Ketsch. Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn auf dem Wohnzimmertisch vor dem großen Bücherregal des Elternhauses, in dem man als Kind aufgewachsen ist, plötzlich ein Buch liegt und der eigene Name in großen Lettern auf die Autorenschaft hinweist: Dieser Roman wurde von einem selbst geschrieben. So erlebt es dieser Tage Jeanette Limbeck, die wir in der Enderlegemeinde zum Gespräch mit unserer Zeitung trafen.
„Ich freue mich natürlich sehr, dass nun mein Debütroman ‚Die Fliegerinnen’ ab 22. September veröffentlicht wird. Alles ist noch ganz neu für mich und ich bin sehr gespannt, wie mein Roman, der im Oktober 1941 spielt und das weniger bekannte Kapitel der sowjetischen Kampfpilotinnen im Zweiten Weltkrieg beleuchtet, bei den Lesern ankommt“, so die 39-jährige Autorin im Gespräch.
Aufgewachsen ist Jeanette Limbeck in Ketsch, sie machte ihr Abitur in Schwetzingen und studierte danach Slawistik in Mannheim. „Seit 2015 lebe ich in Berlin und habe dort Kontakt zu einigen Autoren geknüpft, was für meine eigene Entwicklung im Bereich Schreiben sehr prägend war“, bekräftigt die Hobbyautorin, die im Kommunikationsbereich eines Technologiekonzerns angestellt ist.
Dokumentation als Impuls
Die Idee zu ihrem ersten eigenen Roman indes sei schon früh in ihrer Jugend entstanden. „Mich hat Russland, die Sprache und Kultur dieses Landes und die Historie schon immer fasziniert. Mit 16 Jahren sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über sowjetische Fliegerinnen in den 1930er Jahren“, berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung.
„Damals war Fliegen dort sehr populär und wurde gefördert, nicht zuletzt zur Vorbereitung auf einen möglichen Krieg. Dieses Thema fand ich sehr spannend und es hat meine Fantasie angeregt, zumal in dieser Dokumentation noch Interviews mit Zeitzeuginnen geführt wurden. Obwohl ich damals schon sehr gerne Aufsätze oder auch Tagebuch schrieb, war das Schreiben eines eigenen Buches noch sehr weit weg in meiner Vorstellung, doch die Idee ließ mich nie los“, beschreibt Limbeck ihre Inspiration.
Was ihr beim Verfassen eines Romanes stets sehr wichtig wäre, sei eine umfassende Recherche, für die sie bei ihrem jüngsten Roman einige Reisen an die Originalschauplätze unternommen hat. „Auch war es mir wichtig, technisch zu verstehen, wie damals beispielsweise ein Cockpit der Pilotinnen aussah oder wie geflogen wurde. Hierüber habe ich viel in Usedom im Hagar 10, bei dem es historische Flugzeuge zu besichtigen gibt, erfahren. Für mich war beim Schreiben stets entscheidend, entweder es ist technisch und historisch richtig oder ich mache es nicht“, äußert die Wahlberlinerin überzeugt.
Liebe zur russischen Kultur
Derjenige, der nun allerdings denkt, dass der 400 Seiten lange Roman eine technisch-historische Abhandlung sei, der liegt laut der Autorin absolut falsch. Im Roman kommt Limbecks Liebe zur russischen Kultur mit ihren vielen ethnischen Facetten ins Spiel. Ihre feinfühlige Herangehensweise an ein eher unbekanntes Kapitel weiblicher Kriegsgeschichte sowie der spezielle Aspekt, wie Frauen Kriegs-und Kampfsituationen empfinden und erleben, verleiht dem Werk eine besondere und unvorhersehbare Nuance.
Ein sorgfältig aufgebauter Spannungsbogen, der den Leser teilhaben lässt an der Geschichte von Katja, der fiktiven Protagonistin, eröffnet immer wieder neue Perspektiven, sodass der Leser dem Buch bis zum Schluss der faszinierenden Romanwelt über Freundschaft, Verrat und Opfer verbunden bleiben kann.
„Insgesamt hat es vier Jahre gedauert, bis mein Roman fertig war – und tatsächlich hat es diese Zeit gebraucht, denn solche kreativen Prozesse kann man nicht beschleunigen. Man recherchiert, man schreibt, man verwirft wieder und überarbeitet Passagen. Manchmal ‚fließt’ es sprichwörtlich und manchmal braucht es einfach seine Zeit bis es weitergeht. Wer vielleicht selbst darüber nachdenkt zu schreiben, dem kann ich empfehlen, sich Gleichgesinnte zu suchen, die einem viele Tipps und ein ganz ehrliches Feedback geben“, beschreibt Jea-nette Limbeck ihre Erfahrungen im Gespräch.
Ihren literarischen Erstling „Die Fliegerinnen“ sendete die Autorin dann vor zwei Jahren an eine Agentur in Freiburg. Und dort gab es letztlich überraschend schnell eine wirklich positive Resonanz. Man nahm sich des Romans an und ging an die Publizierung.
Weitere Idee in der Feder
Doch mit diesem Buch soll noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein – in Jeanette Limbeck schlummern, wie sie im Gespräch betont, noch weitere Geschichten und Ideen – inspiriert von Themen, die sie schon in der Jugend faszinierten, sodass, wie die Ketscherin verrät, aktuell schon ihr nächster Roman in Arbeit ist.
„Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekomme, vielleicht hier ganz in der Nähe bei einer Autorenlesung mein Buch ‚Die Fliegerinnen’ vorzustellen. Außerdem gebe ich mittlerweile Unterricht im kreativen Schreiben, um zukünftige Autoren mit meinem Wissen zu unterstützen“, ergänzt Jeanette Limbeck.
Info: Der Roman „Die Fliegerinnen“ mit der ISBN 978-3-89425-793-4 erscheint am 22. September im Grafit Verlag. Die 400 Seiten kosten 16 Euro. Weitere Informationen zu Jeanette Limbeck gibt es unter www.jeanette-limbeck.de
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