Ketsch. Das Faschingsfieber ist an diesem Wochenende ausgebrochen und hat auch Ketsch infiziert. Die fröhliche Enderlegemeinde setzt ein ganz neues Zeichen indem sie einen alten Brauchtum der schwäbisch-alemannischen Fastnacht während des großen BDK-Freundschafts- und VBPK-Verbandsnarrentreffens übernimmt. Am Samstag wird vor dem Rathaus erstmals der Narrenbaum gestellt, eine Tradition, die die temporäre Herrschaft der Narren über die Gemeinde symbolisiert und den offiziellen Beginn der närrischen Zeit und den Beginn des zweitägigen Narrensprungs einläutet.
Begleitet von zünftiger Guggemusik der Ketscher Hewwlsguggler schwebt der Narrenbaum auf den kräftigen Schultern eines Trägertrupps durch die Zuschauer zum Rathaus. Bunte Guggemusikgruppen, vielerlei Abordnungen mit ausgefallen Masken und alemannischen Kostümen sowie zahlreiche Besucher allen Alters haben sich am Rathausplatz versammelt und verfolgen feiernd, wie sich der Baum unter Anweisung von Organisationsleiter Martin Beuchert emporhebt und erfolgreich gestellt wird.
Ein Spektakel, das auch Bürgermeister Timo Wangler mit Stolz erfüllt: „Das Narrenbaumstellen kenne ich aus meiner Heimatregion Breitnau, umso mehr freue ich mich, dass wir die Alemannische Fasnet nun auch nach Ketsch gebracht haben. Und unsere Hewwelguggler dazu Guggemusik spielen.“ Dem Anlass entsprechend festlich ist er gekleidet und trägt neben alter Ledertasche und Zylinder den Hochzeitsanzug seines Urururschwiegeropas.
„Ketsch liefert mit dem Rathausplatz und der Rheinhalle alle Voraussetzungen, dem schönen Brauchtum gerecht zu werden. Zudem haben wir ein sehr gutes Orgateam,“ lobt Wangler. Auch beim ausgelassenen Publikum findet der neu eingeführte Brauch großen Zuspruch. „Ich finde es sehr gut, besonders in der jetzigen Zeit lenkt es ab von allem was rundum gerade passiert. Fastnacht ist nun mal Tradition und gehört zu unserer Kultur. Sowas sollte man fortführen. Andere Länder sind stolz auf ihre Traditionen und wir nehmen uns immer so zurück,“ bekräftigt die Ketscherin Barbara Schöfer.
Tatkräftige Unterstützung kommt auch von den Ketscher Vereinen Tanzfreunde und dem Tennisclub, die mit einem gemeinsamen Essenszelt und Pavillon im sich bereits am Nachmittag füllenden Narrendorf an der Rheinhalle vertreten sind und dort mit Glühwein, Kinderpunsch und alkoholfreien Getränken für das leibliche Wohl und gute Stimmung sorgen.
„Für uns war klar, wir wollen uns gemeinsam engagieren, Vereine für Vereine,“ erklärt Caroline Knapp vom Tennisclub. „Es ist auch für uns das erste Mal und wir lassen uns selbst überraschen. Umso dankbarer sind wir für all unsere ehrenamtlichen Helfer,“ lacht sie, den Arm um die zustimmend nickende Tanja Schweizer, von den Tanzfreunde Ketsch, gelegt. „Die Region hat immer mehr Interesse an der Alemannischen Fasnet, das boomt so richtig“, weiß Zugmarschall Hartmut Stang von der IG Ketscher Vereine. Er ist seit 50 Jahren dabei, kennt seine Fasnet von der Pike auf und alle damit verbundenen Höhen und Tiefen.
„Die Auflagen werden immer mehr, viele Sicherheitsaspekte müssen berücksichtigt werden, da braucht es viel Unterstützung der Gemeinden und es ist ausgesprochen lobenswert, wie viel Ehrenamtliche, einschließlich des Sicherheitspersonals, hier mitwirken.“ Das närrische Baumstellen war dabei erst der Auftakt des karnevalistischen Treibens in der Altrheingemeinde, das am frühen Abend mit dem Monsterkonzert und Bühnenprogramm im Narrendorf weiterging und mit dem Narrensprung am Sonntag seinen Höhepunkt fand.
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