Ketsch. „Das Neubaugebiet Fünfvierteläcker ist nahezu ausverkauft“ – es sind gute Nachrichten, die Bürgermeister Jürgen Kappenstein im Gespräch mit unserer Zeitung zu verkünden hat. Ende September vergangenen Jahres erst fand die offizielle Übergabe des Erschließungs-Bauträgers an die Gemeinde statt, nach drei Vergaberunden ist jetzt auch über die 75 gemeindeeigenen Grundstücke entschieden. „Während der Verkauf von 50 von ihnen bereits nach den ersten beiden Runden komplett abgewickelt worden ist, sind inzwischen für alle restlichen Grundstücke Gebote eingegangen“, so Kappenstein.
Zu den insgesamt 128 zusätzlichen privaten Grundstücken kann die Verwaltung zwar weiterhin keine genauen Zahlen vorlegen, doch auch hier rechnet Bürgermeister Kappenstein nicht mit „Restposten“: „Sie sehen ja, was im Fünfvierteläcker bereits gebaut wird, da bleibt nicht viel frei.“
Nach der Umwidmung eines Randgrundstücks zum Bau von Garagen gibt es nunmehr noch 202 Baugrundstücke im Fünfvierteläcker. Neben den 128, die sich im Besitz von Privatleuten befinden und entweder von diesen selbst genutzt oder aber privat verkauft werden, handelt es sich neben dem Garagenareal noch um 74 Grundstücke, die ursprünglich im Besitz der Gemeinde waren.
In der letzten Vergaberunde bis Ende Januar konnten interessierte Bauherren für 18 davon bieten. Für alle gab es ein Gebot – die Abwicklung ist allerdings noch nicht rechtskräftig, die Interessenten könnten zumindest theoretisch noch abspringen. Lediglich sechs weitere Grundstücke sind noch nicht vergeben. Hier sieht der Bebauungsplan Reihenhäuser vor.
„Mein Vorschlag war ursprünglich, diese von einem Unternehmer ,aus einer Hand’ entwickeln zu lassen“, erklärt Kappenstein. „Der Gemeinderat wollte aber lieber gar keinen Investor, sondern den Verkauf an Privatpersonen. Wie wir das jetzt konkret abwickeln, müssen wir daher noch schauen. Das naturgemäße Problem bei Reihenhäusern ist eben, dass diese nur zusammen errichtet werden können und nicht Stück für Stück.“
Von großem Interesse ist bei dem Neubaugebiet der durchschnittliche Quadratmeterpreis. Die gemeindeeigenen Grundstücke wurden nach einem Beschluss des Gemeinderats zu einem Mindestgebot von 460 Euro nach Höchstgebot vergeben. Dies führte allerdings unter Teilen von SPD und Grünen zu der Kritik, dass die Preise letztlich deutlich steigen könnten.
Exakte Zahlen kann die Gemeinde derzeit noch nicht vorlegen, weil noch die Verträge der dritten Vergaberunde ausstehen. Doch Bürgermeister Jürgen Kappenstein nennt bereits eine offizielle Schätzung. „Wir gehen nach unseren bisherigen Zahlen von etwa 520 bis 530 Euro pro Quadratmeter aus“, so das Gemeindeoberhaupt. „Aus meiner Sicht war unser Ausgangspreis also durchaus passend.“
Den Durchschnittspreis des gesamten Neubaugebiets – also inklusive der privaten Grundstücke – kann die Verwaltung ebenfalls noch nicht nennen: Es fehlen schlicht die Daten, die die Gemeinde von den Privateigentümern nicht automatisch erhält. „Unsere Schätzungen gehen aber davon aus, dass der Quadratmeterpreis insgesamt weit über 600 Euro liegen wird“, sagt Bürgermeister Kappenstein.
Sandhausen als Vergleich
„Als Vergleich in unserer sehr teuren Region dient da zum Beispiel auch Sandhausen, wo der offiziell veröffentlichte Quadratmeterpreis eines Neubaugebiets bei mehr als 700 Euro liegt. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei uns letztlich auch möglich ist.“
Gewissheit könnte es jedoch erst geben, wenn sämtliche Verträge – ob privat oder mit der Gemeinde – rechtsgültig seien. Dann muss von Gesetzes wegen auch der Bodenrichtwert des Areals neu bestimmt werden, wozu es „zu gegebener Zeit“ einen Gutachterausschuss geben werde, so Kämmerer Gerd Pfister. Bürgermeister Jürgen Kappenstein sieht diese Wertermittlung allerdings ein wenig kritisch. „Wir werden mit dem Ergebnis aus praktischer Sicht wenig anfangen können, weil dann schon alle Grundstücke auf Jahre vergeben sein werden“, so Kappenstein.
Gemischte Gefühle
Zumindest für die ehemals gemeindeeigenen Grundstücke bestehen nämlich bestimmte Vorgaben: So müssen die Käufer innerhalb von drei Jahren ein Haus errichten, das sie selbst für mindestens zehn Jahre bewohnen werden. Damit sollen gezielte Spekulationen eingedämmt werden. Bürgermeister Jürgen Kappenstein sieht die Entwicklungen im Fünfvierteläcker letztlich mit gemischten Gefühlen. „Einerseits ist das Projekt nach jahrelangen Verzögerungen eine reine Erfolgsgeschichte geworden, die einen offensichtlich enormen Bedarf bedient“, so der Bürgermeister.
„Andererseits ist es schade, dass durch die riesige Nachfrage die Preise derart steigen, dass sich Normalverdiener kaum mehr einen Hausbau leisten können. Dagegen können wir als Gemeinde aber leider nicht viel tun – letztlich müssen auch wir wirtschaftlich handeln und haben nur auf einen Teil der Grundstücke direkten Einfluss.“
Bauland erst einmal verbraucht
Bis auf weiteres wird die Gemeinde Ketsch die hohe Nachfrage an neuen Bauplätzen nicht mehr bedienen können. „Wir haben lediglich noch einen kleinen Streifen an der Mannheimer Straße, gegenüber Fünfvierteläcker, auf dem der Flächennutzungsplan einen Hausbau zulassen würde“, sagt Kappenstein.
Für die Zukunft müsse man ohnehin darüber nachdenken, statt vieler Ein- besser Mehrfamilienhäuser zu errichten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Aber zuvor müssten erst einmal passende Grundstücke vorhanden sein. Und ohne Änderungen in den Bebauungsplänen wird da in absehbarer Zukunft nichts mehr draus.“
Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de
Die qm-Preise im 5/4-Äcker
Die gemeindeeigenen Grundstücke wurden gegen Höchstgebot ab einem Mindest-Quadratmeterpreis von 460 Euro vergeben. Der Gemeinderat hatte außerdem eine Förderung für Familien beschlossen: Pro Kind unter 18 Jahren gibt es einen Rabatt von 10 Euro pro Quadratmeter. Nach Angaben der Gemeinde wurde dieser Rabatt bislang bei 27 Grundstücken beantragt.
Die endgültige Höhe der Preise für gemeindeeigene Grundstücke kann noch nicht beziffert werden. Die Gemeinde schätzt sie aber auf etwa 520 bis 530 Euro pro Quadratmeter.
Rechnet man die privaten Grundstücke dazu, zu denen es ebenfalls noch keine endgültigen Zahlen gibt, so schätzt Bürgermeister Jürgen Kappenstein den durchschnittlichen Quadratmeterpreis auf „weit über 600 Euro“, auch mehr als 700 Euro seien gut möglich. beju
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