20 Fragen an 2020 - Vorhaben bedroht die Versorgung mit sauberem Lebenselixier / Rohstoffe werden aber ebenfalls dringend benötigt

Klima und Bauen im Zielkonflikt

Von 
Marco Brückl
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Entenpfuhl mit Aussicht: Dem Spargelfeld im Vordergrund folgt in zweiter Ebene der Wald, unter dem viel Sand und Kies für die Bauwirtschaft schlummert. © Lin

Ketsch/Schwetzingen. Dieser Fragenkatalog zur Analyse, ob im Gewann Entenpfuhl dem Wasserschutz Vorrang vor dem geplanten Abbau von Sand und Kies eingeräumt werden wird, beginnt mit einer Gegenfrage: Was bevorzugen Sie? Wasser- und Klimaschutz oder den Abbau von Sand und Kies, der dringend für den Bauboom in der Region gebraucht wird?

Beim Vorhaben des Unternehmens Heinrich Krieger KG, das über 30 Jahre hinweg Rohstoffe gewinnen möchte, ist die Versorgung mit sauberem Wasser tangiert – der Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK) stellte 2003 einen Antrag, das Schutzgebiet um seinen Brunnen unweit den Entenpfuhls zu erweitern.

Dieser Antrag beim Wasserrechtsamt in Heidelberg steht dem Vorhaben der Krieger KG entgegen. Weil 42 Hektar Wald für Betonwerk und Baggersee sukzessive gerodet werden müssten, geht es um Klimaschutz. Und da es in der Metropolregion Rhein-Neckar keinen nennenswerten Kiesabbau mehr gibt – die Rohstoffe werden hierher transportiert – geht es um die Dringlichkeit des Abbaus vor Ort.

Muss der Abbau ausgerechnet im Entenpfuhl erfolgen?

Auf Grundlage des Plans der Raumordnungsbehörde ist der Entenpfuhl Vorranggebiet für den Rohstoffabbau. Nicht zuletzt Probebohrungen haben ergeben, dass unter dem Entenpfuhl-Wald interessante Mengen Sand und Kies schlummern. Der Verband Region Rhein-Neckar ist als raumplanerisches Organ sogar verpflichtet, Gebiete zur Rohstoffsicherung auszuweisen. Der Regionalplan wurde im Dezember 2014 mit dem Entenpfuhl als Rohstoffvorranggebiet fortgeschrieben, obwohl längst bekannt war, dass das Wasserschutzgebiet ausgeweitet werden soll. Allerdings lag dem Wasserrechtsamt Heidelberg erst 2016 ein Gutachten des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) vor, um das Verfahren zur Neuabgrenzung des Wasserschutzgebiets rund um das Wasserwerk Schwetzinger Hardt endlich voranzutreiben. Warum das nach dem ZWK-Antrag 2003 so lange dauerte, muss noch erörtert werden.

Wird es ein neutrales Gutachten geben wie vorgeschlagen?

Beim Scoping-Termin im August im Landratsamt Heidelberg (hierbei wurde erörtert, was die Krieger KG für ihren Antrag im Umweltverträglichkeitsbericht alles abarbeiten muss) wurde vorgeschlagen, dass ein drittes, neutrales Gutachten erstellt werden könnte. Es soll die beiden Gutachten, die jeweils die Anträge stützen, die sich entgegenstehen, als Instanz ablösen. Die Gutachter beider Seiten, der Heinrich Krieger KG und des ZWK, sollen sich dieser Tage treffen, um über ihre Modellannahmen zu sprechen. Aber ein drittes Gutachten erscheint dennoch sehr fraglich – denn wer soll es überhaupt bezahlen?

Wie wird das Landratsamt wohl am Ende entscheiden?

Beim Landratsamt Heidelberg ist das Wasserrechtsamt zuständig. Es wird – so wird hier orakelt – den Abbau von Sand und Kies im Entenpfuhl nicht genehmigen. Der Antrag auf Ausweitung des Wasserschutzgebiets wird dagegen sehr wohl genehmigt. Und für den Kiesabbau wäre dann eine Sondergenehmigung vonnöten. Doch die Heinrich Krieger KG kann nicht nur die Sondergenehmigung erwirken, sondern natürlich auch Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen. Und bei der Aussicht, über 30 Jahre hinweg als Quasi-Monopolist Sand und Kies als Beton auf den Baustellen der Metropolregion zu verteilen, ist dies sogar ratsam.

Wann ist tatsächlich mit einer Entscheidung zu rechnen?

Beim Wasserrechtsamt veranschlagte Leiterin Margarete Schuh als Herrin des Verfahrens vorneweg drei, vier Jahre, ehe eine Entscheidung zu erwarten sei. Nicht ungewöhnlich sind bei derlei Vorhaben Zeiten von bis zu zehn Jahren. Da kann sich das befleißigte Orakel noch ein paar Mal kräftig irren.

Info: Das Unternehmen Heinrich Krieger erörtert unter www.dialog-krieger.de viele weitere Fragen

Serie: 20 Fragen an 2020

In der Serie 20 Fragen an 2020 analysieren die Redakteure dieser Zeitung die Fragen, die auf der Titelseite der Silvesterausgabe gestellt wurden.

Vom 2. bis zum 25. Januar erscheint täglich ein Artikel im Rahmen der Serie.

Sie finden die Analysen in allen Ressorts der Zeitung

Thema : Gewann Entenpfuhl

  • Naturschutz Dr. Andre Baumann besucht Bürgerinitiative zum Entenpfuhl in Ketsch

    Dr. Andre Baumann war bei der Bürgerinitiative zu Gast und konnte dort für Beruhigung sorgen. Er sprach auch davon, dass Grundwasserschutz das höchste Gut sein müsse.

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  • Ketsch Gemeinsam geht’s zum „Entenpfuhl“

    Der Umweltstammtisch in Ketsch traf sich zu einem gemeinsamen Essen im Fischerheim der Gemeinde, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken und Pläne für das neue zu schmieden. Corona-bedingt konnte – wie überall – vieles nicht stattfinden, etwa der Naturerlebnistag, die Beteiligung am Kinderferienprogramm und der Vereinsausflug. Umso schöner war es, als sich im September zum beliebten Apfelfest getroffen werden konnte. Dennoch ruhte das Engagement der Gruppe nicht: Der Natur ist es nämlich egal, ob ein Virus das öffentliche Leben einschränkt, schreibt der Verein in seiner Pressemitteilung, die vom Vorsitzenden Matthias Ihrig an die Redaktion gesandt wurde. So ging es in der Problematik „Entenpfuhl“ unbeirrt weiter. Probleme im Hockenheimer Rheinbogen und auf der Rheininsel erledigen sich auch nicht von selbst. Öffentlichkeitswirksame Arbeit {element} So war beispielsweise Heinz Eppel unter anderem mit der Bürgerinitiative (BI) im Einsatz. Auf der Rheininsel beteiligte man sich im Herbst bei der „Rhein-Clean-up-Aktion“. Bei Vor-Ort-Begehungen im Hockenheimer Rheinbogen und auf der Rheininsel wurde – auch in der Presse – auf die vielfältigen Probleme dort hingewiesen. Dazu gehören unter anderem freilaufende Hunde. Diesbezüglich und wegen weiterer Umweltprobleme kontaktierte der Umweltstammtisch das Regierungspräsidium Karlsruhe und informierte gemeinsam schließlich mit Naturschutzbund (Nabu) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Öffentlichkeit per initiierter Pressekonferenz. Drei Neumitglieder {furtherread} Der Vorsitzende informierte weiter, dass es organisatorisch einige zeitaufwendige Umstellungen gab. Manuela Stübe und später auch Ulrike Eppel haben die Vereinsunterlagen größtenteils digitalisiert und am Jahresende hat dann Ulrike Eppel die komplette Homepagebetreuung übernommen. Einarbeitung, Betreuung und Pflege der Homepage bedeuten jede Menge Arbeit, heißt es in der Pressemitteilung weiter und der Vorstand machte zudem deutlich, dass der Verein ohne seine engagierten Mitglieder vieles nicht erreichen könnte. Apropos: Die Mitgliederanzahl blieb 2021 nahezu konstant: Zwei Vereinsaustritten stehen drei Neumitglieder gegenüber. Auch 2022 gibt es wieder einiges zu tun: Der Verein mit dem Obstbaumschnitt auf der Streuobstwiese am vergangenen Wochenende begonnen. Vorerst sind dafür alle Samstage bis zum März vorgesehen. Für eine bessere Organisation sollen die Bäume nummerisch gekennzeichnet werden. Im vergangenen Jahr hatte der Umweltstammtisch für fast 1000 Euro Werkzeuge für den Obstbaumschnitt besorgt. Eine Mitgliederspende von Natursteinen für einen Steinhügel auf der Streuobstwiese hat eine kleine Lawine losgetreten. Der Hügel wird nun unter Beteiligung der Gemeinde wohl größer wie ursprünglich gedacht und soll auch mit einem Infoschild versehen werden. Bei regionalen, umweltrelevanten Vorhaben wie neue Stromtrassenführung und Transnet wird sich der Verein weiterhin aktiv einsetzen, teilt er mit. Vor allem werden die umweltrelevanten Brennpunkte in und um Ketsch im Blick bleiben, verspricht der Umweltstammtisch. Was im zurückliegenden Jahr unregelmäßig begonnen hat, soll nun regelmäßig fortgeführt werden: Einmal im Monat ist ein öffentlicher Spaziergang zu wichtigen Umweltthemen in Ketsch vorgesehen. Start ist mit einem Vor-Ort-Spaziergang im „Entenpfuhl“ am Sonntag, 30. Januar. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Parkplatz Hundewiese in Ketsch. Weitere Ziele der Spaziergänge sind unter anderem die Rheininsel und der Hockenheimer Rheinbogen. Und natürlich wird auch die BI „Rettet den Entenpfuhl“ weiterhin bestmöglich unterstützen. Derzeit setzen sich Bürger für eine naturnahe Umgestaltung des Schillerplatzes ein. Der Verein begrüßt dieses Vorhaben sehr und wird hier – soweit möglich – unterstützen. Vorerst virtuelle Treffen Vorerst werden die Vereinssitzungen weiterhin als Videokonferenz durchgeführt werden müssen – die nächste ist am 17. Januar. Darunter leidet die Vereinstätigkeit, denn die digitalen Treffen ersetzen keine persönlichen und die Teilnahme ist doch überschaubar, heißt es in der Pressemitteilung. Die Corona-Pandemie treffe den Verein daher auf der sozialen Ebene. zg

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