Ketsch. Auch wenn er schon seit einigen Jahren viele Menschen rund um Ketsch und Schwetzingen bewegt und seine Umsetzung noch einmal einige Jahre auf sich warten lassen würde: Der geplante Kiesabbau samt Tarnsportbetonwerk im Entenpfuhl bleibt ein aktuelles Thema. Nachdem die Firma Krieger Anfang August die finalen Antragsunterlagen für ihr auf 42 Hektar angelegtes Projekt beim Rhein-Neckar-Kreis eingereicht hat, wurde jüngst das Thema Windkrafträder durch den Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann wieder ins Gespräch gebracht. Genug Anlass also, dass sich nun auch die Bürgerinitiative (BI) Entenpfuhl zu Wort meldet – schließlich läuft bei ihr der Widerstand gegen die Abbaupläne aus der ganzen Region zusammen.
„Wir hatten vor kurzem eine weitere Begehung im Wald, zu der rund 25 Interessierte gekommen sind. Darunter waren viele neue Gesichter, das Thema treibt die Menschen also trotz der langen Zeitspanne weiter um“, betont BI-Sprecher Heinz Eppel im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei sei das Informationsbedürfnis sehr hoch, denn vielen Mitbürgern seien die Details und möglichen Folgen des Kieswerks gar nicht bewusst.
„Das geht schon beim Trinkwasser los, das direkt auf der anderen Seite der Autobahn für zehntausende Haushalte gewonnen wird und das bislang eine außergewöhnlich gute Qualität aufweist. Diese sehen wir durch den Abbau nachhaltig gefährdet, was Auswirkungen auf die gesamte Region hätte“, erklärt Eppel.
Wasserwerk Schwetzinger Hardt fördert jährlich rund elf Millionen Kubikmeter Trinkwasser
Denn von den im Wasserwerk Schwetzinger Hardt geförderten jährlich rund elf Millionen Kubikmetern Trinkwasser gehen allein sieben bis acht an die Großstädte Mannheim und Heidelberg. Der Rest versorgt Schwetzingen und Ketsch, die beide ebenfalls zum verantwortlichen Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz gehören. Indirekt werden aber auch Brühl über das Mannheimer und Eppelheim über das Heidelberger Netz mitversorgt.
„Deshalb sind wir auch etwas enttäuscht, dass aus diesen Städten und Gemeinden nicht mehr Unterstützung für unsere Bemühungen kommt. Bei uns machen weiterhin hauptsächlich Ketscher mit, während es ansonsten zwar oft Zustimmung, aber am Ende doch wenig Mithilfe gibt“, wird Manuela Stübe vom BI-Vorstand deutlich. Genaugenommen seien ja die Schwetzinger sogar noch viel stärker in der Pflicht – schließlich liegt der Entenpfuhl zwar in Sichtweite der Enderlegemeinde, er gehört aber rechtlich zur Gemarkung der Spargelstadt.
Immerhin ist mit Werner Zieger ein parteiloser Schwetzinger Gemeinderat im Vorstand der BI aktiv. Für ihn ist die befürchtete Gefährdung der regionalen Wasserversorgung ganz grundsätzlich unverständlich. „Niemand kann garantieren, dass es durch den Kiesabbau und den dabei entstehenden rund 30 Meter tiefen Baggersee in Zukunft nicht zu Problemen kommt. Die Verantwortlichen sagen nur, dass sie im Notfall halt Filter einbauen müssten. Aber das ist doch keine Lösung, zumal die Kosten dabei die Allgemeinheit tragen würde: Bislang haben wir hier exzellentes Wasser in einer Qualität, um das uns viele andere Regionen beneiden. Deshalb ist der Entenpfuhl auch ein extra ausgewiesenes Schutzgebiet. Und das wollen wir einfach so leichtsinnig aufgeben?“, ist Zieger sichtlich fassungslos.
Für die BI sind zwar die Bemühungen der Industrie um regionale Abbaugebiete durchaus nachvollziehbar, sowohl wegen der ökologisch sinnvollen kürzeren Transportwege als auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Doch das Gebiet Entenpfuhl sehen die Mitglieder dennoch als ungeeignet an. „Der Wald hat eine stark kühlende Funktion in heißen Sommern und schirmt den Süden von Ketsch Richtung Autobahn, Bundesstraße und Schnellbahntrasse ab. Wenn er fehlt, wird es in jedem Fall mehr Lärm geben, vom Abbau selbst ganz zu schweigen“, argumentiert Ulrike Eppel, die wie ihr Mann im Vorstand aktiv ist.
Gibt es passende örtliche Alternativen zum Kiesabbau im Entenpfuhl bei Ketsch?
Zudem gebe es laut dem amtlichen einheitlichen Regionalplan Rhein-Neckar in der größeren Region durchaus noch weitere potenzielle Abbaugebiete. „Es gibt also Alternativen zum Entenpfuhl, auch wenn das die Befürworter immer wieder bestreiten“, argumentiert Eppel. Natürlich seien inzwischen schon hohe Summen in die Planungen investiert worden, zudem sei die Verkehrsanbindung im Süden von Ketsch sehr gut. „Aber das allein kann doch nicht die Nachteile aufwiegen, unter denen am Ende nicht in erster Linie wir selbst, sondern unsere Kinder und Enkelkinder leiden werden“, sagt Ulrike Eppel.
Beim Thema Windkraftanlagen ist die BI indes ebenfalls zurückhaltend. Einerseits bestünde dabei zwar keine Gefahr für das Grundwasser und auch die sonstigen befürchteten Auswirkungen des Abbaus wie Lärm und Dreck könnten entfallen. Andererseits dürfe aber der Wald nicht zu stark betroffen sein.
„Drei bis fünf Windräder am Rand oder entlang der Felder könnten eine Möglichkeit sein, aber mitten im Entenpfuhl wären die Auswirkungen auf die Umwelt einfach zu groß. Und am allerwichtigsten: Die Anlagen machen überhaupt nur dann Sinn, wenn dadurch der Kiesabbau auch tatsächlich komplett verhindert werden kann. Wenn stattdessen am Ende beides kommen soll, würden wir das unter keinen Umständen zulassen“, wird BI-Sprecher Heinz Eppel deutlich.
Grundsätzlich freue sich die BI aber darüber, dass es vonseiten der Landespolitik zumindest Reaktionen auf ihren Protest gebe. „In der Vergangenheit war es leider oft so, dass vor Wahlen viel öffentlichkeitswirksamer Zuspruch von allen Parteien und Abgeordneten kam, es danach aber sehr still wurde. Das gilt übrigens auch für die Kommunalpolitik: Die Gemeinderäte von Ketsch und Schwetzingen, aber auch aus den das Trinkwasser nutzenden anderen Städten und Gemeinden sind da leider sehr zurückhaltend“, sind sich die Vorstandmitglieder einig.
BI Entenpfuhl: Von Rückschlägen lassen sich die Ketscher nicht aufhalten
Manchmal dränge sich gar der Eindruck auf, dass es aus dem Kreis oder aus Stuttgart entsprechenden sanften Druck gebe. „Wir hatten zum Beispiel vor einiger Zeit geplant, mit eigenen und bereits eingesammelten Spendengeldern im Bereich des Entenpfuhls eine ,Allee der Hoffnung‘ zu pflanzen: Dutzende klimawandelresistente Stieleichen, die das Gebiet aus Naturschutzsicht deutlich aufwerten würden. Vonseiten der Forstexperten gab es da zunächst auch viel Zustimmung, weil es ja gut für die Umwelt wäre. Aber dann hat Forst BW die Aktion plötzlich abgelehnt, weil sie zu politisch sei“, erzählen die Vorstandmitglieder kopfschüttelnd.
Von solchen Rückschlägen wollen sich die engagierten Bürger aus Ketsch und Umgebung aber nicht aufhalten lassen. Mit weiteren Begehungen und Treffen mit Interessierten sowie einer engeren Vernetzung mit anderen Bürger- und Naturschutzgruppen will die BI Entenpfuhl das Thema in den kommenden Monaten im öffentlichen Bewusstsein halten. „Wir sind schon sehr lange am Ball, aber unser Protest ist jetzt wichtiger denn je“, betont Heinz Eppel durchaus kämpferisch.
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