Geplanter Sand- und Kiesabbau - Heinz Eppel vom Besuch des Ministerpräsidenten enttäuscht / BI-Sprecher will trotzdem eine Kretschmann-Aussage beherzigen

„Mr. Entenpfuhl“ steigt mit Teufel in Ring

Von 
Marco Brückl
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Ketsch. Heinz Eppel (kleines Bild) ist vom Besuch von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (wir berichteten) enttäuscht. Der Wald werde eins-zu-eins ersetzt, habe der Politiker der Grünen über den Wald im Entenpfuhl gesagt, sofern er denn gerodet würde. Und genau das will Eppel verhindern und das dort geplante Sand- und Kieswerk der Firma Krieger freilich gleich mit.

Der Bürgerdialog im Palatin in Wiesloch, wo der Ketscher weilte, mochte ihn nicht überzeugen. Denn es sei mehr eine Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung gewesen als eine Möglichkeit zu echtem Dialog. Eppel, der Rentner im Unruhezustand, hatte via Internet seine Entenpfuhl-Frage an den Ministerpräsidenten geschickt. Der 65-Jährige hoffte dann, mit dem Landesvater ein paar Worte wechseln zu können.

Dass Kretschmann auf die Aufforstung an anderer Stelle verwiesen habe, sei frustrierend gewesen. Denn er müsse es eigentlich besser wissen. Es sei längst erwiesen, dass man einen über Jahre gewachsenen Wald wie im Entenpfuhl nicht „eins-zu-eins“ ersetzen kann. Und: „Wo soll hier die 42 Hektar große Fläche sein?“ Auch einen bestehenden Wald als Ersatz für den Entenpfuhl aufzuforsten, könne nicht Sinn der Sache sein, betont Heinz Eppel, der Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet den Entenpfuhl“.

Bürgervertreter gefordert

Und dennoch habe der Kretschmann-Besuch auch positive Aspekte beinhaltet. Denn der Ministerpräsident habe gesagt, er sei nicht der „König von Baden-Württemberg“ und die Bürgerschaft müsse sich vor Ort selbst einbringen. Das will Heinz Eppel zusätzlich beherzigen. „Ansprechpartner sind die Gemeinderäte vor Ort oder auch der Landrat“, sagt Eppel. Es ist eigentlich ganz einfach: „Wenn die Bevölkerung zu einem großen Teil gegen die Abholzung des Entenpfuhls ist, dann müssen die Bürgervertreter sich verstärkt dafür einsetzen.“

Mancherorts und in manchen politischen Lagern ist es ihm einfach zu ruhig. Der Entenpfuhl in Ketsch, zusätzliche Fußball-Felder in Sandhausen oder der Rastplatz C4 in Hockenheim – überall solle Wald fallen, doch der Aufschrei der Grünen etwa bleibe aus. „Die sind nicht mehr ganz so grün“, mutmaßt Eppel. Dass der Landtagskandidat der Grünen, Andre Baumann, fordert, wer bauen wolle, müsse auch Kies fördern, und andererseits den geschädigten Hardtwald bedauert, ist für Eppel wenig kongruent, zumal es von der Firma Krieger keine Garantie gebe, dass der hier geförderte Kies auch in der Region verbaut werde.

Eppel selbst ist ein glühender Verehrer des Entenpfuhlwaldes. Deshalb steige er auch mit dem Teufel in den Ring, wenn es sein müsse – Hauptsache der Wald werde erhalten. Der „Mr. Entenpfuhl“ ist mindestens einmal pro Woche in besagtem Waldstück und weiß, wovon er spricht. Zum Beispiel von den Fledermausarten, die es dort gibt. Er habe sich mit den von der Firma Krieger beauftragten Fachleuten unterhalten, die nach den Fledermäusen forschten. Anfangs seien die sehr redselig gewesen. Später weniger. Wahrscheinlich war ihnen klargeworden, mit wem sie es zu tun hatten. Derweil ist auch die Waldameise und diverse Vogelarten im Entenpfuhl daheim.

Eppel hofft, dass das Verfahren beim Wasserrechtsamt zur Neuausweisung des Wasserschutzgebietes Schwetzinger Hardt das richtige Ende nimmt: Der Entenpfuhl würde bei einer Neuausweisung im neuen Wasserschutzgebiet liegen – das würde die Zulassung eines Kiesabbaus dort erschweren.

Solange will sich Eppel am Samstag, 24. Oktober, von 10 bis 12 Uhr auf dem Marktplatz in Ketsch für den Erhalt des Walds einsetzen. Dann wird im November eine kleine Aktion folgen, bei der der Müll aus dem Entenpfuhl befördert wird, „damit die Bevölkerung sieht, dass wir immer am Ball sind“. Die BI kommt am Sonntag, 29. November, um 10 Uhr in Schwetzingen wieder zusammen. Archivbild: Widdrat

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