Kinderbetreuung - Waldgruppe der Villa Pusteblume startet im Juli / Hochwertige Wagen sind fertig eingerichtet / Großes Gelände bietet Platz bei jedem Wetter

Schickes Design mit Plumpsklo

Von 
Benjamin Jungbluth
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Die Initiatorinnen der Waldgruppe und ihre Chefin im Außenbereich: Laura-Romana Adler (v. l.) und Saskia Luksch mit Roselinde Zeilfelder (Leiterin Villa Pusteblume). Die neue Waldgruppe des kommunalen Kindergartens Villa Pusteblume kann vermutlich ab Juli ihr großes Außenareal samt neuer „Bauwagen“ beim Obst- und Gartenbauverein nutzen. © Jungbluth

Ketsch. Fast wie bestellt zeigt sich die Natur beim Vor-Ort-Termin auf dem von Bäumen umgebenen Wiesengrundstück nahe des Anglersees: Zwei Eichhörnchen hüpfen zutraulich über das Gelände, eine Hummel-Königin lässt sich an einem der Eingänge nieder und zahlreiche Kirschbäume schmücken mit ihren knallroten Früchten die Szenerie, während Laura-Romana Adler und Saskia Luksch das Konzept der neuen Waldgruppe der Villa Pusteblume erklären. Der kommunale Kindergarten will – so es die Corona-Umstände erlauben – ab Juli sein Angebot erweitern und auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins im Kreuzwiesenweg eine naturnahe Kinderbetreuung anbieten.

„Der Trend ist nicht ganz neu, aber in Ketsch haben wir so etwas noch nicht. Und weil die Gemeinde einen großen Bedarf an schnell verfügbaren Betreuungsplätzen hat, haben wir die Chance ergriffen“, erklärt Laura-Romana Adler. Die Erzieherin hat bereits Erfahrung in einem Waldkindergarten sammeln können und war von dem Konzept begeistert. In Saskia Luksch fand sie eine motivierte Mitstreiterin – zusammen konnten sie nicht nur die Leiterin der Villa Pusteblume, Roselinde Zeilfelder, schnell überzeugen, sondern auch die Gemeindeverwaltung und den -rat. Was nicht zuletzt an den angesprochenen Kapazitätsproblemen bei der Betreuung in Ketsch liegen mag. Denn während der massive Neubau der Kita in der Gartenstraße noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, konnten mit der Waldgruppe vergleichsweise schnell und günstig 20 dauerhafte Plätze für Kinder von drei bis sechs Jahren geschaffen werden.

„Wir haben zwar von den ersten Überlegungen an rund zwei Jahre gebraucht, aber die eigentliche Aufstellung der Wagen und die Einrichtung gingen sehr schnell“, berichtet Saskia Luksch. Und weil die beiden engagierten Erzieherinnen ihr Projekt mit viel Herzblut vorangetrieben haben, konnten sie sich auch bei der konkreten Umsetzung einbringen. „Wir durften ganz viel mitreden, weil die beiden Wagen von einer Spezialfirma exakt nach unseren Vorstellungen gebaut worden sind. Dadurch haben wir viele praktische Details umsetzen können, die den Alltag für unsere Schützlinge und uns erleichtern werden“, sagt Saskia Luksch.

Echtholz ausgewählt

Offiziell handelt es sich bei der Unterkunft der Waldgruppe um zwei Bauwagen – wobei dieser Begriff in mehrfacher Hinsicht dem Ergebnis nicht gerecht wird. Zum einen sind die je rund zehn Meter langen und zusammen knapp 120 000 Euro teuren Wagen hochwertig gefertigt, mit Echtholz verkleidet und detailverliebt ausgeführt. Zum anderen verfügen sie zwar über Räder, so dass sie theoretisch beweglich wären. Doch auf dem Grundstück nahe des Anglersees ruhen sie auf einem festen Fundament, das der Bauhof fachgerecht errichtet hat. Die Eingangstreppen und Anschlüsse sind gar einbetoniert. In der Mitte sind die Wagen außerdem mit einem Dach fest verbunden. Es gibt Strom und fließend Wasser – nur die Toiletten sind wegen des fehlenden Anschlusses an den Abwasserkanal eine Art ökologisches Plumpsklo, bei dem mit natürlichem Streugut gearbeitet wird. Im Winter sollen Holzöfen für wohlige Wärme sorgen. Helle, natürliche Materialien, kleine Tische und Stühle, eine Einbauküche sowie ein Rückzugsbereich für ruhebedürftige Kinder bieten viele Möglichkeiten für den Kindergartenalltag, der täglich von 7.30 bis 14 Uhr dauern wird. Mit einer Behelfsunterkunft für Baustellen haben die schicken Holzwagen also wahrlich nichts gemein.

Der Lebensmittelpunkt der Waldgruppe wird sich dennoch größtenteils draußen abspielen. Rund 1700 Quadratmeter ist das umzäunte Grundstück groß, das der Obst- und Gartenbauverein gerne zur Verfügung gestellt hat. „Die Zusammenarbeit mit dem Verein ist toll – die Mitglieder freuen sich schon über die neuen, lebendigen Nachbarn und haben sich bereit erklärt, uns regelmäßig die Natur und die Gartenarbeit näherzubringen“, erzählt Laura-Romana Adler. Auf dem Gelände, das zusätzlich über ein älteres Gartenhäuschen als Lager verfügt, können sich die Kinder frei bewegen – und zwar bei jedem Wetter. Zum Konzept der Waldgruppe gehört es nämlich, dass das Leben draußen stattfindet, selbst bei Regen und Schnee. Deshalb sind Spielsachen und Sitzgelegenheiten so ausgelegt, dass sie ohne Probleme im Außenbereich genutzt werden können. Nach einer Eingewöhnungsphase soll es einmal die Woche einen Wandertag geben: Der Anglersee, die Rheininsel sowie die Felder und Wiesen rund um die Enderlegemeinde sind bestens zu erreichen.

„Wir erweitern unser Angebot mit der Waldgruppe also nicht nur in Bezug auf die Betreuungsplätze, sondern bieten in Zukunft auch ein etwas anderes Konzept“, erklärt Kindergartenleiterin Roselinde Zeilfelder. „Der Bedarf ist in jedem Fall da: Wir haben bereits jetzt zahlreiche Anfragen für die kommenden Jahre.“

Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

Ketsch

Ketsch: Neue Waldgruppe der Villa Pusteblume kann starten

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Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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