Fischerkönige des Backfischfests, Teil 2 (1980er bis 1990er Jahre)

Geschichten aus Ketsch: Wie ein König am Angelplatz verpennt

Das 70. Ketscher Backfischfest ist in vollem Gange. Wir schauen mal auf die Fischerkönige der vergangenen Jahrzehnte - und ihre Geschichten. Dieter Landfried zum Beispiel, der 1987 den Wecker nicht hört ...

Von 
Caroline Scholl
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Das Siegerlächeln des Fischerkönigs 1987: Dieter Landfried wird zum Fest gefahren. © Scholl

Ketsch. In unserer kleinen Serie zum 70. Ketscher Backfischfest (wir berichteten und starteten gestern) geht es mit Fischerkönigen der 1980er und 90er Jahre weiter.

Zu Beginn dieser Phase wurde das Backfischfest allmählich auf neun Tage ausgedehnt und entwickelte sich immer weiter. Im Jahr 1987 gelang es Dieter Landfried, sich die Königskette quasi zu angeln. Er war damals schon sehr lange im Verein und hatte schon öfters Prinzentitel gewonnen. „Fischerkönig zu sein, war auch etwas, was mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden war – und so mancher Teilnehmer spekulierte eher auf einen Prinzentitel als auf die Königskette“, weiß Dieter Landfried zu berichten.

Hier in der I. Rheinstraße hat der Fischerkönig sein Domizil: Das damalige Haus der Familie Landfried ist auf Backfischfest getrimmt. © Repr/Scholl

An jenem Sonntagmorgen, als das Königsangeln 1987 anstand, passierte dem versierten Ketscher Angler jedoch ein kleines Missgeschick. „Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat an diesem Tag der Wecker nicht geläutet und ich habe verschlafen. Ich bin so schnell es ging dann mit dem Fahrrad los, traf unterwegs noch einen weiteren Anglerfreund, der auch verschlafen hatte, und kam rund eine Stunde zu spät an den Angelplatz. Zumindest war der mir zugeloste Platz einer meiner Wunschplätze und wie sich dann herausstellte ein Königsplatz. In der Folgewoche, also der Woche bis zum Beginn des Backfischfestes, musste ich nach Stuttgart zum Arbeiten und die Vorbereitungen für die Abholung zu Hause und den Empfang oblag meiner Familie und Freunden. Die haben dies jedoch ganz hervorragend gemeistert. Heute wie damals gilt, ohne viele Helfer im Hintergrund geht ein solcher Empfang nicht. Alles war wunderbar dekoriert, die Brezeln geschmiert und der Sekt kalt, als ich von meiner Dienstreise zurückkehrte“, erinnert sich Landfried.

Jeden Abend im Festzelt

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Im Backfischfestzelt übernahm „biertechnisch“ die Binding Brauerei das Ruder und volle Bänke bescherten die beliebten Ketscher Dorfabende und German Hofmann und seine Ochsenfurter Blasmusik. Dieter Landfried denkt zurück und meint, während seiner Amtszeit jeden Abend im Festzelt verbracht zu haben. Nach der Proklamation auf der Festbühne ließ man Rosen für die Damen regnen und während des Festes, so erinnert er sich, gab es Wettangelveranstaltungen mit Preisen bis hin zu einem Auto in jenen Jahren. Auch die US Army Band war nach wie vor ein Garant für Frühschoppen-Glückseeligkeit.

In den 1980er und 1990er Jahren war der Vergnügungspark vor dem Festzelt immer wieder mit tollen und neuartigen Fahrgeschäften bestückt. Ein großes Schiff schwang vor dem Zelt hin und her, eine Berg- und Talbahn machte Geschwindigkeit und bevor der Biergarten des Angelsportvereins 1928 im hinteren Teil der Festmeile zu finden war, gab es dort sogar eine kleine Kartbahn, wie berichtet wird.

Nur 20 Gramm mehr

1998 schaffte es Stefan Weik, mit nur 20 Gramm mehr Fanggewicht als der erste Prinz die Königskette zu holen. „Auch bei mir war es so, dass ich direkt nach dem Königsangeln wegmusste, denn wir hatten Urlaub in Griechenland gebucht. Ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass ich Fischerkönig werde“, erzählt der heute 57-Jährige. Er wiederum wurde zu der Proklamation in Hockenheim abgeholt, was damals ein erheblicher Aufwand war.

„Und wie fühlt sich das an?“ – Auch ein Interview musste Fischerkönig 1998 Stefan Weik im Festzelt geben. © Repro/Scholl

„Ich erinnere mich, dass der Musikverein mit Bussen von Ketsch nach Hockenheim und zurückgefahren wurde und es sogar Straßensperrungen gab. Besonders herausfordernd war das Ganze, weil genau an diesem Wochenende auch noch das Formel-1-Rennen auf dem Hockenheimring stattfand. Ganz Hockenheim war ohnehin im Ausnahmezustand und die Polizei war überall präsent. Alle wollten rein in die Rennstadt und wir mit dem Cabrio-Corso raus in Richtung Ketsch. Wir mussten vielen Beamten erklären, was wir da eigentlich veranstalteten“, sagt Stefan Weik und muss lachen. Dass es eine sehr schöne Zeit war, mit vielen unvergesslichen Sequenzen, daran lässt auch der Fischerkönig von 1998 absolut keinen Zweifel.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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