Karneval

Narrensprung in Ketsch: Fasnachtsspektakel mit Brauchtumsabend und Narrengottesdienst

Ketsch erlebte ein närrisches Wochenende mit Guggemusik, einem ökumenischen Narrengottesdienst und einem farbenfrohen Narrensprung.

Von 
Henrik Feth
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Fast alle Plätze sind beim Brauchtumsabend in der Rheinhalle von Ketsch belegt. © Wolfgang Gans

Ketsch. „Flieht, ihr Narren“ - dieses berühmte Filmzitat aus „Der Herr der Ringe“ müsste man in der Beschreibung des vergangenen Wochenendes in Ketsch sinnhaft in „Kommet, ihr Narren - und zwar alle“ ändern. Denn mit dem BDK-Freundschaftstreffen und dem VBPK-Verbandsnarrentreffen fand in der Enderlegemeinde ein Fasnachtsevent der Extraklasse statt. Der große Narrensprung unter dem Motto „Häs trifft Ornat“ - also Häs für die schwäbisch-alemannische und Ornat für die badisch-pfälzische Fasnachtskultur - brachte schon zwei Wochen vor der großen Karnevalswoche vom „schmutzigen“ Donnerstag am 27. Februar bis Aschermittwoch am 5. März, die fünfte Jahreszeit in beeindruckender Weise und erstmals in dieser Form in die Kurpfalz.

Mit vollem Programm am Samstag und Sonntag sollten tausende Narren - allein bis zu 3.000 davon als Hästräger und Teilnehmer des großen Straßenumzuges - in die Enderlegemeinde pilgern und diese für zwei Tage in die Fasnachtshochburg des Landes verwandeln. In tatkräftiger Zusammenarbeit von BDK, VBPK, der Gemeinde und einigen Ketscher Vereinen stand nicht nur ein Brauchtumsabend in der Rheinhalle und ein rummelartiges Narrendorf auf dem Plan, sondern auch ein närrisch-ökumenischer Gottesdienst in der Kirche St.Sebastian sowie als weiteres Highlight der namensgebende Umzug durch Ketsch mit 92 Fußgruppen aus Hästrägern und Guggemusikern.

Glühwein, Bier, Schnitzel: Das Narrendorf in Ketsch wird trotz der Kälte zur Wohlfühloase

Im Narrendorf im Bruch vor der Rheinhallengaststätte wurde ein Narrendorf mit Versorgungsständen aufgebaut - Glühwein, Bier, Punsch, Schnitzel, Pommes und vieles mehr wurde dort von den Ketscher Tanzfreunden und dem Tennisclub an den Narren gebracht und schon am Samstag, direkt nach dem Narrenbaumstellen ging hier die Party los. Außer dem farbenfrohen zirkuszeltähnlichen Standes der Tanzfreunde bildete im Narrendorf vor allem die große Truckbühne einen absoluten Blickfang.

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Dort gaben etliche Guggemusikgruppen, allen voran die heimischen Hewwlguggler, die in ihrem traditionell in den Gemeindefarben gehaltenen Blau und Gelb eine tragende Rolle am gesamten Wochenende spielen sollten, ein Monsterkonzert. Auf der Truckbühne der Ludwigshafener Musik Fabrik eröffnete VBPK-Häsbeauftragter Martin Beuchert das Narrendorf und gab die Moderation anschließend an Billy Prestele ab. Dieser führte in charmant-närrischer Weise durch das Programm des Monsterkonzerts, bei dem es die stimmungsvollsten Klänge der Guggemusik gab und das gesamte Ketscher Bruchgelände in ein Eldorado der Fasnachtskultur verwandelte.

Brauchtumsabend und Narrendisco: In Ketsch wird die Fasnacht spektakulär gefeiert

Doch nicht nur im Narrendorf herrschte feucht-fröhliche Fasnachtsatmosphäre: Die Besucher hatten die Möglichkeit zwischen gleich mehreren Angeboten zu pendeln. Denn parallel lief in der Rheinhalle der große Brauchtumsabend und in der dazugehörigen Gaststätte luden die Hardtwaldhexen aus Oftersheim mit ihrer Narrendisco zum Tanzen und feiern ein.

Und schon vor dem offiziellen Programmbeginn des Brauchtumsabends waren die Plätze der Rheinhalle bis auf den letzten Stuhl gefüllt: Dank der hervorragenden Bewirtung des Ketscher KG Narrhalla, die nicht nur mit einer umfangreichen Speisekarte, sondern auch mit einer herrlich-närrisch geschmückten Bar aufwarten konnt, verlagerte sich der Nukleus des Geschehens schnell ins warme Innere.

Die Tanzgruppe Crazy Ladys der Narrhalla Ketsch sorgt für tolle Stimmung im Saal. © Wolfgang Gans

Narrhalla-Präsident Danny Wehnes war indes schon zu Beginn in freudiger Stimmung: „Wir hoffen, dass es ein super Wochenende wird. Beim Brauchtumsabend sind wir auch mit einigen Beiträgen dabei und außerdem möchte ich unseren Helfern ein Riesenlob aussprechen. Sie leisten hier hervorragende Arbeit.“ Bevor sich der Narrhalla-Präsident an seine Moderationsaufgabe, bei der er gemeinsam mit Martin Beuchert durch das Programm führte, machte, nahm er noch die Ketscher Prinzessin Miriam I an den Arm und führte sie mit sich auf die Bühne.

KG Narrhalla Ketsch als Mitausrichter der großen Narrensprungs perfekt vorbereitet

Als Mitausrichter des Narrensprungs zeigte sich die Narrhalla nicht nur geschlossen als hervorragend organisierter Verein, sondern trug dank der Leichtigkeit und Positivität der Mitglieder entscheidend zu der gelungenen Stimmung an diesem Wochenende bei. Dies gilt auch für Dirigent Gunnar Wagner und seine Hewwlguggler, die unter krachenden Tönen in die Rheinhalle einzogen und standesgemäß die erste auftretende Guggemusikgruppe beim Brauchtumsabend waren.

Ob die tanzenden Narrhalla-Talente der Frechdachse, die Ketscher Nachwuchs-Büttenrednerin Nele Maier oder die beeindruckenden Einlagen der verschiedenen Tanzgruppen - der Brauchtumsabend entwickelte sich zu einer Art moderner Prunksitzung, bei der der Saal mitschunkelte, das Publikum von Erstaunen zu Lachsalven und wieder zurück wechselte und die Barkeeper der Narrhalla praktisch im Dauereinsatz waren. Bis Mitternacht ging die närrische Party in der Rheinhalle weiter und flog vom einen Höhepunkt zum nächsten.

Bis 2 Uhr wird am Samstag in der Ketscher Narrendisco getanzt und gefeiert

Noch länger ging es indes in der Narrendisco in der Rheinhallengaststätte: Dem Ruf der Hardtwaldhexen aus Oftersheim sind sowohl junge Fasnachtsbegeisterte als auch erfahrene Narrenveteranen gefolgt. An der Hexenbar ging der ein oder andere „Kurze“ über den Tresen und dank Partyschlager war auch auf der stimmungsvoll beleuchteten Tanzfläche immer einiges los. Noch bis 2 Uhr in der Nacht feierten die Narren ausgiebig und läuteten damit den Sonntag ein, denn hier sollten weitere Highlights folgen.

Die ehrwürdige Kirche St. Sebastian im Herzen der Enderlegemeinde sollte am zweiten Tag des großen Narrensprungs in bislang noch nicht stattgefundener Manier zum späteren großen Umzug hinleiten. Beim ökumenischen Narrengottesdienst sollte sich auch die Religion beim großen Fasnachtsspektakel in Ketsch fröhlich-frisch einbringen.

Ein Amen und Hellau, Alaf und Ahoi zeitgleich in der Kirche: "Teufelchen" Pfrarrer Tobias Habicht (l.) und "Engelchen" Pfarrer Uwe Lüttinger bei ihrer Narrenpredigt. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Der katholische Pfarrer Uwe Lüttinger und sein evangelisches Pendant Tobias Habicht aus Oftersheim führten mit zotischen Predigten und gleichzeitig tief gehenden Worten durch den knapp einstündigen Gottesdienst. Doch zunächst sollten alte Bekannte die Eröffnung übernehmen: Die Hewwlguggler marschierten in die Kirche, deren einmalige Akustik die Klänge der Guggemusiker nochmals auf ein beeindruckenderes Level hob.

Unter beeindruckendem Klangvolumen ziehen die Ketscher Hewwlguggler in St. Sebastian ein. © Andreas Gieser @cheesy.photo

„Ah do is heit was los in unsere Kärch“, begrüßte Lüttinger in kurpfälzisch die schon von etlichen „Ahoi“-Rufen und Beifällen in Stimmung gebrachten Gottesdienstgänger. Es wurde gemeinsam gesungen und Tobias Habicht ließ das Publikum bei seiner Eingangspredigt fleißig mitklatschen. „Hihogge“, so der Aufruf von Lüttinger für eine der Liedpassagen, die ein weiteres Highlight einläutete: die Narrenpredigt der beiden Pfarrer.

Ketscher Narrengottesdienst: Wenn Pfarrer „Ahoi“ rufen und zu „Engelchen“ und „Teufelchen“ werden

„Guggt mol, wie wir uns verwandle“, so Lüttinger, der im nächsten Moment einen Heiligenschein aufhatte, während sein Pendant Habicht mit blinkenden Teufelshörnchen daherkam - tosender Applaus aus den Reihen von St. Sebastian erfüllte die Kirche. Es folgte eine stimmungsvolle Predigt im Stile eines Dialogs zwischen Gut (Engelchen) und Böse (Teufelchen) der beiden Pfarrer, die letztlich mit einer einprägenden Pointe endete: Ein freundschaftliches Miteinander steht über Konflikt und Hass - passend zur Fasnacht und diesem spektakulären Wochenende.

Mit lautstarken Konfetti-Kanonenschüssen und dem stimmungsvollen Spiel von Gunnar Wagner und seinen Hewwlgugglern entließ Lüttinger die Besucher mit den Worten: „So gehet hin in Frieden. Ahoi!“. Noch minutenlang ging der Ausmarsch unter den Klängen der Ketscher Guggemusiker und „Teufelchen“ Tobias Habicht ging dabei noch durch die Reihen und ließ Kamelle regnen.

Die Schlossbergteufel aus Obersrot sind eine von 92 Fußgruppen beim großen Narrensprung in Ketsch. © Jankowski

Anschließend wurde es Zeit für den großen Narrensprung: Hästräger aus ganz Baden-Württemberg zogen durch Ketsch, das für mehrere Stunden erfüllt von fasnächtlichen Klängen war. Auch das kalte Wetter konnte dabei weder Narren noch Besucher aufhalten und spätestens hier wurde jedem klar: Wenn Häs auf Ornat trifft, dann ist Freudentaumel, Ausgelassenheit und schlichtweg das Lebensgefühl der Fasnacht garantiert. Wer wissen möchte, was die Hästräger beim Narrensprung durch die Gemeinde alles getrieben haben, der wird hierzu einen detaillierten Artikel in unserer Dienstagsausgabe finden.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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