Ketsch. Ja, die Zahl der Straftaten in der Enderlegemeinde ist gestiegen. Verzeichnet die Polizeistatistik für 2021 insgesamt 395 Straftaten, waren es vergangenes Jahr 556. Ein Plus von knapp über 40 Prozent. Doch das, und das betonte die Revierleiterin aus Schwetzingen, Sandra Goldschmidt, sei zwei Phänomenen geschuldet, die die Zahlen verzerrten. Zum einen komme man wegen der beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 von einem sehr niedrigen Niveau – und zum anderen gebe es das Problem der kleinen Zahl.
Letzteres macht Goldschmidt an einer ganz einfachen Rechnung deutlich: Wenn die Statistik einen Fall zeigt und nun für das neue Jahr ein neuer hinzukäme, sei das ein Plus von 100 Prozent. Es ist aber nur ein Fall mehr. Berücksichtige man diese beiden Dinge, sähe die tatsächliche Lage vor Ort weit weniger schlimm aus, als die Anstiegszahlen teilweise suggerierten. In Ketsch, das sagte auch der Leiter des Polizeipostens vor Ort, Udo Samland, könne nach wie vor sehr sicher und gut gelebt werden. Niemand brauche hier Angst zu haben.
Kriminalität in Ketsch: Mehr Diebstähle und Sachbeschädigungen
Gerade in den Feldern für Diebstähle und Sachbeschädigung verzeichnete die Polizei ein ordentliches Plus. Im Jahr 2021 nahm die Polizei 82 Diebstahlsdelikte auf. 2022 waren es 175, was ein Plus von 113 Prozent darstelle. Man müsse aber bedenken, dass in den beiden Corona-Jahren die Geschäfte teils geschlossen waren oder zugangsbeschränkt. Das senke die Diebstahlszahlen natürlich zwingend.
Gesunken ist dagegen die Zahl der Wohnungseinbrüche. 2021 wurde fünfmal eingebrochen. 2022 waren es mit vier Fällen ein Fall weniger. Nach oben ging es dagegen wieder im Feld der Sachbeschädigung. 68 Fälle im Jahr 2021 stehen 121 Fällen im Jahr 2022 gegenüber. Ein Plus von fast 78 Prozent. Auch hier gilt, dass das öffentliche Leben in den beiden vergangenen Jahren eingeschränkt war und es einfach auch weniger Gelegenheit gegeben habe.
Auf den ersten Blick problematisch sieht deswegen auch der Bereich Straßenkriminalität aus. Ein Bereich, der für das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen wichtig ist. Und angesichts eines Anstiegs von fast 138 Prozent, von 77 auf 183 Fälle, könnte man sich hier Sorgen machen. Doch darunter fallen alle Zahlen der Sachbeschädigung, die einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung haben.
Auch für dieses Jahr sieht es angesichts zahlreicher Graffitischmierereien wieder eher schwierig aus. Doch das subjektive Sicherheitsempfinden werde davon ja nicht wirklich berührt.
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Diese beiden Felder Diebstahl und Sachbeschädigung erklären auch den Rückgang der Aufklärungsquote. Diese ist von knapp über 61 Prozent im Jahr 2021 auf knapp über 40 Prozent gefallen. Im Vergleich zu anderen Deliktfeldern, so Goldschmidt, wiesen Diebstahls- und Sachbeschädigungsdelikte „leider eine äußerst niedrige Aufklärungsquote auf“. Zugleich sank die Zahl der Rauschgiftdelikte von 62 Fällen im Jahr 2021 auf 16 Fälle im vergangenen Jahr. Und gerade hier bestehe normalerweise eine sehr hohe Aufklärungsquote.
Gewaltstraftaten in Ketsch im Jahr 2022 gefallen
Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen stieg leicht von 208 auf 226. Die Zahl der unter 21-Jährigen sank dagegen von 50 auf 39 und die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen stieg leicht von 53 auf 55.
Sehr erfreulich sieht für die beiden Beamten die Entwicklung im Bereich der Körperverletzung aus. Zwar gab es nach den beiden Corona-Jahren wieder ein Plus von 46 Prozent von 26 auf 38 Fälle. Doch das sei immer noch weit unter den Zahlen im Bereich Körperverletzung der Vor-Corona-Jahre. 2018 waren es 67 Fälle und 2019 sogar 83 Fälle.
Von fünf auf zwei Fälle sind auch die Taten gravierender Gewaltstraftaten gefallen. Vor allem große Feste, wie der Faschingsumzug oder das Backfischfest, verliefen im Vergleich zu den Jahren vor Corona erfreulich ruhig. Bleibt zu hoffen, so Goldschmidt und Samland, dass das so bleibe. Ein Minus von vier Fällen, von 14 auf zehn Fälle, verzeichnete die Polizei auch bei den Sexualstraftaten. Und im Bereich Gewalt gegen Polizeibeamten wurde 2022 gar kein Fall erfasst. Es war eine Bilanz, die Bürgermeister Timo Wangler und seinen beiden Mitarbeitern, Hauptamtsleiter Ulrich Knörzer und Ordnungsamtsleiter Gerd Immel, sichtlich gefiel. Ketsch, so der Tenor unter den drei, „ist sicher“.
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