Ortsmitte

Interessenten für insolventen Ketscher Pflegedienst „Sonnenschein“

Das Amtsgericht Mannheim hat das Insolvenzverfahren im Fall des Pflegedienstes "Sonnenschein" eingeleitet. Nun ist es die Aufgabe des Verwalters, den Dienst an einen Dritten zu verkaufen.

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Benjamin Jungbluth
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Die Geschäfte des Pflegedienstes „Sonnenschein“ in der Schwetzinger Straße führt ein Insolvenzverwalter. © Jungbluth

Ketsch. Im Fall des zahlungsunfähigen Pflegedienstes „Sonnenschein“ GmbH hat das Amtsgericht Mannheim Ende vergangener Woche das Insolvenzverfahren eröffnet. Das bestätigte der vom Gericht zum Insolvenzverwalter berufene Rechtsanwalt Olaf Spiekermann im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Jurist aus der Mannheimer Kanzlei Brinkmann & Partner war bereits vorläufig für die Insolvenzverwaltung zuständig.

„Mit der abschließenden Entscheidung des Amtsgerichts kann der Geschäftsbetrieb jetzt bis auf Weiteres ohne Beeinträchtigungen für die Mitarbeiter und Kunden fortgeführt werden. Alle vom Unternehmen betreuten Senioren und deren Angehörige können sich darauf verlassen, dass es für sie wie gewohnt weitergeht“, betonte Spiekermann. Im Bereich der teilstationären Pflege waren bei dem Ketscher Unternehmen zuletzt rund 50 Patienten in Betreuung, im mobilen Pflegebereich etwa 230.

Pflegedienst "Sonnenschein" in Ketsch: Dauerhaftes Bestehen sichern

Seine Aufgabe als Insolvenzverwalter sei nun, den Pflegedienst an einen Dritten zu verkaufen und damit das dauerhafte Bestehen des Unternehmens sicherzustellen, so Spiekermann. „Und da bin ich in diesem konkreten Fall sehr optimistisch: Wir haben bereits 14 Interessenten, mit denen wir in Kontakt stehen“, teilt der Jurist mit. Dabei handele es sich überwiegend um Unternehmen, die bereits in der Region erfolgreich tätig seien. Es sei deshalb realistisch, dass es in wenigen Monaten eine finale Übernahme gebe.

Bis dahin könnten die mehr als 50 Beschäftigten ganz regulär weiterarbeiten. Bei mehreren Gesprächsterminen in den Geschäftsräumen in der Schwetzinger Straße habe er sich mit dem Team intensiv austauschen können. „Ich danke allen Mitarbeitern ausdrücklich für ihre Treue: Nur weil alle zum Unternehmen halten und weiter mitmachen, sind die Erfolgsaussichten so gut“, sagte Olaf Spiekermann in seiner Funktion als Insolvenzverwalter. Ein Pflegedienst lebe schließlich in besonders hohem Maße von der Motivation seiner Angestellten.

Mit der endgültigen Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat der Mannheimer Jurist das alleinige Verfügungs- und Verwaltungsrecht über die Pflegedienst „Sonnenschein“ GmbH inne. Die frühere Inhaberin ist somit nicht mehr für das Unternehmen verantwortlich. Im Frühjahr vergangenen Jahres waren Vorwürfe aufgekommen, die Inhaberin solle gesetzliche Krankenkassen und eine Privatperson mit gefälschten Abrechnungen beziehungsweise nicht oder nur teilweise erbrachten Leistungen um mindestens 70 000 Euro betrogen haben (wir berichteten).

Pflegedienst "Sonnenschein" in Ketsch: Städtebauliche Auswirkungen

Die zuständige Staatsanwaltschaft Mannheim hatte auf Nachfrage unserer Zeitung dazu keine Auskünfte geben wollen. „Der von Ihnen angesprochene Sachverhalt lässt keine Gesichtspunkte wie die Beteiligung prominenter Personen, Sympathie mit den Opfern, die Furcht vor Wiederholungen von Straftaten und das Bestreben, dem vorzubeugen, sowie schwere Gewaltverbrechen erkennen. Aufgrund der rechtlichen Vorgaben des Verwaltungsgerichtshofes wird ein Ermittlungsverfahren in Zusammenhang mit einem konkreten Pflegedienst nicht bestätigt“, hieß es damals vonseiten der Staatsanwaltschaft auf die Anfrage.

Für Ketsch haben die Entwicklungen rund um den Pflegedienst „Sonnenschein“ allerdings trotz der erwarteten Fortführung des Betriebes städtebaulich negative Auswirkungen. Denn die Ende 2021 von der ehemaligen Inhaberin angekündigte große Erweiterung auf das benachbarte Gasthaus „Adler“ ist damit vom Tisch. Damals hatte sie gegenüber unserer Zeitung erklärt, neben ihren Geschäftsräumen in der Schwetzinger Straße künftig auch das Anfang dieses Jahres geschlossene Traditionslokal nutzen zu wollen.

Sogar ein Neubau und eine Tiefgarage wurden damals angekündigt ebenso wie der Komplettumbau der bestehenden Räumlichkeiten des Pflegedienstes. Am Ende sollte Platz für rund 100 Tagespflegegäste entstehen sowie ein 800 Quadratmeter großer Garten und Räume für externe Angebote wie Fußpflege, Ergotherapie, Logopädie, Krankengymnastik und Physiotherapie.

Für Senioren mit Pflegebedarf, sowohl ohne als auch mit Demenz, aber auch für Kinder und Erwachsene sollte es künftig mitten in Ketsch „passgenaue und noch individuellere Pflege- und Betreuungsangebote“ geben. „Unsere Betreuungszeiten erweitern sich um das Wochenende. Erstmals wird es in der Gemeinde dann auch Kurzzeitpflegeplätze geben“, kündigte die damalige Inhaberin Ende 2021 in unserer Zeitung an. Mit der Insolvenz haben sich diese umfangreichen Pläne für die Ketscher Ortsmitte nun zerschlagen.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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