Ketsch. Es ist schon beeindruckend – das muss man den „Barbaren“ zugestehen: Kein anderes Team beim 21. Fischerstechen in Ketsch kriegt das Aussehen und die Performance auf dem Hohwiesensee so gut parallel geschaltet wie Stecher Manuel Krieger und Co.: Kommen „die Barbaren“ angeschippert, liegt bereits eine Niederlage für die Widersacher in der Seeluft. Und tatsächlich rissen Krieger, Marc Hild, Sascha Böhm, Michael Christ und Torsten Wörner gewissermaßen mit brachialer Stechgewalt alles ein.
„Die Barbaren“ avancierten zum Sinnbild, wie wichtig die Erfahrung beim Fischerstechen ist. Von außen, vom sicheren Ufer, sieht es so harmlos aus. Doch auf hoher Hohwiesensee muss man einen festen Stand haben und als Team wissen, welcher Abstand dem Stecher die beste Position verschafft. „Die Barbaren“ haben hier längst Lehrgeld bezahlt. Sie sind seit 2008 beim Fischerstechen dabei und sind zuletzt vermehrt auf Beutezug gegangen.
Vor der Corona-Pandemie, beim letzten Mal 2019, siegten die scheinbar ungehobelten Männer, jetzt marschierten sie ins Finale und ließen den „Ackerboys“ mit ihrem Stecher „Manni“ Bartel nur den zweiten Platz. Längst basteln sie an der Vergrößerung ihres Siegerpokals – bei drei Siegen in Folge sollte man die Trophäe schließlich behalten dürfen und dann müsste die Größe schon in der Stanley-Cup-Version ausfallen. Dass sie das hinkriegen, ist verbrieft – Michael Christ kann von Berufswegen am Sockel basteln.
Glück und Teamgeist
Bei den Damen zeigte sich derweil ein anderes Bild, denn unter den elf gemeldeten Mannschaften – 15 Teams gehörten zur Herren-Konkurrenz – waren die Formationen „RC Appstore I“ und „RC Appstore II“ zum ersten Mal dabei und sorgten gleich für Furore. Denn der Kahn mit Stecherin Anna Stähle fuhr gleich mal auf Platz eins, während die Kolleginnen im zweiten Boot mit Stecherin Vanessa Stöcker Rang drei für sich beanspruchten. Es sei Glück und Teamgeist gewesen, versicherten die acht Damen im Gespräch mit unserer Zeitung. Alle Appstore-Fischerstecherinnen haben übrigens mindestens Ketscher Wurzeln. Zur guten Mischung der Neulinge gehöre außerdem der Ehrgeiz und die Menge an Spaß, die man sich habe abholen wollen – Mission geglückt.
Bei Bürgermeister der Enderlegemeinde und Schirmherr Timo Wangler zeigte sich ein uneinheitliches Bild. Als Schirmherr kann er nur hochzufrieden sein, dass Ketsch ein solches Sport- und Spaßevent im Jahreskalender hat, das die Corona-Zwangspause locker überstand. Wobei – ganz stimmt das nicht, denn der Kahn, der einst in Gelb erschien, trägt nun die Farbe Grau. Konrad Kemptner vom Orga-Team der „Moskitos“, also der männlichen TSG-Handballer, musste das Boot streichen, die Corona-Zeit hat es sozusagen „ergrauen“ lassen. Doch zurück zum Bürgermeister. Der gehörte nämlich zur Besatzung der „AH 06 Ketsch II“, gab den Stecher und wurde nass – vorsichtig ausgedrückt kamen andere Teams weiter.
Der Rathauschef seit 1. Juli überlegt nun, ob er in seiner Funktion nicht auf noch zu ändernde Statuten verweisen können sollte, um länger im Wettbewerb zu bleiben. Dies tat Timo Wangler während der Siegerehrung kund und erntete Buhrufe. Aber Spaß muss schließlich sein. Und da das so ist, kam unsere Zeitung bei Zunftmeister Jens Kochendörfer nur noch zu der Frage, was das Besondere bei dieser Auflage gewesen sei. Dann war der Zunftmeister aber ins kühle Nass entführt.
So waren die Leistungen von den „ProBierern“ und „Ketscher Buwe“ besonders, die Dritter und Vierter wurden, während bei den Damen die „Krümelmonster“ und „Bretscher Asse“ Rang zwei und vier belegten.
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