Ketsch. Temperaturen jenseits der 30 Grad, die Sonne zeigt ihr strahlendes Gesicht ohne die geringste Spur einer Wolke - kurzum: Am vergangenen Wochenende dürfte sich so ziemlich jeder nach einer passenden Abkühlung gesehnt und umgeschaut haben. Normalerweise ist die Gemeinde Ketsch hierfür bestens gewappnet, schließlich gibt es hier mit dem über die Ortsgrenzen hinaus beliebten Freibad sowie der Badestelle Hohwiese gleich zwei passende Möglichkeiten, um der Hitze zu trotzen.
Die Betonung liegt hier allerdings auf „normalerweise“, denn bereits Mitte vergangener Woche hat sich eine Konstellation angebahnt, die wohl durchaus als „Worst Case“-Szenario zu bezeichnen ist. Ein technischer Defekt bezüglich der Kompensationsanlage zwang das Freibad bereits mittwochs dazu, zu schließen und nur kurze Zeit später, hat das Landratsamt am Freitag das Baden an der Hohwiese aufgrund mikrobiologischer Belastung verboten.
Somit waren beide Abkühlungsmöglichkeiten über das von Hitze geprägte und letzte Wochenende der Pfingstferien nicht für Badegäste geöffnet. Doch nun gibt es zumindest teilweise Entwarnung: „Das Freibad wird am Dienstag wieder wie gewohnt um 11 Uhr öffnen“, teil Bürgermeister Timo Wangler auf Nachfrage mit.
Grund für die Schließung war ein technischer Defekt an der Kompensationsanlage, die unter anderem für die Wasserstandkontrolle der Becken zuständig ist. „Nach Rücksprache mit einer Fachfirma am Freitag vor Ort wurden wir darüber informiert, dass die Kompensationsanlage für den laufenden Betrieb nicht zwingend notwendig sei“, teilt Bürgermeister Timo Wangler mit und fügt hinzu: „Am Wochenende haben wir daher die Becken wieder in Betrieb genommen. Die erforderliche Wasserqualität ist nun erreicht und wir können das Freibad öffnen.“
Wegen Defekt: Muss das Ketscher Freibad erneut schließen?
Der Defekt sorgte jedoch dafür, dass die Kompensationsanlage wohl nicht mehr zu retten ist und aller Voraussicht ersetzt werden muss. Hierfür wird es am Mittwoch, 25. Juni, eine eingehende Schadensanalyse gemeinsam mit der Fachfirma erfolgen. „Diese Überprüfung kann im laufenden Betrieb stattfinden“, kündigt Bürgermeister Wangler an und nimmt damit gleichzeitig die Sorge, dass das Bad nochmals geschlossen werden muss. Auch wenn die Kompensationsanlage für den laufenden Badebetrieb nicht zwingend notwendig ist, so trägt sie dazu bei, den Betrieb des Schwimmbads effizienter, wirtschaftlicher und sicherer zu gestalten.
„Dass der Ausfall jetzt natürlich ausgerechnet bei diesem Wetter und am letzten Wochenende der Pfingstferien passiert, ist auch für uns besonders ärgerlich“, bedauert das Gemeindeoberhaupt. Bei erwarteten mindestens 3000 Besuchern täglich, muss man nicht lange rechnen, um den Einnahmeausfall für Ketsch zu erahnen.
Umso erfreulich dürfte also die Nachricht sein, dass das Freibad die gezwungene Schließung nun hinter sich lassen kann. Weniger positive Nachrichten gibt es jedoch hinsichtlich der Badestelle Hohwiese. Im zweiwöchigen Rhythmus wird die Wasserqualität dort vom Landratsamt Rhein-Neckar überprüft. Das Ergebnis der jüngsten Probe zwang die Verantwortlichen, den Badebetrieb zu unterbinden - dieses Verbot wird noch bis mindestens Freitag, 27. Juni, bestehen bleiben.
Ketscher Bürgermeister appelliert an die Gäste der Hohwiese
„Das Landratsamt Rhein-Neckar, das regelmäßig Gewässerproben durchführt, informierte uns am vergangenen Freitagmittag über eine mikrobiologische Überschreitung des Wassers, die ein sofortiges generelles Badeverbot im gesamten Hohwiesensee erforderlich machte“, schildert Bürgermeister Wangler mit dem eindringlichen Appell, sich an dieses Verbot zu halten, um mögliche Erkrankungen durch den Kontakt mit dem belasteten Wasser zu verhindern.
Gute Nachrichten gibt es jedoch auch hier, denn das Areal der Hohwiese wird, genauso wie die dortige Gastronomie, geöffnet bleiben. „Gerne kann man dort verweilen, aber ins Wasser zu gehen ist vorerst noch tabu!“, unterstreicht Bürgermeister Wangler. Nun werde das Gesundheitsamt am Dienstag die Nachuntersuchung vornehmen. Das Ergebnis liege voraussichtlich bis Freitag vor, sodass erst dann entschieden werde, ob das Badeverbot aufgehoben werden kann.
Das Landratsamt gibt auf Nachfrage weitere Details: „Bei der Untersuchung wurden erhöhte Werte von Escherichia coli und Enterokokken festgestellt, die auf eine fäkale Verunreinigung des Wassers hinweisen.“ E. coli-Bakterien und auch Enterokokken-Bakterien seien ein natürlicher Bestandteil der Darmflora von Menschen und Tieren.
„Ein gehäuftes Auftreten im Wasser kann jedoch auf hygienische Probleme hindeuten. Bei Überschreitung bestimmter Grenzwerte besteht ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Beschwerden, insbesondere Magen-Darm-Erkrankungen“, begründet das Landratsamt die Entscheidung. Bei beiden Bakterienwerten haben die Messungen deutliche Überschreitungen des Grenzwertes gezeigt.
E.Coli und Enterokokken: Werte am Ketscher Hohwiesensee sind deutlich erhöht
„Der Grenzwert für E. coli liegt bei 1800 KBE/100 ml und das Prüfergebnis lag bei 16740 KBE/100ml. Für die Enterokokken liegt der Grenzwert bei 660 KBE/100 ml und das Prüfergebnis lag bei 6581 KBE/100 ml“, heißt es weiter zu den detaillierten Werten. „Die aktuellen Werte weichen also deutlich von der bisherigen Qualität ab, weshalb unser Gesundheitsamt aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes zum jetzigen Zeitpunkt kein Baden im Howiesensee empfehlen kann.“
Gleichzeitig wird betont, dass die Wasserqualität der Hohwiese in den vergangenen Jahren dank der Fürsorge vom Pächter und Betreiber stets sehr gut war. Als wahrscheinlichen Grund für den nun so negativen Wert nennt das Landratsamt Verunreinigungen durch die dort vorkommenden afrikanischen Nilgänse, die im Rhythmus von nur wenigen Minuten durchgehend Kot absetzen.
„Die Gemeinde Ketsch wurde auf die Gänse, beziehungsweise die afrikanischen Nilgänse und der damit einhergehenden Problematik, also die Eintragung von Kot in den See aufmerksam gemacht“, so das Landratsamt. Wie man der invasiven Art tatsächlich Herr werden kann, liege in der Verantwortung der Gemeinde.
Abschließend weist das Landratsamt darauf hin, dass eine exakte Prognose für einen Termin zur Wiedereröffnung des Badebetriebs an der Hohwiese momentan nicht möglich ist: „Sobald die Messwerte wieder im unbedenklichen Bereich liegen, wird das Badeverbot unverzüglich aufgehoben. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch noch keine verlässliche Prognose zum Zeitpunkt der Wiederfreigabe geben.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-uebeltaeter-nilgans-hohwiese-bleibt-geschlossen-ketscher-freibad-oeffnet-aber-wieder-_arid,2312037.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-ketscher-freibad-bleibt-weiter-geschlossen-_arid,2311567.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-schnatterndes-chaos-nilgans-familie-nimmt-garten-in-ketsch-ein-_arid,2196858.html
Kommentar Worst Case eingetroffen: Hohwiese-Verbot und Freibadschließung in Ketsch