Ketsch. „Können Sie eine Uhr zeichnen?“ Diese Frage, so erläutert es Karin Kircher, sei eine Aufgabenstellung in der Demenzdiagnostik und mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung gelingt dies den Betroffenen immer weniger. Doch zunächst eine gute Nachricht: Statistisch gesehen sind 58 Prozent der über 90-Jährigen nicht von Demenz betroffen – das ist immerhin die Mehrheit.
Doch was ist Demenz? Was verursacht die Krankheit und welche Symptome sind möglich? Wie wird Demenz diagnostiziert und gibt es Risikofaktoren? Und wie können Betroffene und deren Angehörige mit der Diagnose und schließlich der veränderten Wirklichkeit der Erkrankten umgehen? Für den Seniorennachmittag des Seniorenwerks St. Sebastian hat die examinierte Altenpflegerin und zertifizierte Demenzexpertin aus Wiesloch eine ganze Menge an Informationen in Form eines Vortrages vorbereitet.
„Wie oft sagt man, wenn man etwas vergessen hat ‚mein Alzheimer lässt grüßen’, doch die Form der Alzheimer Demenz, die übrigens 65 Prozent aller Demenzfälle ausmacht, ist nicht nur reine Vergesslichkeit und schon gar keine Eigenart, sondern eine leider bisher nicht heilbare und immer weiter fortschreitende Erkrankung, deren Feststellung für Betroffene und deren Umfeld eine oft niederschmetternde Diagnose darstellt. Nervenzellen verschwinden irreparabel und dieser Prozess ist unaufhaltsam“, erläutert die Fachfrau.
Symptome, die mit Demenz einhergehen, seien beispielsweise der Abbau von kognitiven Fähigkeiten, Stimmungsveränderung, ein verändertes Sozialverhalten oder auch Einschränkungen in Alltagssituationen. „Dass sich Demenzerkrankungen häufen, würde ich nicht sagen. Natürlich gibt es, da das Alter einer der Risikofaktoren darstellt, schon rein demografisch betrachtet mehr Betroffene, jedoch wird heutzutage Demenz immer früher diagnostiziert, die Aufmerksamkeit ist einfach größer und Veränderungen werden schneller wahrgenommen, schließlich soll die Lebensqualität längstmöglich erhalten bleiben“, ergänzt Kircher.
Auch sei neuesten Erkenntnissen zufolge Schwerhörigkeit ein großer Risikofaktor, da diese die Hirnleistung negativ beeinflusst. Vorbeugend, so erklärt die Expertin, seien regelmäßige Bewegung und ein gesunder Lebensstil angezeigt. Außerdem wisse man, dass eine Demenz oft 20 Jahre beginnt, bevor tatsächlich erste Symptome auftauchen. „Neben der Alzheimer Demenz gibt es auch weitere Demenzformen, beispielsweise die vaskuläre Demenz, also die gefäßbedingte Demenz. Hier lässt sich ein Rückgang an Betroffenen in den vergangenen Jahrzehnten beobachten, was sich im weitesten Sinne mit insgesamt besseren Blutdruckmedikamenten und deren Verordnung begründen lässt“, weiß Karin Kircher.
Viele Betroffene leiden, so die Expertin, unter Ängsten, Depressionen, Unruhe und sogar Wahnvorstellungen, was deren Alltag und auch den der Angehörigen belastet. Und doch gäbe es eine ganze Reihe von Hilfestellungen und Unterstützung, die im Einzelfall jedoch immer individuell betrachtet werden müsse. So wie jeder Mensch eben in seiner Einzigartigkeit sei. „Jeder ist anders und was für den einen passt, muss nicht für den anderen das Richtige sein. Meiner Auffassung nach, und darauf beruht auch meine Herangehensweise, stehen die individuelle Beratung und die umfängliche Analyse der persönlichen Situation im Vordergrund, denn schließlich soll das Ziel sein, das gemeinsame Leben von Betroffenen, Angehörigen und Familienmitgliedern wertschätzend zu gestalten“, sagt Kirchner. csc
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