Konzert

Toller Auftakt der „KulturKircheKetsch“ mit „La Rosa Enflorece“

Wenn Totenklage gar nicht danach klingt: Das Ensemble „La Rosa Enflorece“ begab auf den Spuren der sefardischen Juden.

Von 
Marco Brückl
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Almut-Maie Fingerle (v. l., Sopran), Johannes Vogt (Theorbe) Almut Werner (Blockflöten) und Daniel Spektor (Violine) sind „La Rosa Enflorece“ und begeisterten in der Kirche St. Sebastian. © Brückl

Ketsch. Glücklicherweise war das Ensemble „La Rosa Enflorece“ gut vorbereitet und hatte eine Zugabe im Köcher. Denn die Besucher in St. Sebastian wollten partout nicht auf den Bänken sitzen bleiben, nachdem die vier – Almut-Maie Fingerle (Sopran), Almut Werner (Blockflöten), Johannes Vogt (Theorbe), Daniel Spektor (Violine) – gespielt hatten. Nach dem Konzert zum Auftakt der „KulturKircheKetsch“ gab es Applaus im Stehen. Und die Veranstalter sollten dies sehr wohl als Aufforderung für weitere Abende verstehen: „Bitte mehr davon.“

Nun könnte man – etwas ironisch – ins Feld führen, dass die Leute nach dem Darben in der Corona-Zeit geradezu ausgehungert sind, sodass es die Kulturschaffenden einfach haben. Das kann aber freilich die Brillanz von „La Rosa Enflorece“ nicht mindern und zeigt nur allzu sehr, wie wohltuend ein Konzertabend wie jener am Samstag in der Kirche St. Sebastian für die Seele ist.

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Nehmen wir zum Beispiel „Como la rosa en la güerta“ („Wie eine Rose in einem Garten“). Dabei handelt es sich um eine sefardische Weise, wohlgemerkt eine Totenklage, die vom Ensemble arrangiert wurde und plötzlich so wunderbar erklingt, als sei das Klagende abhandengekommen.

Überhaupt befanden sich die Musiker an diesem Abend auf den Spuren der sefardischen Juden. Die mussten ab 1492 aus Spanien (Sefarad ist der hebräische Name für Spanien) fliehen und verteilten sich vornehmlich in Marokko, aber auch in den Einzugsbereich des osmanischen Reiches und teilweise nach Frankreich, England, Holland und Italien.

So war das Konzert einer mediterranen Reise gleich – mit einem Ausflug sogar in die USA. Denn die sefardischen Juden hätten ihre Lieder selbstverständlich mitgenommen und an ihren Zufluchtsorten seien sie mitunter mit einem speziellen Anstrich versehen worden, sodass es von verschiedenen Liedern je nach erhaltenem Einfluss ganz unterschiedliche Versionen gebe, wie Almut-Maie Fingerle erklärte.

Es mischten sich unter anderem auch viele orientalische Elemente in diese Musik, was sie einmal mehr zu einem einzigartigen Hörerlebnis machte. Und freilich liegen die verschiedenen Fassungen auch in unterschiedlichen Sprachen vor. Die Hauptsprache der Sepharden war jedoch das Ladino – eine Mischung aus Spanisch, Hebräisch, Aramäisch aber auch aus dem Arabischen, dem Türkischen, dem Italienischen sowie dem Griechischen und Slawischen.

Zufriedene Mienen waren jedenfalls auf Seiten der Veranstalter zu sehen. Federführend werden diese in der nächsten Zeit von einem Ausschuss des Pfarrgemeinderats zur Kirchennutzung in Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Kantor in St. Sebastian, Professor Stefan Göttelmann, geplant und durchgeführt. Kirchengemeinderat Oliver Brinkmann hatte die Besucher begrüßt und die Intention von „KulturKircheKetsch“ beschrieben – nämlich mit Kultur eine neue Nähe zu den Menschen zu schaffen. Das darf bis hierhin als geglückt gelten.

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