Ketsch bin ich über Stefan Göttelmann gekommen, der dort Kantor und Organist ist. 2021 durfte ich unter seiner Leitung erstmals als Solistin beim Weihnachtsoratorium von Saint-Saens mitwirken. So lernte ich auch Oliver Brinkmann von der Kulturkirche Ketsch kennen und er gab mir die Möglichkeit, 2024 erstmals ein eigenes Programm zu präsentieren.
Sie treten in Ketsch mit einem Ensemble auf. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Brunke: Wir kennen uns alle aus der Musikhochschule Karlsruhe und haben uns auch dort musikalisch zusammengefunden. Wir sind alle im klassischen Bereich hervorragend ausgebildet und besitzen gleichzeitig die Flexibilität, uns anpassen und mit einem besonderen Gespür für das Crossover-Genre improvisieren zu können. Das macht eine Zusammenarbeit sehr angenehm, jeder bringt sich ein und hat Ideen. Ich bin sehr glücklich, diese wunderbaren Kollegen an meiner Seite zu haben.
Worauf können sich die Konzertbesucher freuen?
Brunke: Das Konzert, das ich nebenbei auch moderiere, feiert das Leben: „Viva la Vida“ – mit einer Mischung aus wunderschönen romantischen italienischen und temperamentvollen spanischen und südamerikanischen Melodien wollen wir die Zuhörer in den feurigen Süden entführen. Dabei kombinieren wir bekannte und unbekanntere klassische Melodien mit modernen Stücken aus Crossover und Pop zu einem unvergesslichen Konzerterlebnis und bringen Feuer in die kalte Jahreszeit. Lassen Sie sich einfach überraschen.
Was hilft Ihnen dabei, so fröhlich, kreativ und zuversichtlich zu bleiben?
Brunke: Ich bin oft ein sehr nachdenklicher Mensch, sehr genau und fleißig. Mein hoher Anspruch an mich selbst ist mir manchmal im Wege. Doch sobald ich auf der Bühne bin und ein Publikum vor mir habe, spüre ich die Freude und Energie! Was wirklich hilft, ist das Urvertrauen, das ich meiner Familie verdanke. Mein Mann unterstützt mich in allem und hält mir den Rücken frei. Liebe Freunde, tolle Kollegen und die Resonanzen treuer Konzertbesucher und Veranstalter geben mir Motivation.
Gibt es in Ihrem Leben ein Hobby, bei dem Sie entspannen?
Brunke: Ich male sehr gerne – es erdet mich, gibt mir Ruhe und einen inspirierenden Ausgleich zum Gesang.
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