Ketsch. Fliegt da etwa eine kleine weiße Feder durch das Kirchenschiff? Wegbereiter eines gigantischen Abends der unvergessenen Titelmelodien von Kinoklassikern waren die Töne zum Kino-Hit „Forrest Gump“ ganz rein, klar und ungestört von Keyboarder Marius Müller gespielt. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Kirche St. Sebastian und öffneten eine „Pralinenschachtel“ feinster Film-Motiv-Songs, die den Abend nicht nur versüßten, sondern zu einem Genuss machen.
Bereits zum dritten Mal hat Athi Sananikone Freunde um sich geschart, die die „KulturKircheKetsch“ (KKK) temperamentvoll und leidenschaftlich mit Ohrwurmpotenzial füllten. „Athi.rocks“ und seine Freunde Peter Lauer am Schlagwerk, Jochen Treu am Saxofon, Bassist Dominik Plieger, die Sängerinnen und Sänger Mario Kastner, Lisa Mürle, Vanessa Marchi, Marius Müller (Keyboard), Athi Sananikone (Gesang und Gitarre) sowie vom Jazz- und Gospelchor Kirrlach Caroline Neuber, Steffen Nickler, Claudia Heilig, Gerhard Weik, Lisa Rau, Jessica Besninsky, Julika Ritter und Katharina Endres sorgten für den Konzertgenuss „KulturKircheKetsch“.
Ketscher Ministranten verkaufen Brezeln für ihre Wallfahrt nach Rom
Also trafen sich Wiederholungstäter auf beiden Seiten, auf Athis Abfrage hin reckten sich etliche Hände im Kirchenschiff nach oben, bekannte man sich dazu, Fan zu sein. „Geschätzt 350 Gäste“, freute sich Dr. Oliver Brinkmann vom Team „KulturKirche“ über den tollen Zuspruch. Er begrüßte, stellte die Ministranten mit ihrem Brezelstand vor, die den Verkaufserlös für ihre Wallfahrt nach Rom verwenden werden, lud ein, in der Konzertpause und danach den KKK-Kreis bei einem Getränk kennenzulernen.
Je mehr Stimmen, desto mehr Klangvolumen, das ist eine einfache Rechnung, die beim Sister Act-Knaller „Joyful joyful“ von acht Sängerinnen und Sängern des Jazz- und Gospelchors Kirrlach als Gastchor getragen, voll aufging. Am 26. Oktober wird der Kirrlacher Chor in voller Stimmstärke, also rund 60 Personen, sein eigenes Konzert in der Ketscher Kirche singen, darauf darf man sich bereits freuen, die Visitenkarte vom vergangenen Wochenende war wohl platziert.
Athi Sananikone streute immer wieder kleine Anekdoten über die Lieder ein, deren sehr bunte Mischung von Disney’s Frozen mit „Let it go“ – Elsas Lied, in einer gefühlvoll-starken Darbietung von Vanessa Marchi, bis zum Hip-Hop-Song „Lose yourself“– im Original von Rapper Eminem – reichte, beim Konzert druckvoll von Mario Kastner interpretiert.
Whitney Houstons Klassiker "I will always love you" hallt durch die Ketscher Kirche
Gegen Konzertende zeigte Kastner sein Können erneut mit Coolios „Gangsta’s Paradise“. Lisa Mürle brillierte mit dem James-Bond-Titelthema „Skyfall“ von Adele und gleichsam volumenreich mit dem Bodyguard-Song von Whitney Houston „I will always love you.“ Gänsehaut pur verursachten die exzellent gespielten Saxofon-Parts dank Jochen Treu, der seine Instrumente – übrigens wie alle Musiker beim Konzert – perfekt beherrscht. Sananikone selbst war immer wieder solo stimmlich im Vordergrund oder Teil von Duetten.
Mal war es der Schmachtsong „Up where we belong“ von Joe Cocker und Jennifer Warnes aus „Ein Offizier und Gentlemen“, den er mit Lisa Mürle sang, mal der Ausflug in die Zeit von „Grease“ mit Vanessa Marchi und dem Gassenhauer aus dem Jahr 1978 „You‘re the One That I Want“ von Olivia Newton-John und John Travolta – immer war es Athi, im weißen Anzug, der den männlichen Part individuell mit Leben füllte.
Für wohlige Vibes sorgte auch das Duett „Don’t let go“ von En Vogue in der Version mit Lisa Mürle und Vanessa Marchi. Emotional ist der „Circle of Live“ von Elton John aus dem Disney Film und Musical „Der König der Löwen“ allemal, erhält er ein Urwaldgeräusche-Trommel-Intro von Peter Lauer, positioniert er sich mit fulminantem Klang im Gotteshaus direkt in alle Herzen.
"You'll be in my Heart" aus Disneys Tarzan sorgt für stehende Ovationen in Ketsch
Viele singen mit, bewegen sich im Takt zur Hitmelodie, auch wenig später zu „You’ll be in my Heart“ aus dem Disney-Film und Musical Tarzan und der versierten Hitmacher-Feder von Weltstar Phil Collins. „Oh happy Day“ aus Sister Act bringt alle Akteure zum Abschluss auf die Stufen zum Altar und das Publikum noch nicht ganz zum letzten Mal an diesem Abend zu stehenden Ovationen.
Ins Moulin Rouge entführten als Zugabe Lisa Mürle, Vanessa Marchi und Mario Kastner mit „Lady Marmelade“. Perfekter Abschluss und zeitgleich ein Quäntchen mehr Gesprächsstoff beim abschließenden „Come together“ mit dem KKK-Team bei Getränken und mehr. Den hatte Athi mit einem Statement für Vielfalt, die das Leben in all seinen Aspekten magisch mache, die man tolerieren sollte und gegen „alles Bescheuerte“, was weltweit so passiere, unter großem Applaus bereits geliefert.
Nichts falsch gemacht, möchte man sagen, weder mit der Wahl der Location, noch mit dem Mix der Filmmelodien. Daumen hoch für ein klasse Konzept zur Belebung einer Kirche als ganz besonderem Veranstaltungsraum und einem Konzert mit Gänsehaut – und Mitsingcharakter.
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