Ketsch. Filmregisseure müssen, um erfolgreich zu sein, einige Attribute mitbringen: den Sinn für spezielle visuelle Eindrücke, ein Talent für „Storytelling“ oder auch Fingerspitzengefühl im Umgang mit Darstellern. Viele bekannte Filmemacher haben bereits in jungen Jahren mit ihrem Schaffen begonnen. So veröffentlichte Quentin Tarantino im Alter von 29 Jahren seinen ersten Film „Reservoir Dogs“, während der große Meister Alfred Hitchcock sogar schon mit 26 Jahren bei „Irrgarten der Leidenschaft“ allein verantwortlich war.
Eine junge Frau aus Ladenburg kann die beiden Regielegenden sogar übertreffen: Die aus Ladenburg stammende Maria Salinger ist aktuell mit ihrem Regiedebüt „Bubbles“ in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen – und das im Alter von 25 Jahren. Die romantische Komödie wird am 13. und 15. Juni im Ketscher Central Kino zu sehen sowie die Regisseurin bei beiden Aufführungen vor Ort sein, um Fragen der Besucher zu beantworten. Dieser Zeitung gibt sie nun schon vorab Einblicke in die Produktion, den Filmplot und wie es zu ihrem Gastspiel in der Enderlegemeinde gekommen ist.
„Bubbles“ ist ihr Regiedebüt. Welchen Stellenwert nimmt der Film bereits jetzt in Ihrer noch jungen Karriere ein?
Maria Salinger: „Bubbles“ beruht auf der Liebesgeschichte meiner Eltern aus den 1980er Jahren und wurde in der Rhein-Neckar-Region gedreht. Ich selbst bin gebürtig aus Heidelberg und in Ladenburg aufgewachsen. Mittlerweile wohne ich allerdings in den österreichischen Alpen und in Los Angeles, wo ich auch studiert habe. Nichtsdestotrotz bleibt Heimat Heimat. Ich liebe es hier und meinen Debütfilm in der Heimat zu drehen und die wahre sowie turbulente Liebesgeschichte meiner Eltern zu verfilmen, gibt „Bubbles“ schon jetzt einen enorm hohen Stellenwert. Ich selbst sehe es auch wie eine Art Stempel und Vorstellung in die Filmbranche an, ganz nach dem Motto: Das ist meine Heimat und hier komme ich her.
Zur Person
Maria Salinger wurde am 5. Dezember 1998 in Heidelberg geboren.
Ihr Wohnort pendelt zwischen Los Angeles und den Österreichischen Alpen. Ursprünglich kommt sie aus Ladenburg.
Seit ihrem 13. Lebensjahr spielt sie auch Theater in einer Untergruppierung der Jungen Bürgerbühne Mannheims.
2019 ging sie auf eine Schauspielschule in Burbank, Kalifornien.
Sie studierte von 2021 bis 2023 Filmproduktion am Los Angeles City College in East Hollywood und schloss im Dezember 2023 mit der Note GPA 4.0, die einer 1.0 entspricht, ab. hef
Wo wurde denn überall gedreht?
Salinger: Wir haben letztes Jahr im Sommer gedreht und ich habe versucht, möglichst viele Drehorte den originalen Schauplätzen anzugleichen. So kam es dann zum Beispiel, dass wir im ehemaligen Familienhaus meiner Mama oder bei meinen Großeltern in Wallstadt sowie generell viel in Ladenburg gedreht haben. Für diejenigen, die sich in Ladenburg besser auskennen: Wir haben im Gewölbekeller der „Kartoffel“, an der Theke und im Biergarten vom „Hirschen“, in der evangelischen Kirche, in der Altstadt, im Kurzgewann sowie im Waldpark gedreht.
Gab es auch Abweichungen von den originalen Schauplätzen?
Salinger: Ja, beispielsweise sind wir in den Odenwald für manche Aufnahmen gefahren und waren im „Squash-in“ in Dossenheim. Das war übrigens kein Originalschauplatz, da meine Mama im Squash-Sport-Center in Käfertal gearbeitet hat, das es allerdings nicht mehr gibt. Da ist selbst das Gebäude abgerissen worden. Wie dem auch sei, ich habe mir sagen lassen, dass das „Squash-in“ mindestens genauso angesagt war damals. Zufälligerweise war der Vater von Lennart Gottmann, der im Film die Rolle von Christian verkörpert, selbst in den 1980er Jahren an den Wochenenden immer genau dort – was ein Zufall.
Wie lange hat es gedauert, bis alle Szenen im Kasten waren?
Salinger: Die meisten Szenen wurden während unseres Hauptdrehblocks im Juni 2023 innerhalb von sechs Tagen gedreht. Hinzu kamen dann noch zwei Drehtage, wovon einer in Los Angeles und der andere in Köln war. Insgesamt waren es also acht Drehtage. Das ist schon sehr sportlich für einen mittellangen Spielfilm von 42 Minuten, aber das Budget war auch einfach begrenzt. (lacht)
Können Sie kurz beschreiben, was die Zuschauer erwartet?
Salinger: Der Film handelt von der Dynamik zwischen einem eineiigen Zwillingsschwesterpaar, bei dem sich die eine unsterblich verliebt und die andere das erst einmal nicht nachvollziehen kann. Oft geht man einem Konflikt oder unangenehmen Themen ja generell lange Zeit erst einmal aus dem Weg. Das passiert in dem Film auch und führt dann letztendlich zu einem großen Bruch im Dreiecksbeziehungsgespann, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen.
Was soll der Film vermitteln? Welche Motive sind im Plot verbaut?
Salinger: „Bubbles“ soll verdeutlichen, wie wichtig es ist, offen zu kommunizieren und dass es einfacher ist, an einer Herausforderung zu wachsen, je eher man auch Unangenehmes in einer Beziehung anspricht. Die Figuren im Film wissen das allerdings zu Beginn nicht, wodurch ihnen die große Katastrophe nicht erspart bleibt. Obwohl „Bubbles“ diesen Tiefgang hat, wird die Geschichte auf eine leichte Art und Weise – in Form einer romantischen Komödie – erzählt. Das liegt unter anderem an der Figur des besten Freundes in der Geschichte, der den Situationen ihre Leichtigkeit, Herzlichkeit und Komik verleiht. Die Figur spricht dann auch noch Dialekt, was dem Ganzen ein Heimatsiegel aufdrückt. Da hat der Schauspieler übrigens ganz viele Sprachnachrichten im Vorfeld geschickt bekommen, um den Dialekt darüber lernen und einstudieren zu können.
Wie kam es dazu, dass Sie mit Ihrem Regiedebüt im Ketscher Central Kino zu Gast sind?
Salinger: Im April hatten wir drei Vorstellungen im Olympia Kino in Leutershausen, die alle bis auf den letzten Platz ausgebucht waren. Das muss dann Wellen geschlagen haben und so kam Doris Steinbeißer vom Central Kino glücklicherweise auf mich zu. Die ersten Gespräche waren unheimlich sympathisch und unkompliziert, woraufhin dann die beiden Termine, der 13. und 15. Juni, jeweils um 19.30 Uhr, ausgemacht wurden.
Wie wichtig ist es Ihnen, dass der Film in Ketsch und dem Charme des Central Kinos gezeigt wird?
Salinger: Der Saal des Central Kinos hat glücklicherweise immer noch seinen 1950er-Jahre-Flair, was in der deutschen Filmgeschichte eine super spannende und prägende Zeit war. Nach den beiden Weltkriegen sind in Deutschland sehr viele Ein-Raum-Kinos entstanden, um Filme auszustrahlen, die meist von Leichtigkeit, Optimismus und Humor geprägt waren, was der Gesellschaft wieder Hoffnung und Kraft gegeben haben soll. Dazu zählen Klassiker wie „Der Hauptmann von Köpenick“, „Schwarzwaldmädel“ oder „Wenn der Vater mit dem Sohne“. Dass Film und Kino so viel Positives in dieser Zeit bewirken konnten und jetzt als Filmschaffende mit dem Besuch in das Central Kino irgendwie in diese einmalige Zeit der Deutschen Filmgeschichte einzutauchen, ist ganz besonders und natürlich total schön.
Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus? Sind bereits weitere Projekte geplant?
Salinger: Ich komme tatsächlich gerade von Dreharbeiten aus Kalifornien zurück, wo ich die Tochter eines Mafiabosses in der Hauptrolle verkörpern durfte, und ansonsten schreibe ich gerade an der Spielfilmlängenversion von „Bubbles“. Aus diesem Grund bin ich übrigens super dankbar über Feedback und stelle hierzu auch in Ketsch eine Box auf, in die man Feedbackkärtchen nach dem Film einwerfen kann. Nach der Filmvorstellung im Central Kino können die Besucher sich übrigens auf eine kleine Making-of-Präsentation einstellen, in der ich Einblicke in die Produktion gebe, und dem folgt dann auch noch eine offene Fragerunde, während der man ins Gespräch kommen kann.
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