Ketsch. Als der aktuelle Vorsitzende des Foto- und Filmclubs Ketsch (FFC) Dr. Dietrich Schmidt im Jahr 1982 in den 18 Jahre zuvor gegründeten Verein eintrat, war die Digitalfotografie oder allein der Gedanke, dass man mit einem Handy ein Bild machen könnte, noch in weiter Ferne. Auch Bruno Erni, der 1975 zum FFC kam und inzwischen Bezirksleiter Rhein-Neckar und Nordbaden beim Deutschen Verband für Fotografie ist, hätte sich damals sicher nicht vorstellen können, dass er 50 Jahre später die Menge seiner derzeitigen Bilder in vielleicht 600 Gigabyte Speicherkapazität verortet.
Doch ganz gleich, wie sich die Möglichkeiten des Fotografierens, Filmens und der anschließenden Bearbeitung verändert hat, eines ist den beiden begeisterten Hobbyfotografen immer geblieben: die Freude an interessanten Motiven, die Neugierde an den schier unendlichen Möglichkeiten, diesem Hobby zu frönen, und der achtsame Blick. Denn ein perfektes Bild könne schließlich überall entstehen und vielleicht am wenigsten, wenn man es mit Druck und Zwang sucht.
Viel Erfahrung und Wissen bringen Schmidt und Erni in den Verein ein, dessen rund 40 Mitglieder, von denen derzeit 18 aktiv sind, sich zweimal im Monat zu Clubabenden im Ferdinand-Schmid-Haus treffen und dazu ergänzend Fotoexkursionen unternehmen.
Verein besteht seit 64 Jahren
„1960 hat der Ketscher Fotograf Helmut Scholz den Verein gegründet und schnell wuchs er auf rund 100 Mitglieder an. Damals war die Dokumentation des Ortsgeschehens oder von Festen und Veranstaltungen in Ketsch der Schwerpunkt. Mit Harald Horacek gibt es in unseren Reihen tatsächlich noch heute ein Gründungsmitglied“, erklärt Dietrich Schmidt, der mit seinen 72 Jahren genau das Durchschnittsalter der derzeitigen Vereinsmitglieder des Clubs hat.
Damals sei man mit Fotokameras und Filmen, mit denen man 36 Bilder machen konnte, unterwegs gewesen, man hat vorab entschieden, ob man Schwarz-Weiß- oder Farbfotografien anfertigt, oder man hat auf acht oder 16 Millimeter gefilmt. „Und dann begann erst die richtige Arbeit. Das Schneiden und Nachbearbeiten, das Vertonen oder die vielen Stunden in der Dunkelkammer“, sagt Bruno Erni und lacht.
Wenn man den 82-jährigen Mann heute am Laptop sieht, scheinen dieses Erinnerungen wirklich wie aus einer ganz anderen Zeit zu sein. Von der „zwei-äugigen“ Rolleiflex des Vaters von Erni wird berichtet. Und Schmidt erinnert sich an die Kodak Retina, die es, als er Jugendlicher war, bei ihm zu Hause gab. „Früher traf sich der Foto-und Filmclub in der Neurotschule, dort gab es eine Dunkelkammer und ein kleines Fotostudio, welches, unterstützt vom früheren Bürgermeister Ferdinand Schmid, entstand“, erinnern sich die beiden im Gespräch mit unsrer Zeitung.
Keine Dunkelkammer mehr
„Inzwischen wird natürlich keine Dunkelkammer mehr benötigt und die Räumlichkeiten werden mittlerweile anderweitig genutzt“, informiert Dietrich Schmidt. Doch wer nun glaubt, der Enthusiasmus oder die Begeisterung für das Fotografieren sei bei den Mitgliedern des Foto-und Filmclubs mit der letzten eingelegten Filmrolle in eine Analogkamera entschwunden, der sei mit Verlaub sprichwörtlich „unterbelichtet“, lautet ein Scherz der Fotografen.
„Die Digitalfotografie und die Möglichkeiten der Bildbearbeitung, das hat schon seinen Reiz“, erklärt Bruno Erni, der immer wieder Vorträge bei den Clubabenden hält – beispielsweise über Makrofotografie, Panorama- oder Überblendtechniken. Und so bildet sich Erni stets über Neuerungen in Sachen Fotografie weiter.
Er fotografiere gerne mit einer Olympus, während Dietrich Schmidt auf Canon zugreift. „Man entscheidet sich für einen Hersteller und meistens bleibt man dabei, weil die Objektive nur auf Kameras eines Herstellers passen und dies ein echter Kostenfaktor ist“, informiert der Vorsitzende des FFC.
Innerhalb des Vereins werden außerdem zweimal im Jahr Fotowettbewerbe ausgelobt. Dabei würden Themen vorgegeben, jeder dürfe vier Bilder einreichen, welche dann wiederum von befreundeten Fotoclubs begutachtet würden.
Pilze, Schlüssel und Schlösser
„Dabei geht es um das Mitmachen, die ersten drei erhalten Urkunden, aber wer ambitionierter ist, kann natürlich auch bei Landeswettbewerben oder Bundeswettbewerben Bilder einreichen. Unseren aktuellen Jahreswettbewerb haben die Themen Pilze im Wald und Schlüssel und Schlösser“, führt Bruno Erni weiter aus.
Vor wenigen Wochen habe sich der Verein zum Besuch der Winterlichter in Mannheim im Luisenpark getroffen, natürlich mit dem Ziel, außergewöhnliche Aufnahmen zu machen. „Für mich ist die Fotografie Entspannung, Ruhe und Kreativität gleichermaßen. Ich bin gerne in der Natur unterwegs, habe meine Kamera dabei und mal ergibt sich ein Bild und mal nicht, ganz ohne Stress. Man wird achtsamer und aufmerksamer. Wie sagt man so schön: Erst muss man das Sehen lernen und dann lernt man das Fotografieren“, fasst Dietrich Schmidt überzeugt zusammen.
Info: Weitere Informationen zum Foto- und Filmclub Ketsch gibt es unter www.ffc.ketsch.de
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