Infrastruktur

Glasfaserausbau in Ketsch verzögert sich erneut

Die Deutsche Giganetz erklärt, warum Tiefbaufirmen und steigende Materialkosten den Zeitplan umwerfen, und was das für Ketsch und die Region bedeutet.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Der Glasfaserausbau in der Region bringt langwierige Baustellen in den gesamten Ortsgebieten mit sich, so wie hier in der Wieblinger Straße in Eppelheim, wo die Arbeiten inzwischen abgeschlossen sind. In Ketsch soll es nach jetzigem Stand im kommenden Jahr losgehen. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Der Glasfaserausbau für schnelles Internet ist in Ketsch und der Region schon seit Längerem in der Planung, zuletzt sollte es eigentlich in diesem Sommer mit der Vermarktung und dem zeitnahen Ausbau losgehen. Doch aufgrund der langwierigen Vorbereitungen verzögert sich der Start erneut um rund ein halbes Jahr.

„Aktuell rechnen wir damit, dass wir in Plankstadt als erster Kommune des regionalen Verbunds nach den Sommerferien mit Infoveranstaltungen loslegen können. Ende des Jahres könnten dort auch die Arbeiten beginnen, während Ketsch, Hockenheim, Oftersheim und schließlich Schwetzingen leider erst im kommenden Jahr folgen werden“, erklärt Martin Herkommer, Leiter strategische Geschäftsentwicklung beim zuständigen Unternehmen Deutsche Giganetz, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Hintergrund sind die weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche. „Dadurch sind wir langsamer unterwegs, als wir erwartet hatten. Aktuell läuft unser Ausbau in rund 40 Kommunen, während wir mit weiteren Akteuren und dem Land gerade den Glasfaserpakt Baden-Württemberg für eine verstärkte Digitalisierung unterzeichnet haben. Doch an vielen Stellen erleben wir leider die immer gleichen Probleme: Tiefbaufirmen kommen in Schwierigkeiten und gehen teils sogar insolvent, auch weil die Preise für das Material weiter steigen und der Markt umkämpft ist“, erläutert Herkommer.

Glasfaser in Ketsch: Deutsche Giganetz gründet eigene Baufirma

Aus diesem Grund habe die Deutsche Giganetz bereits vor rund einem Jahr eine eigene Baufirma gegründet. Auf der anderen Seite würden inzwischen die vielen einzelnen Gewerke an unterschiedliche Spezialisten vergeben, anstatt sich von einem zentralen Partner zu stark abhängig zu machen. „Bis diese Umstrukturierungen wirken, dauert es allerdings seine Zeit“, wirbt Herkommer um Verständnis.

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Zusätzlich hat das deutschlandweit aktive Unternehmen aus Hamburg seine Vermarktungsstrategie angepasst. Bislang wurde in einer Kommune erst gebaut, wenn eine bestimmte Anzahl von Anschlüssen bereits verkauft war. Freigeschaltet wurde das System dann noch einmal deutlich später, wenn der Großteil der Verlegung abgeschlossen war.

„Das haben wir jetzt grundlegend geändert: Wir bauen künftig, mit Licht im Rücken‘ - können also jeden einzelnen der Abschnitte, in die wir eine Kommune technisch unterteilen, für sich separat anschließen. Dadurch reduziert sich die Wartezeit für unsere Kunden ganz erheblich“, betont Sebastian Bergmann, Regionalleiter Süd der Deutschen Giganetz.

Beim Glasfaserausbau in Ketsch sollen Synergien genutzt werden

Eine starre Quote an Vertragsabschlüssen sei deshalb nicht mehr notwendig – erfahrungsgemäß sei die Nachfrage immer ausreichend groß, wenn es mit dem Ausbau einmal losgehe. „Man kann auch später noch einen Hausanschluss buchen, aber dann fallen zusätzliche Kosten vom Gehweg bis zur Wohnung an, weil dann wieder eine Baufirma kommen muss. Wenn man sich direkt beim Ausbau des Netzes dazu entschließt, kann man also Synergien nutzen und erheblich sparen“, wirbt Bergmann.

Der Ausbau bis zum Gehweg soll als Infrastrukturmaßnahme in jedem Fall für nahezu die gesamten Ortsbereiche erfolgen. In Ketsch sollen beispielsweise auch die Baugrundstücke an der Hohwiese eingeschlossen sein, wie Bürgermeister Timo Wangler erklärt. „Schnelles Internet ist heute essenziell, das gehört dazu wie fließendes Wasser und Strom. Entsprechend groß ist aber auch der Aufwand, um die Leitungen überall im Ort und im laufenden Betrieb zu verlegen“, so Wangler.

Deshalb hätten sich die beteiligten Kommunen aus der Region extra zusammengeschlossen, um das Projekt gemeinsam zu stemmen. Mit zahlreichen Absprachen und viel Planungsaufwand solle erreicht werden, dass die Einschränkungen für die Bürger möglichst gering bleiben. In manchen Bereichen seien in den letzten Jahren im Zuge von Bauprojekten bereits Leerrohre unter Gehwegen und Straßen verlegt worden. Die Gewerbegebiete und auch das Neubaugebiet Fünfvierteläcker seien außerdem bereits mit Glasfaser versorgt worden – hier sei es wichtig, Doppelstrukturen zu vermeiden. „Es wird also umfangreich geplant, doch am Ende lassen sich bei einem derart großen Projekt Probleme und Einschränkungen nicht ganz vermeiden“, so Wangler.

Glasfaserausbau wird in Ketsch Stück für Stück vorangetrieben

Für die Deutsche Giganetz sind aktuell vor allem zwei Themen von besonderer Bedeutung. Zum einen muss das Netz in seiner komplexen Struktur aufgebaut werden. Eine große Netzzentrale möglichst nahe am „Backbone“-Hauptnetz bildet dabei in jeder Kommune den Startpunkt. Daran werden die Unterverteiler angeschlossen, die jeweils mehrere Straßenzüge versorgen. „So arbeiten wir uns Stück für Stück durch das gesamte Gemeindegebiet vor“, erklärt Regionalleiter Sebastian Bergmann.

Zum anderen muss das Unternehmen die Eigentümerstruktur beachten. Während diese bei Einfamilienhäusern in der Regel noch recht überschaubar bleibt, wird es bei Mehrfamilienhäusern schnell schwierig: Neben den Vermietern müssen auch die Mieter ins Boot geholt werden, während Eigentümergemeinschaften noch einmal ganz eigene Abstimmungsfragen aufwerfen.

„Unser Ziel ist es, alle Menschen in Ketsch und der Region zu erreichen und mit schnellem Internet zu versorgen. Deshalb laufen unsere Vorbereitungen auf Hochtouren, auch wenn das nach außen vielleicht noch nicht so gut ersichtlich ist“, so Bergmann abschließend.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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