Ketsch/Brühl. In einer Zeit, in der Kirche vor allem im Zusammenhang mit einer Entfernung von den Menschen und als Symbol für rückständige Denkweisen gesehen wird, setzt die katholische Kirchengemeinde Brühl-Ketsch auf einen neuen Weg: Sie sucht eine neue Nähe zu den Menschen über Kultur in der Kirche – St. Sebastian in Ketsch wird zur „KulturKircheKetsch“.
Die attraktive Akustik der Kirche und ihre herausragende Lage im Zentrum der Enderlegemeinde macht sie zum idealen Veranstaltungsort für Konzerte und Musiktheater, aber auch für Lesungen, Vorträge und Ausstellungen, heißt es in einer Mitteilung der katholischen Gemeinde. Der Pfarrgemeinderat hat die Weichen für eine weitergehende Nutzung des Kirchenraumes gestellt. In den nächsten Monaten wird es mehrere Veranstaltungen unterschiedlichen Charakters geben, um die Möglichkeiten des Veranstaltungsraumes auszuloten und das Interesse der Bevölkerung zu wecken.
Kantor plant federführend
Federführend werden die Veranstaltungen der nächsten Zeit von einem Ausschuss des Pfarrgemeinderats zur Kirchennutzung in Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Kantor in St. Sebastian Professor Stefan Göttelmann geplant und durchgeführt. „Man darf neugierig sein, in welch unterschiedlicher Weise Kultur in Ketsch über die Nutzung von St. Sebastian neu lebendig werden wird“, heißt es in der Mitteilung.
Den Anfang macht das Ensemble „La Rosa Enflorece“ am Samstag, 25. September, um 19 Uhr (wir berichteten). Während der Sommer sich zu Ende neigt, entführen die vier Musiker des Ensembles in die wärmeren Gefilde des Mittelmeerraums. Mit Sopran, Blockflöten, Barockvioline und Theorbe (eine historische Langhalslaute) wird Musik aus Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, der Türkei, Israel, Griechenland und Nordafrika erklingen. Dabei werden bekannte Komponisten wie Pergolesi, Rameau und Lully zu hören sein, aber auch der jüdisch-italienische Komponist Salomone Rossi, der türkisch-armenische Komponist Kemani Sebuh sowie Lieder aus der mittelalterlich spanischen Sammlung der Cantigas de Santa Maria.
Lieder extra arrangiert
Zudem werden Lieder der Sefarden zu Gehör gebracht, die extra für dieses Konzert vom Ensemble arrangiert wurden. Die Sefarden waren die im Mittelalter in Spanien und Portugal ansässigen Juden, die im 15. Jahrhundert von dort vertrieben wurden und sich daraufhin im gesamten Mittelmeerraum ansiedelten. Sie nahmen ihre wunderschönen Lieder mit sich und bereicherten sie mit den Musikstilen ihrer jeweiligen neuen Heimat. So mischten sich unter anderem auch viele orientalische Elemente in diese Musik und machen sie zu einem einzigartigen Hörerlebnis. Viele dieser Lieder wanderten wie die Sefarden selbst durch den mediterranen Raum, wurden ergänzt und verändert, sodass es oft viele verschiedene Fassungen in auch unterschiedlichen Sprachen gibt.
Mit ihrem historischen Instrumentarium nehmen die Sängerin Almut-Maie Fingerle, die Blockflötistin Almut Werner, der Barockgeiger Daniel Spektor und der Lautenist Johannes Vogt sie mit auf diese abwechslungsreiche, mal virtuose und mal besinnliche musikalisch mediterrane Reise.
Im unmittelbaren Anschluss an diese Premiere der „KulturKircheKetsch“ besteht die Möglichkeit, bei einem Getränk im hinteren Bereich des Kirchenraums das erlebte Konzert nachklingen zu lassen und mit den Musikern ins Gespräch zu kommen. Angesichts des aktuellen Pandemielage besteht Zugang nach den 3G-Regeln, sodass nachgewiesen Genesene, Getestete und Geimpfte Zugang erhalten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben, allerdings wünscht sich die „KulturKircheKetsch“ von den Konzertbesuchern eine Spende, um auch weiterhin attraktive Veranstaltungen anbieten zu können. zg
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