Ketsch. Der CDU-Gemeindeverband mit seinem Vorsitzenden Tobias Kapp war auf Einladung des Zweckverbands Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK) zu Besuch im Wasserwerk Hardt. Unter den knapp 30 Gästen, die eine interessante Führung durch das Grundwasserwerk im Wald erlebten, waren die Vorstandsmitglieder Heinz Eppel, Marco Montalbano und Werner Zieger von der Bürgerinitiative „Rettet den Entenpfuhl“ sowie die Schwetzinger CDU-Stadtverbandsvorsitzende Sarina Kolb.
Technischer ZWK-Geschäftsführer Bodo Kleinevoß und sein kaufmännischer Kollege Steffen Mann sowie Wassermeister Uwe Eisinger erläuterten beim Rundgang durch die Anlage, woher das ausschließlich aus Grundwasser gewonnene saubere Trinkwasser für die Region kommt. Das Grundwasser entsteht vor allem durch die Versickerung von Regen und fließt in den Sand- und Kiesschichten des Oberrheingrabens vom Odenwald zum Rhein. Um die gute Trinkwasserqualität langfristig zu sichern, wurde im Bereich der Brunnenanlagen des Wasserwerkes Schwetzinger Hardt ein Wasserschutzgebiet ausgewiesen.
Höchstkontrolliertes Lebensmittel
Mit dem Hockenheimer Rheinbogen hat der ZWK ein weiteres Reservatgebiet definiert. Im Einzugsbereich sind Messstellen installiert, aus denen permanent Grundwasserproben entnommen werden. „Trinkwasser ist das höchstkontrollierte Lebensmittel, das es gibt“, versicherte Kleinevoß.
Das moderne Grundwasserwerk, ab 1972 errichtet, arbeitet voll automatisch und wird im Verbund mit den Mannheimer Wasserwerken durch eine Fernwirkanlage überwacht. Das Wasserwerk mitten im Wald verfügt über fünf Flachbrunnen, die bis in rund 40 Meter Tiefe reichen, drei Mitteltiefbrunnen, die in einer Tiefe zwischen 50 und 90 Metern Grundwasser erschließen sowie zwölf Tiefbrunnen von 100 bis 150 Meter Tiefe. Das Werk fördert jährlich etwa zwölf Millionen Kubikmeter Wasser. Etwa vier Millionen Kubikmeter davon beziehen die Stadtwerke Schwetzingen für die Versorgung von Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt und Ketsch.
In einer Wasseraufbereitungsanlage wird Eisen und Mangan durch mit Quarzsand beziehungsweise Kies gefüllte Filter entfernt. Weitere Aufbereitungsmaßnahmen seien nicht erforderlich, so Kleinevoß. Das Wasser entspreche den gesetzlichen Vorschriften, die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung würden deutlich unterschritten. Das Wasser gehe ohne Chlorzusatz in das Netz und stehe stets in der angeforderten Menge und mit ausreichendem Druck zur Verfügung.
Diplom-Ingenieurin Kathrin Böttcher von der Abteilung Ressourcenschutz und Wasserwirtschaft und Dr. Jochen Ries vom MVV-Wasserlabor erläuterten den Besuchern die Chronologie des Trinkwasserschutzgebiets. Der Antrag auf Neufestsetzung sei bereits 2003 gestellt worden. Erst 2016 aber sei das hydrogeologische Abschlussgutachten erfolgt, danach sei die Feinabgrenzung des Schutzgebiets Schwetzinger Hardt durch das Landratsamt vorgenommen worden. Für sämtliche anorganischen und organischen Parameter könne dem Rohwasser eine vorzügliche Qualität bescheinigt werden, versicherte Böttcher.
Nitrat sei dank des Waldes kein Thema. Außerhalb im Bereich von landwirtschaftlichen Flächen steigen die Nitratkonzentrationen. Aufgrund des vorhandenen Nitratabbauvermögens des Bodens sowie des Verdünnungseffekts in der Waldpassage geht davon jedoch keine Gefahr für die Trinkwassergewinnung aus. Diese profitiert von der „Badewanne“ im Oberrheingraben, gut 300 Kilometer lang, 30 bis 40 Kilometer breit und rund 45 Millionen Jahre alt. Dessen Grundwasserleiter ist mit einem Volumen von geschätzt 45 Milliarden Kubikmetern einer der bedeutendsten Grundwasserleiter Mitteleuropas.
Sicherheit großgeschrieben
Sicherheit wird für das Wasserwerk großgeschrieben. Das wurde in der Diskussion immer deutlich. Im Notfall kann von der Schwetzinger Hardt auf die vernetzten Werke in Mannheim-Käfertal und Rheinau sowie umgekehrt zugriffen werden. „Der Vorrang der Trinkwasserversorgung muss mehr in den Köpfen verankert werden. Trinkwasser brauchen wir schließlich alle“, lautete der Wunsch von Dr. Jochen Ries an die Lokalpolitiker.
Versorgung im Vordergrund
Ein wichtiges Thema für die Wasserexperten war schließlich auch der geplante Sand- und Kiesabbau im Gewann Entenpfuhl. Für ein solches Vorhaben in einem Wasserschutzgebiet sei das Risiko einfach zu groß, meinte Kleinevoß. Das gute ZWK-Wasser habe sogar schon für Mannheim und Heidelberg dienen können, als ab 2016 der Neckar erhöhte Werte an Trifluoracetat aufgewiesen habe.
Die Runde war sich einig: Die öffentliche Trinkwasserversorgung müsse im Vordergrund stehen, vor den wirtschaftlichen Interessen der Firma Heinrich Krieger, die den Kies und den Sand im Entenpfuhl über 35 Jahre lang haben möchte. Zu ihren Aufgaben gehöre es aber, die Qualität des Trinkwassers dauerhaft sicherzustellen, bekräftigten die Experten des Zweckverbands Wasserversorgung Kurpfalz ihren Gästen abschließend.
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