Ketsch. Marc Goua und seine Frau Françoise sind in Ketsch zu Besuch. Seinem Amtskollegen aus der französischen Partnerstadt Trélazé möchte Bürgermeister Jürgen Kappenstein unter anderem die Veränderungen im Ort zeigen. Sie werden nach einer langen Corona-Pause aber sicher noch über etwas anderes sprechen: Denn während sich Marc Goua seinerzeit erfolgreich zur Wiederwahl gestellt hatte, wird Jürgen Kappenstein zur kommenden Wahl in der Enderlegemeinde nicht antreten: „Bei der nächsten Bürgermeisterwahl, die voraussichtlich im Mai 2022 stattfinden wird, werde ich nicht mehr kandidieren“, sagt der 57-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung.
Er habe sich eingehend mit seiner Frau Claudia, mit seiner Familie beraten und sei zu diesem Entschluss gelangt. Jürgen Kappenstein äußerte sich bereits dankbar für die zurückliegende schöne Zeit, die nicht zuletzt sehr erfolgreich gewesen sei. Es seien in den vergangenen 16 Jahren einige Projekte gestemmt worden – dies, das betonte Kappenstein, immer gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Mitarbeitern der Verwaltung. Allerdings: „Als ich vor 15 Jahren und ein paar Monaten begonnen habe, war noch eine andere Zeit. Das heißt, da ist man noch als Bürgermeister erkannt und begrüßt worden. Zwischenzeitlich musst du dich entschuldigen, dass du als Bürgermeister irgendwo auftrittst“, sagte der dreifache Familienvater. Er vermisse zunehmend die Wertschätzung.
„Ich bin Mensch und will Mensch bleiben. Als Bürgermeister ist man zeitlich sehr stark eingeschränkt bei allem, was man macht. Man steht auch in der Öffentlichkeit selbstverständlich unter Beobachtung. Ich will einem möglichen Nachfolger nicht die Lust daran verderben, sich zu bewerben, aber man muss das wissen, dass das Familienleben und alles, was damit zu tun hat, sehr stark eingeschränkt ist“, betont Jürgen Kappenstein. Natürlich gebe es auch Vorteile als Bürgermeister, man werde zu sämtlichen wichtigen Events eingeladen. „Ich war aber eher einer, der nicht überall hingegangen ist. Nur dort, wo ich musste. Ich war niemand, der herumgereicht wurde oder sich herumreichen ließ.“
Außerdem: „Ich sage mir, zwei Amtsperioden, 16 Jahre an vorderster Front, sind genug – und ich darf nicht vergessen: Ich war 13 Jahre Hauptamtsleiter in der Gemeinde Ketsch und auch als Hauptamtsleiter ist man unglaublich stark in der Entscheidungsebene involviert – deshalb kann ich sagen, dass ich schon länger als 16 Jahre in verantwortlicher Position tätig bin“, erklärt Jürgen Kappenstein.
Nachfolger im Auge
„Irgendwann reicht es und dann braucht es auch eine Erneuerung. Das tut der Gemeinde gut, wenn frisches Blut reinkommt. Aber umgekehrt tut es auch der Person gut, wenn sie loslassen kann“, meint der Bürgermeister. Er habe zwar keinen Nachfolger herangezogen, aber er habe einen im Auge. Den könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen. „Ich möchte dieser Person selbst die Gelegenheit geben, sich zu äußern und sich bekannt zu machen. Es ist eine Person, die man in Ketsch kennt“, beschreibt der Rathauschef.
Nach der Bundestagswahl, im Oktober oder November voraussichtlich, wird derweil die Bürgermeisterstelle in Ketsch ausgeschrieben. Dann sind die neuen Bewerber an der Reihe. Rund ein halbes Jahr bis Anfang Mai haben diese dann Zeit, um sich im Wahlkampf zu beweisen.
Jubiläum im Blick
Mit seinem Freund aus Trélazé Marc Goua wird Jürgen Kappenstein den halboffiziellen Besuch indes auch nutzen, um die Feierlichkeiten zur zehnjährigen Ortspartnerschaft zu besprechen. Denn diese haben aufgrund der Corona-Pandemie noch gar nicht stattgefunden. Geplant war, dass sich eine Delegation mit einem Bus von Ketsch nach Trélazé aufmacht, ehe das Pandemiegeschehen einen Strich durch die Rechnung machte. „Marc Goua kommt sehr gerne nach Ketsch“, weiß Jürgen Kappenstein, der seinem Pendant aus dem Nachbarland zum Beispiel den Mensa-Neubau der Neurott-Gemeinschaftsschule vorstellen möchte. Auch die Um- und Neubaugestaltung der Alten Schule oder der neue Kindergarten in der Gartenstraße werden die Themen der beiden sein.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-juergen-kappenstein-hoert-nach-zwei-amtszeiten-auf-_arid,1836920.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html