Gesprächsrunde

Kurpfalz-Horizonte in Ketsch: Talk mit Athleten zu Olympia in Paris

Das SPD-Landtagsmitglied Daniel Born spricht als Teil seiner Kurpfalz-Horizonte-Reihe mit Athleten und Funktionären in Ketsch über die Vorfreude auf die Olympischen Spiele in diesem Sommer.

Von 
Marcus Oehler
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Top-Speerwerfer Andreas Hofmann (v. l.), der Vize-Europa- und Weltmeister im Para-Judo Lennart Sass, Gastgeber Daniel Born, die mehrfache Deutsche Meisterin im Mittelgewichtsboxen Irina Schönberger und Stützpunktleiter Daniel Strigel geben spannende Einblicke ins Sportlerleben und Ausblicke auf die Olympischen Spiele. © Marius Mischke

Ketsch. Der Countdown läuft: Ziemlich genau 100 Tage sind es noch bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris. Für Lennart Sass, den deutschen Shootingstar des Para-Judo, fühlt sich dieses Traumziel schon zum Greifen nahe an. Der 24-Jährige ist bereits qualifiziert und voller Vorfreude auf den Startschuss in Paris. Wie weit der Weg ist, an olympischen beziehungsweise Paralympischen Spielen teilzunehmen, und was es bedeutet, Hoffnungsträger für eine Goldmedaille zu sein, das erzählte Sass bei der fünften Ausgabe der Kurpfalz-Horizonte bei Landtagsvizepräsident und SPD-Abgeordnetem Daniel Born.

Unter dem vielversprechenden Titel „Höher, schneller, inklusiver – Olympische Träume“ hatte der SPD-Politiker, der seit 2016 Mitglied im Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport ist, junge Sporttalente nach Ketsch eingeladen, die sich am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar auf die Spiele in Paris vorbereiten. Zu den hochkarätigen Gästen gehörten neben Sass auch der Leiter des Olympiastützpunktes Rhein-Neckar Daniel Strigel, Speerwerfer Andreas Hofmann und Boxerin Irina Schönberger.

Geschichten über Ausdauer, Selbstvertrauen und Willen werden in Ketsch erzählt

Die Biografien der Gäste, die der Parlamentarier für diesen Kurpfalz-Horizont versammeln konnte, sind allesamt ermutigende Geschichten über Ausdauer, Selbstvertrauen und den unbändigen Willen, das Beste aus sich herauszuholen. Zum Siegen gehöre allerdings auch, mit Niederlagen und Verletzungspech umzugehen.

Davon sich von einem Traum zu verabschieden und gleichzeitig das nächste große Ziel ins Auge zu fassen, konnte Speerwerfer Andreas Hofmann berichten. Immer wieder war der Waghäusler Leichtathlet von Verletzungen gebeutelt und hat sich nach Kreuzbandriss und Ellenbogen-Operation an die Weltspitze zurückgekämpft. Für Paris möchte er vor allem gesund bleiben. „Alles Weitere kommt dann schon,“ ist Hofmann zuversichtlich.

Der Glaube an sich selbst sei einer der entscheidenden Schlüssel zum Erfolg. Diese Überzeugung teilt auch Boxerin Irina Schönberger. „Ein K.o. kommt selten vor, aber die meisten haben Schwierigkeiten, das zu verarbeiten und fühlen sich danach gehemmt,“ erklärte die Sportsoldatin dem interessierten Publikum. Sie konnte sich mit der Bronzemedaille bei den European Games im vergangenen Jahr die Aufnahme in das Team Paris Rhein-Neckar sichern.

Irina Schönberger berichtet in Ketsch, warum sie nicht bei Olympia in Tokio boxte

Die Herausforderung einer Olympiaqualifikation hat die mehrfache Deutsche Meisterin schon einmal erlebt. Dass sie in Tokio nicht um Medaillen mitboxte, hatte aber einen ganz anderen Grund: Die Mittelgewichtsboxerin wurde damals Mutter einer Tochter. Die inzwischen Dreijährige motiviert sie ganz besonders, ihr Bestes zu geben: „Immer, wenn ich zum Training fahre, denke ich mir, ich muss Alles geben, wenn ich schon die Zeit nicht mit ihr verbringen kann.“

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Nach der Schwangerschaft ist die Topathletin mit diesem Biss an die Weltspitze zurückgekehrt und ist dort nicht nur für ihre eigene Tochter ein Vorbild. Über ihre Social-Media-Beträge erreiche sie viele junge Mädchen, denen sie zeigen könne, was möglich sei: „Es geht nicht nur ums Gewinnen oder Verlieren. Es geht vor allem darum, dein eigenes Limit auszuloten.“ Nun gelte ihre Konzentration dem zweiten und letzten internationalen Qualifikationsturnier Ende Mai in Bangkok, bei dem noch einmal Olympia-Tickets vergeben werden.

Lennart Sass habe der Sport geholfen, den Schicksalsschlag, den er als 16-Jähriger verkraften musste, gut zu meistern. Innerhalb weniger Wochen verlor er als Teenager seine Sehfähigkeit. „Die Erfahrung hat mich stärker gemacht. Die Werte, die im Judo gelebt werden – Respekt, Disziplin, Höflichkeit – geben Halt. Und Para-Judo ist ganz nah am Judo: Es gelten dieselben Regeln – der einzige Unterschied besteht darin, dass sich die beiden Athleten direkt vor Kampfbeginn berühren, um die Orientierung zu haben.“ Auf Paris ist der gebürtige Rendsburger, der wie seine Kollegen für sportliche Wettkämpfe die ganz Welt bereist, schon sehr gespannt. Sein Ziel: „Im sportlichen Flow bleiben, dann ist alles möglich.“

Talk in Ketsch: Olympischer Bronzemedaillengewinner 2004 im Fechten ist mit dabei

Daniel Strigel kennt das Hinfiebern auf Olympische Spiele aus ganz verschiedenen Perspektiven: Als Weltklasse-Fechter gewann er 2004 in Athen die Bronzemedaille, jetzt begleitet er als Leiter des Olympiastützpunktes in Heidelberg junge Talente auf ihrem Weg zur erfolgreichen Teilnahme an den Spielen. Seit 2010 leitet er den Stützpunkt. „Wir bieten hier in Baden-Württemberg unglaublich gute Rahmenbedingungen für sportlich hochbegabte junge Menschen, die ihren Traum von Olympia leben möchten. Ganz besonders, wenn wir in Rechnung stellen, dass die Konkurrenz um die Weltspitze in der Regel mehr Geld hat. Wofür wir weltweit bewundert werden, ist, wie bei uns duale Karrieren zwischen Spitzensport einerseits und Schule, Ausbildung oder Beruf andererseits gemanagt werden. Immerhin geht etwas mehr als die Hälfte der in Heidelberg stationierten Athleten zur Schule, zur Uni oder ist berufstätig. Wie der Spagat gelingt,“ erzählte Strigel. Nach seinen Medaillenerwartungen gefragt, winkt er ab: „Für uns zählt viel mehr, ob es gelingt, die persönliche Bestleistung zu bringen und diese im entscheidenden Moment abzurufen.“

In den Gesprächen mit Daniel Born konnte man in den voll besetzten Zuschauerplätzen förmlich spüren, wie der Funke aus Sportbegeisterung und Respekt übersprang. Obwohl die Olympioniken auf ihre anstehenden Wettkämpfe fokussiert sind, machten sie auch deutlich, wie viel es ihnen bedeutet, als Botschafter für Deutschland an den Spielen teilzunehmen. Auf die Nachfrage von Born, was sie denn Deutschland zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes wünschen würden, war die Runde sich einig: weniger Spaltung und mehr Zusammenhalt. Und mit stärkerer Energie und Zuversicht an alle Aufgaben heranzugehen.

Mit diesem Ausblick und „One Moment in Time“ – der Olympia-Hymne schlechthin, dargeboten von Lisa Benjamin und ihren Kolleginnen von „Music4Fun“ aus Ketsch – klang ein Kurpfalz-Horizont aus, mit dem Landtagsvizepräsident Born ganz nah dran war am Spirit des Olympiaspektakels, das bald in Paris Einzug halten wird. 

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